Wo die Wuerfel fallen
eigenen neuen Staat mit einer fortschrittlichen konstitutionellen Monarchie, der 1831 von den europäischen Großmächten anerkannt wurde.
Tanz auf dem Vulkan
Am 31. Mai 1830, kurz vor der Julirevolution, gab Louis Philippe im Palais Royal in Paris einen Ball zu Ehren seines Schwagers, des Königs von Neapel. In seiner Eigenschaft als französischer Botschafter in Neapel nahm auch der Graf Salvandy an dem Fest teil. Er machte Louis Philippe Komplimente zu dem glanzvollen, gelungenen Fest, setzte aber in Anspielung auf den bei Neapel liegenden Vesuv ahnungsvoll hinzu: »Das ist ein ganz neapolitanisches Fest, mein Fürst, wir tanzen auf einem Vulkan.«
Enrichissez-vous
Der Ausspruch
enrichissez-vous
(= bereichert euch) wird dem französischen Minister für das Unterrichtswesen François Guizot (1787 – 1874) zugeschrieben. Unter der Herrschaft des Bürgerkönigs Louis Philippe (reg. 1830 – 1848) kam es zu einem großen wirtschaftlichen Aufschwung in Frankreich, vor allem im Eisenbahnbau, wovon besonders das Großbürgertum profitierte. Den Belangen und Nöten der Arbeiterschaft wurde keinerlei Beachtung geschenkt. Im Frankreich Louis Philippes bildete sich jene bürgerliche |150| Klassengesellschaft aus, an der sich 1848 unter anderem die Kritik von Karl Marx (
Kommunistisches Manifest
) entzündete. Auch Louis Philippes anfangs liberaler Regierungsstil wurde immer reaktionärer. Die Februarrevolution 1848 in Frankreich beendete dann auch seine Herrschaft.
1848
Die Jahreszahl 1848 wurde zum Begriff. Das ganze Jahr hindurch zogen sich revolutionäre Unruhen in vielen Ländern Europas.
Februarrevolution
Ihren Ausgang nahmen die Umwälzungen des Jahres 1848 Ende Februar in Frankreich. Das Verbot eines Banketts zur Wahlrechtsreform durch den zunehmend reaktionär gewordenen »Bürgerkönig« Louis Philippe am 21. Februar löste Unruhen aus, die am 24. zu seinem Sturz führten. (Der 21. Februar war zufällig auch der Tag, an dem Karl Marx und Friedrich Engels das
Kommunistische Manifest
veröffentlichten.) Die Zweite Republik wurde ausgerufen.
Dieser Funke sprang in Deutschland zunächst nach Baden über, wo noch Ende Februar in Mannheim eine Volksversammlung die Badische Revolution auslöste. Deren Forderungen nach Volksbewaffnung, Pressefreiheit, Schwurgerichten und einem nationalen Parlament markierten sozusagen die politischen Topthemen des Jahres.
Märzrevolution
Im März 1848 überschlugen sich die Ereignisse in ganz Deutschland und in anderen europäischen Staaten. Am 13. März trat Klemens Wenzel Fürst von Metternich zurück und floh nach London. Ungarn erhob sich gegen Österreich. In Berlin bauten Aufständische Barrikaden und lieferten sich mehrtägige Straßenschlachten mit der vom König eingesetzten Kavallerie. Die Särge der »Märzgefallenen« wurden auf den Stufen des Berliner Doms aufgebahrt, |151| was Adolph von Menzel in einem eindrucksvollen Gemälde festhielt. Bereits Ende März tagte das Vorparlament in Frankfurt. Am 2. April wurden die Karlsbader Beschlüsse von 1819 vom Deutschen Bundestag aufgehoben. Mitte April riefen Friedrich Hecker und Gustav von Struve in Baden die Republik aus.
Paulskirche
Die Nationalversammlung, das erste deutsche Parlament, trat am 18. Mai 1848 in der Frankfurter Paulskirche zusammen. Unter den 812 gewählten Abgeordneten und ihren Stellvertretern waren sehr viele Akademiker (Professoren) und Freiberufler (Anwälte, Unternehmer); den größten Anteil stellten die Beamten, denen damals große politische Sachkunde zugeschrieben wurde. Es gab verschiedene Fraktionen. Erster Parlamentspräsident war Heinrich von Gagern (1799 – 1880). Er war schon Mitglied der Urburschenschaft von Jena gewesen und hatte an der Schlacht von Waterloo teilgenommen. Zuletzt war er Hessen-Darmstädtischer Staatsbeamter, einer der populärsten gemäßigten Liberalen und an allen Vorbereitungen zur Paulskirchenversammlung maßgeblich beteiligt.
Hauptaufgabe der Nationalversammlung war die Ausarbeitung einer Verfassung für das damals schon »Deutsches Reich« genannte Staatsgebilde, das nun ein Bundesstaat werden sollte und kein Staatenbund wie der Deutsche Bund. Nach turbulenten und langwierigen Diskussionen wurde schließlich das »Gesetz über die Grundrechte des deutschen Volkes«, die Verfassung, am 28. März 1849 verkündet. Sie sah die staatliche Einheit Deutschlands unter einer konstitutionellen Monarchie vor, schrieb das allgemeine Wahlrecht fest und enthielt einen schon
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