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Wo die Wuerfel fallen

Titel: Wo die Wuerfel fallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Zeit die Schweiz, die wirtschaftlich prosperierte und sich 1848 eine liberale Bundesverfassung gegeben hatte, in der die Freiheitsrechte garantiert waren, der Traum aller deutschen Revolutionäre. (Daher wurde die Schweiz gerade im Zuge der Märzrevolution ein wichtiger Zufluchts- und Asylort für deutsche radikale Revolutionäre, die teilweise steckbrieflich gesucht wurden.)
    Die Prosperität der Gründerzeit ist in vielen Stadtbildern in den heute so beliebten »Altbauvierteln« bis in unsere Zeit erhalten oder, wie etwa in Leipzig nach 1989, wiederhergestellt worden.
    In Deutschland wurde der Gründerboom durch die hohen französischen Reparationszahlungen nach dem Deutsch-Französischen Krieg noch einmal verstärkt, die vor allem in Infrastrukturmaßnahmen (Eisenbahn, Kanalisation) flossen.
    Völker hört die Signale
    Der berühmte Refrain des Kampfliedes der internationalen sozialistischen Arbeiterbewegung lautet vollständig: »Völker hört die Signale, auf zum letzten Gefecht/Die Internationale erkämpft das Menschenrecht.« Das Lied entstand 1871 unmittelbar nach der Niederwerfung der Pariser Kommune. Der französische Ursprungstext stammt von Eugène Pottier, die deutsche Übersetzung mit dem bekannten Refrain zwischen den drei Strophen von Emil Luckhardt (1910). Gemäß der Marx’schen |161| Parole »Proletarier aller Länder, vereinigt euch!« war die Arbeiterbewegung stark international ausgerichtet. Die Organisation der sogenannten Ersten Internationale hatte Karl Marx 1864 selbst in London begründet; sie war 1872 an Differenzen mit den Anarchisten um Michail Bakunin zerbrochen.
    Die Zweite Internationale wurde 1889 in Paris gegründet. In Deutschland hatte die sozialistische Bewegung ihre Wurzeln in Arbeitervereinen aus der Zeit der Märzrevolution von 1848. 1863 gründete Ferdinand Lasalle in Leipzig den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein, 1869 August Bebel und Wilhelm Liebknecht in Eisenach die Sozialdemokratische Arbeiterpartei. Sie wurden 1875 in Gotha zur Sozialistischen Arbeiterpartei vereinigt und von Bismarck vehement bekämpft (Sozialistengesetze). Der Verlust der Kontrolle über die in sozialistischen oder kommunistischen Parteien organisierten Arbeitermassen war das Schreckgespenst aller monarchischen oder bürgerlich-republikanischen Regierungen in Europa. Die »Sozialistengesetze« verboten nicht die Partei selbst, aber jegliche politische Betätigung außerhalb des Reichstages. Dauerhaft eindämmen konnten sie die Bewegung nicht.
    Kirchturmpolitik
    Als »Kirchturmpolitik« bezeichnet man abwertend politische Entscheidungen, die vor allem eine eng umgrenzte Zielgruppe oder eine bestimmte Region bevorzugen.
    Die Bezeichnung umschreibt so bildhaft das Eintreten für das eigene Dorf (eben den »Kirchturm«) und Auswirkungen von Maßnahmen, die nur so weit bedacht werden, wie man den eigenen Kirchturm sieht. Der Begriff wurde vermutlich von Bismarck geprägt, nachweisen lässt sich dies allerdings nicht.
    Der Lotse geht von Bord
    Im »Dreikaiserjahr« 1888, nach dem Tod seines Großvaters Wilhelm I. und dem Krebstod seines Vaters Friedrich III. im gleichen Jahr nach nur hunderttägiger Regierungszeit, wurde Wilhelm II. Kaiser des Deutschen Reiches. Drei Jahre später entließ der 3 1-jährige Kaiser den damals 7 5-jährigen Reichskanzler Otto von Bismarck, der fast dreißig Jahre lang die Geschicke Preußens und Deutschlands wesentlich bestimmt und vor allem den |162| deutschen Nationalstaat geschaffen hatte. Die englische Zeitung
Punch
kommentierte die Entlassung Bismarcks mit einer der berühmtesten politischen Karikaturen aller Zeiten: Ein jugendlich tölpelhaft wirkender »Kapitän« Wilhelm sieht vom Deck eines großen Dampfers dem gesetzten alten Bismarck nach, der mit grimmiger Miene die Außenbordleiter hinabsteigt und damit das (Staats-) Schiff, das er so lange gesteuert hat, verlässt.

Modernität im 19. Jahrhundert
    Rotes Kreuz
    Der Genfer Geschäftsmann Henri Dunant (1828 – 1910) wollte mit dem französischen Kaiser Napoleon III. über ein Bewässerungsprojekt in der algerischen Wüste sprechen. Der französische Kaiser befand sich im Krieg mit Österreich, der auf italienischem Boden ausgefochten wurde. Dunant begab sich zum Kaiser an die Front und geriet so eher durch Zufall am Abend des 24. Juni 1859 in die Schlacht von Solferino. Er wurde Augenzeuge des Leides der verwundeten Soldaten auf beiden Seiten. Solferino war die blutigste Schlacht seit Waterloo (1815). Die

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