Wo die Wuerfel fallen
Sanitätsdienste waren völlig überfordert. Spontan organisierte Dunant Hilfe aus den umliegenden italienischen Dörfern. Er errichtete ein provisorisches Krankenhaus und ließ Franzosen und Österreicher ohne Ansehen der Person behandeln. Seine eindringlichen brieflichen Schilderungen dieser Erlebnisse wurden in Frankreich veröffentlicht, von der Regierung aber als Hochverrat betrachtet. Dunant musste Italien verlassen. Aus Sorge um die österreichischen Verwundeten, die er nicht schutzlos zurücklassen wollte, führte er einen Wagenkonvoi zwischen den Kriegsparteien hindurch, die Verwundeten waren unter weißen Laken, die mit roten Kreuzen aus Blut gekennzeichnet waren, verborgen.
Unter dem Eindruck von Solferino mobilisierte Dunant Politiker und Militärs und trieb die Gründung eines internationalen Hilfskomitees zur Verwundetenpflege voran (1863), das seit 1876 den |163| Namen »Internationales Komitee vom Roten Kreuz« trägt. Der Name erinnert natürlich sehr stark an die Ordensgründungen der Kreuzritter, die ja ebenfalls ursprünglich zur Versorgung der Verwundeten im Heiligen Land entstanden sind.
Genfer Konvention
Die Genfer Konvention von 1864 beinhaltet ein humanitäres Völkerrecht zum Schutz der Verwundeten, Kranken und Schiffbrüchigen im Falle bewaffneter Konflikte. Natürlich werden auch die Sanitäter durch dieses Recht geschützt. Die Konvention entstand auf Initiative des Schweizers Henri Dunant, des Begründers des Roten Kreuzes, und wurde ursprünglich zwischen zwölf europäischen Staaten in Genf vereinbart. Heute haben 194 Staaten das Genfer Abkommen, das immer wieder erweitert wurde, unterzeichnet. Die Schweiz ist Depositarstaat der Verträge. In Artikel 7 der Genfer Konvention wurde das Rote Kreuz als Schutzzeichen festgelegt, 1929 kam der Rote Halbmond als Schutzzeichen hinzu und 2005 der Rote Kristall, ein weltanschaulich bewusst neutrales Symbol.
Pazifismus
Das Wort wurde um 1900 von dem Präsidenten der »Ligue Internationale de la Paix et de la Liberté«, Émile Arnaud, geprägt. Die Pazifismus-Bewegung war im 19. Jahrhundert aus der internationalen Arbeiterbewegung entstanden und hatte auch in bürgerlichen Kreisen Anklang gefunden. Ihre prominenteste Vertreterin im deutschsprachigen Raum war die österreichische Adelige Bertha von Suttner (1843 – 1914), die mit ihrem Roman
Die Waffen nieder!
einen internationalen Bestsellererfolg errang und um die Jahrhundertwende eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Welt war. 1905 erhielt sie den Friedensnobelpreis.
Nobelpreis
Der schwedische Dynamit-Erfinder und Industrielle Alfred Nobel (1833 – 1896) hatte eine Stiftung gegründet und in seinem Testament bestimmt, dass die Zinsen daraus jeweils »denen zugeteilt werden sollen, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen gestiftet haben«. Die ersten Preise wurden 1901 verliehen. Die Auswahl der Nobelpreisträger für Physik und Chemie |164| trifft die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften, diejenige für Medizin das schwedische Karolinska Institut, die für Literatur die Schwedische Akademie und den Friedensnobelpreisträger benennt ein Komitee des norwegischen Parlamentes Storting.
Höher, schneller, weiter
Beeindruckt und beeinflusst von archäologischen Ausgrabungen in Olympia verwendete sich der französische Baron Pierre de Coubertin (1863 – 1937) seit den 1880er-Jahren für eine Neubegründung der Olympischen Spiele, die dann 1896 erstmals in Athen stattfanden. In Anlehnung an die während der antiken Spiele zwischen den griechischen Stadtstaaten bestehende Friedenspflicht wollte Coubertin ein friedliches Sportwettkampffest der Völkerverständigung. Er war auch von den angelsächsischen pädagogischen Ideen des Sports als Charakterschule beeinflusst. Coubertin gründete das Internationale Olympische Komitee, dessen erster Generalsekretär er war, adaptierte und propagierte das Olympische Motto »Höher, schneller, weiter« und entwarf das Symbol der fünf Ringe.
Bücher und Schriften, die Geschichte machten
Die deutsche Rechtschreibung
Konrad Duden:
Vollständiges orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache
(1880)
Der Gymnasialdirektor in Soest, Schleiz und Hersfeld Konrad Duden (1829 – 1911) verfolgte zeit seines Lebens das Projekt einer Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung. Seiner privaten Initiative entsprang das Wörterbuch als Rechtschreibhilfe, das seinen Namen trägt. Es wurde 1902 durch
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