Wo die Wuerfel fallen
selbst den Anstoß gegeben hatte, die Parteien in die Regierungsverantwortung einzubinden, griff diese Aussage begierig auf. Das Bild des vom »im Felde unbesiegten deutschen Soldaten«, dem von einem »roten« Aufrührer der Dolch in den Rücken gestoßen wird – es war auch auf Plakaten zu sehen –, war propagandistisch sehr eingängig. Der von republikanischen Politikern unterzeichnete Waffenstillstand wurde somit als geradezu mörderischer Verrat denunziert.
Spartakusaufstand
Als »Spartakusaufstand« oder »Januaraufstand« wird ein Generalstreik bezeichnet, an dem sich der Spartakusbund maßgeblich beteiligte. Der Spartakusbund war eine extrem linke, radikalsozialistische Vereinigung um Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, die sich 1914 gebildet hatte und in innerparteilicher Opposition zur SPD stand. Die Spartakisten forderten eine Regierung aus Arbeiter- und Soldatenräten. Bereits im Dezember 1918 kam es zum Bruch mit den Sozialdemokraten. Daraufhin gründeten die Spartakisten die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Einem Streikaufruf im Januar, dem sich die Spartakisten anschlossen, folgten allein in Berlin eine halbe Million Menschen. Diese erregten Menschenmassen zogen in die Innenstadt. Nach einigen Tagen griffen auch rechtsextreme Freikorpsverbände in die Geschehnisse ein. Die regierungstreuen Truppen, die Linksextremisten, die Rechtsextremisten – alle Seiten waren bewaffnet. Die Gewalt eskalierte. Am 15. Januar 1919 wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht von Freikorpsleuten in einer Wohnung in Wilmersdorf aufgespürt, »verhaftet«, misshandelt und ermordet. Luxemburgs Leichnam wurde in den Landwehrkanal geworfen.
Weimarer Republik
Bereits im November 1918, gleich nach der Ausrufung der Republik, hatte die Regierung Reichstagswahlen anberaumt, die am 19. Januar 1919 abgehalten wurden; erstmals mit |177| Frauenwahlrecht. Wegen der exzessiven Unruhen im Zusammenhang mit dem Spartakusaufstand in Berlin im Januar versammelte sich das Parlament nicht im Reichstag, die Delegierten wichen in das ruhige und sicherere Weimar aus. Im Nationaltheater Schillers und Goethes traten sie am 6. Februar erstmals zusammen. Hauptaufgabe war die Verabschiedung einer Verfassung. Den Verfassungsentwurf legte der Linksliberale und überzeugte Demokrat Hugo Preuß vor. Er wurde für kurze Zeit Innenminister und war sozusagen der Autor der Verfassung. Sie wurde von der Weimarer Versammlung am 31. Juli angenommen und trat am 11. August in Kraft. Dieser Tag wurde zum Nationalfeiertag der Weimarer Republik. Die Weimarer Verfassung wurde auch zum Vorbild für das Grundgesetz, vor allem für den Teil, in dem es um die Grundrechte geht.
Diktatfrieden
Der Versailler Vertrag beendete formell den Kriegszustand zwischen Deutschland und den Siegermächten. Er wurde ohne Beteiligung Deutschlands ausgehandelt. Nach der Drohung, militärisch im Deutschen Reich zu intervenieren, ratifizierte der Reichstag den Vertrag am 22. Juni 1919 und erkannte damit die Bedingungen an. Der Vertrag sah hohe Reparationsleistungen vor und trennte Ostpreußen vom restlichen Reichsgebiet ab. Er galt in weiten Teilen der Bevölkerung von Anfang an als ungerechter »Diktatfriede« und machte es der rechtsextremen und später der nationalsozialistischen Propagandaagitation leicht, mit dem Schlagwort der »Revision von Versailles« auf Stimmenfang zu gehen.
Nachfolgestaat
Das in der jüngsten Geschichte nach dem Zerfall der Sowjetunion und Jugoslawiens wieder aktuell gewordene Wort stammt bereits aus der Zeit unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg. Der Begriff bezog sich damals auf die Staaten, die auf die 1918 untergegangene k. u. k. Monarchie folgten. Kaiser Karl hatte zwar nicht abgedankt, war aber ins Exil gegangen. Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns entstanden noch im Herbst 1918 die Länder Tschechoslowakei, Ungarn, Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (später: Königreich Jugoslawien). Aus dem »Rest« wurde die Republik Österreich gebildet. Der französische Ministerpräsident |178| Clemenceau sagte: »
L’Autriche c’est ce qui reste«
(= Österreich ist das, was übrig bleibt).
Polen wurde seit seinem Untergang in der dritten polnischen Teilung 1795 wieder ein souveräner Staat. Auf ehemals russischem Territorium entstanden Finnland, Litauen, Estland, Lettland.
Bolschewist
Die sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands hielt 1903 in London ihren zweiten Parteitag ab. Eine Fraktion unter der Führung Lenins erhielt
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