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Wo die Wuerfel fallen

Titel: Wo die Wuerfel fallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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eine Mehrheit (russ.
bolschinstwo
) für ihren Antrag, einen Umsturz in Russland herbeizuführen. Daher nannten sie sich »Bolschewiki« (»Mehrheitler«, im Unterschied zu den bei der Abstimmung unterlegenen »Menschewiki«, »Minderheitlern«). »Bolschewist« wurde nach 1918 im Deutschen ein sehr abwertendes Schlagwort, mit dem die Linkssozialisten, die Spartakisten und die Kommunisten beschimpft wurden. Die deutschen Banken und die deutsche Industrie gründeten im Winter 1918 / 19 eine Antibolschewistische Liga, die sehr großzügig mit finanziellen Mitteln ausgestattet war und rechtsgerichtete Freikorpsanhänger unterstützte, die alle Ansätze zum Aufbau von Rätedemokratien regelrecht niederschlugen.
    Erfüllungspolitiker
    Um aufzuzeigen, wie unannehmbar und unerfüllbar viele Bestimmungen des Versailler Vertrages von 1919 waren, entschlossen sich die bürgerlichen Parteien, die Bedingungen nach Möglichkeit zu erfüllen und vor allem die geforderten Reparationszahlungen zu leisten. Die Grenzen der Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft machte man so offenkundig. Von der extremen Rechten wurden diese Politiker als »Erfüllungspolitiker« diffamiert. Der erste Finanzminister der Weimarer Republik und Mitunterzeichner des Waffenstillstandes Matthias Erzberger und der Außenminister und Industrielle Walter Rathenau wurden von Rechtsextremisten 1921 bzw. 1922 ermordet.

|179| Die Zwanzigerjahre
    Faschismus
    Das Wort stammt ursprünglich von lateinisch
fasces
(italienisch
fascio
). Dieser Begriff bezog sich auf ein Rutenbündel mit einem eingesetzten Beil. Im antiken Rom war dies das Symbol der herrscherlichen Amtsgewalt (
imperium
). Wenn die römischen Staatsbeamten in der Stadt unterwegs waren, wurden diese Rutenbündel vor ihnen hergetragen.
Fascio
bedeutet auch »Vereinigung, Bund«. Schon im 19. Jahrhundert gab es beispielsweise in Sizilien linksgerichtete »Fasci dei lavoratori« (Arbeiterbünde). Benito Mussolini gründete 1915 die
Fasci d’azione rivoluzionaria
für den Kriegseintritt Italiens; heute würde man diese Vereinigung als Bürgerinitiative bezeichnen. Um 1920 / 21 kam es zu einer ideologischen Wendung nach rechts – dies war eine Reaktion gegen die Kommunisten. Erst dadurch entstand die Massenbewegung des Faschismus mit ihrer großen Anhängerschaft im Kleinbürgertum und bei den Gutsherren. Damals kam der Begriff auch als Eigenbezeichnung der italienischen Rechtsextremen auf. Ihr Anführer, Benito Mussolini (1883 – 1945), gründete ab 1919 »Fasci di combattimento« (Kampfbünde), inszenierte 1922 seinen propagandawirksamen »Marsch auf Rom«, drohte mit einem Putsch und wurde daraufhin vom italienischen König zum Ministerpräsidenten ernannt. Auch außerhalb Italiens wurde der Begriff bald verwendet (zum Beispiel in Deutschland). Darüber hinaus wurde das Wort zum Allgemeinbegriff für eine antidemokratische, nationalistische und (rechts-)extreme politische Haltung, als »faschistoid« sogar außerhalb jeglichen politischen Kontextes.
    Die Goldenen Zwanzigerjahre
    Seit dem Ende der Inflation 1924 stabilisierte sich die von Not, Hass und Gewalt gekennzeichnete Lage in Deutschland und es kam zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Die Periode der Goldenen Zwanziger endete ziemlich abrupt mit dem Zusammenbruch der New Yorker Börse am Schwarzen Donnerstag und dem Schwarzen Freitag (24./25. Oktober 1929). Der rapide Kursverfall an diesen beiden Tagen markierte den Beginn |180| der Weltwirtschaftskrise mit einer sehr schnell folgenden Massenarbeitslosigkeit. Der Epochenbegriff »Goldene Zwanziger« wurde durch kein konkretes Ereignis geprägt, sondern lehnt sich an die bereits in der Antike geprägte Bezeichnung »Goldenes Zeitalter« an. Klassischerweise sind damit »Frieden und Wohlstand« gemeint. In den 20er-Jahren waren das zunehmende Freizeitvergnügen und der Aufstieg der Unterhaltungsindustrie ein charakteristisches Novum in der westlichen Welt. Gekennzeichnet war die Periode durch krasse politische Gegensätze und die »Modernisierung« im technischen, kulturellen und gesellschaftlichen Bereich bis hin zur Kleidermode. Dafür stehen etliche Schlagwörter und Begriffe:
    Begriffe aus den Goldenen Zwanzigern
    Bauhaus
    Bereits 1919 in Weimar durch Walter Gropius als Nachfolgeinstitution der Großherzoglichen Kunstschule gegründet, zog das Bauhaus politisch bedingt 1925 nach Dessau um. Die Namensgebung erfolgte bewusst in Anlehnung an die mittelalterlichen Dombauhütten. Das Bauhaus

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