Wo die Wuerfel fallen
Januar 1933 wurde Adolf Hitler durch Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Die Nazis bezeichneten dies als »Machtergreifung«.
Nach erneuten Wahlen trat der neue Reichstag am 21. März 1933 in einer pompös inszenierten Veranstaltung in der Garnisonskirche in der preußischen Residenzstadt Potsdam erstmals zusammen. Durch einen Handschlag zwischen Hindenburg und Hitler sollte an diesem »Tag von Potsdam« den bürgerlichen Schichten suggeriert werden, dass die Nationalsozialisten an die Tradition Preußens anknüpften – was immer das bedeuten sollte.
Einen Tag zuvor hatte Himmler die Errichtung eines Konzentrationslagers bei Dachau bekanntgegeben.
Gleichschaltung
Schon am 23. März 1933, zwei Tage nach dem »Tag von Potsdam«, wurde vom Reichstag mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit das Ermächtigungsgesetz verabschiedet. Nur die Sozialdemokraten stimmten dagegen. Die Presse- und Versammlungsfreiheit waren schon am 4. Februar durch eine Notverordnung »Zum Schutz des Deutschen Volkes« eingeschränkt worden. Ermächtigungsgesetze hatte es schon Anfang der Zwanzigerjahre gegeben. Durch sie wurde die Verfassung faktisch außer Kraft gesetzt. Unter diesem »legalen« Deckmantel konnte Hitler ungehindert seine nationalsozialistische Diktatur errichten. Durch sogenannte »Gleichschaltungsgesetze« wurden als Erstes die Länder ihrer (Verwaltungs-)Kompetenzen beraubt, große Organisationen wie der ADAC, Soldatenbünde, Studentenverbindungen und Gewerkschaften wurden in Naziorganisationen übergeführt, Presse, Rundfunk sowie alle Bereiche der Kunst wurden überwacht und gelenkt.
Drittes Reich
Der Begriff »Drittes Reich« taucht in der politischen Geschichte und Geistesgeschichte mehrfach auf, erstmals im Hochmittelalter bei dem kalabrischen Abt Joachim von Fiore. Dieser meinte den Heilszustand eines verwirklichten Gottesreiches im Sinne der Offenbarung des Johannes in der Bibel. Dieses Dritte Reich sollte Fiore zufolge auf das alttestamentliche »Reich des Vaters« und das gegenwärtige »Reich des Sohnes« folgen. Der Publizist Arthur |186| Moeller van den Bruck (1876 – 1925) nahm die Begriffsbildung von Fiore auf und veröffentlichte im Jahre 1923 ein Buch mit dem Titel
Das dritte Reich
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Seinem Reichsbegriff zufolge sollte es nach dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (s. o.) und dem Kaiserreich ein neues mächtiges »Drittes Reich« geben. Diese Vorstellung diente in jener Zeit den Konservativen als polemisch-propagandistisches Instrument gegen die Republik von Weimar mit ihrer rationalen, demokratischen Staatsordnung. Moeller schwärmte auch von einer Verbindung zwischen Nationalismus und Sozialismus. Die Nazis verwendeten den Begriff »Drittes Reich« zunächst in ihrer Propaganda, nahmen ab 1939 aber wieder Abstand davon. Obwohl der Begriff nie eine offizielle (Staats-)Bezeichnung war, wird er nach wie vor wie kein anderer für die Zeit der zwölfjährigen Naziherrschaft verwendet.
New Deal
Auch die USA litten seit 1929 unter einer tiefgreifenden Wirtschaftskrise, die als »Große Depression« bezeichnet wird. Anfang der Dreißigerjahre waren in den USA 15 Millionen Menschen arbeitslos, ein Sozialversicherungssystem gab es nicht. Wer Arbeit hatte, bekam meist einen miserablen Lohn und vor allem in den agrarischen Staaten des Mittleren Westens und des Südens herrschte blanke Armut. Der 1933 neu in sein Amt eingeführte Präsident Franklin D. Roosevelt verkündete gleich danach am 4. März 1933 eine neue Wirtschafts- und Sozialpolitik, den »New Deal«. Er sah unter anderem Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen durch Infrastrukturprojekte wie den Bau von Straßen, öffentlichen Gebäuden oder Staudämmen sowie die Einführung von Sozialversicherungen vor und förderte auch Kulturprojekte. Die Wirtschaftsdepression wurde allerdings erst durch den Aufschwung der Industrie im Zusammenhang mit der Rüstungsproduktion ab Anfang der Vierzigerjahre überwunden.
Nürnberger Gesetze
Am 15. September 1935 verabschiedete der eigens nach Nürnberg einberufene Reichstag einstimmig das sogenannte Blutschutzgesetz, durch das die rassistische, vor allem |187| gegen die Juden gerichtete Ideologie der Nationalsozialisten sozusagen in Gesetzesform gegossen wurde. Hier und in den Verordnungen dazu finden sich solche Begriffe wie »Halbjude«, »Vierteljude« oder »Rassenschande«. Spätestens dadurch wurde die allgemeine Diskriminierung der Juden möglich. Bereits das »Gesetz zur Wiederherstellung des
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