Wo die Wuerfel fallen
Berufsbeamtentums« gleich nach der Machtergreifung (s. o.) hatte nichtarische Personen durch den »Ariernachweis« vom Berufsbeamtentum ausgeschlossen.
Schauprozess
Seit 1936 ließ Stalin in mehreren öffentlichen Prozessen eine Vielzahl von innerparteilichen Gegnern wegen Verschwörung anklagen und meistens zum Tod oder zu Lagerhaft verurteilen. Dadurch liquidierte er praktisch die gesamte Führungsriege der Oktoberrevolution (s. o.). Die Schauprozesse waren der nach außen sichtbare Teil der stalinschen »Säuberungen«, denen bis zu 1000 Menschen pro Tag zum Opfer fielen. Wegen der Schauprozesse wandten sich viele Intellektuelle und »Linke« im Westen, die bis dahin mit dem Kommunismus sympathisiert hatten, zumindest vom Sowjetkommunismus ab. Auch in anderen Ländern kam es zu solchen Prozessen. So veranstalteten zum Beispiel die Nationalsozialisten Schauprozesse gegen politische Gegner im berüchtigten »Volksgerichtshof«, ebenso kommunistische Regime im Ostblock und in China.
Volksfront
Die erste Volksfrontregierung wurde 1936 unter dem französischen Ministerpräsidenten Léon Blum (1872 – 1950) als Zusammenschluss mehrerer Linksparteien begründet. Im Mai 1936 hatte diese Einheitsliste der linken Parteien die Parlamentswahlen unter der Bezeichnung
Front populaire
(= Volksfront) gewonnen. Dieser Begriff wurde verallgemeinert und später auch in anderen Ländern auf politische Bündnisse linker Parteien angewendet (auf Sozialdemokraten, Sozialisten, Kommunisten, manchmal auch auf linksbürgerliche Parteien). Ebenfalls 1936 wählte Spanien eine Volksfrontregierung, mit einem sehr knappen Wahlergebnis. Sowohl in Frankreich als auch in Spanien wurden zum Beispiel bezahlter Urlaub und die Vierzig-Stunden-Woche eingeführt. Léon |188| Blum war später einer der Anführer des französischen Widerstandes gegen die Nationalsozialisten und Gefangener im KZ Buchenwald. In Spanien wurde die Volksfrontregierung durch Terroranschläge der Falangisten (Faschisten) zermürbt.
Fünfte Kolonne
Der Ausdruck verbreitete sich durch den Spanischen Bürgerkrieg (ab 1936), stammt aber schon aus der Zeit des russischen Bürgerkrieges (1917 / 18 – 1920). Leo Trotzki, damals Vorsitzender des Petrograder Sowjets, hatte zu dieser Zeit eine »5. Armee« als Eliteeinheit gegründet. In einer Rundfunkrede nahm der faschistische spanische General Emilio Mola den Begriff auf und sprach davon, mit vier Armeeeinheiten auf das republikanische Madrid vorzudringen. Gleichzeitig werde »la quinta columna« (die Fünfte Kolonne, nämlich die Franco-Anhänger) in der Stadt mit der Offensive beginnen. Mit dem Ausdruck bezeichnet man seither Untergrundkämpfer im gegnerischen Gebiet. Er wurde auch im Kalten Krieg häufig verwendet.
Anschluss
Vom 12. bis 15. März 1938 vollzog eine Armee der deutschen Wehrmacht durch einen gewaltfreien Einmarsch in Österreich die Vereinigung des Landes mit dem Deutschen Reich. Das Wort »Anschluss« war schon kurz nach dem Ersten Weltkrieg in diesem Zusammenhang eine politische Vokabel. Bestrebungen, das durch die Kriegsverluste erheblich geschrumpfte »Restösterreich« an das Deutsche Reich der Weimarer Republik anzuschließen, wurden im Versailler Vertrag ausdrücklich verboten. Österreich hatte seit 1933 »austrofaschistische« Regierungen. In der letzten Phase unmittelbar vor dem Einmarsch gelang es Hitler noch, den österreichischen Bundeskanzler Karl Schuschnigg durch seinen Gefolgsmann Arthur Seyß-Inquart zu ersetzen. Der Anschluss wurde von der Bevölkerung überwiegend begrüßt. Seit dieser Vereinigung sprachen die Nationalsozialisten vom »Großdeutschen Reich«.
Appeasement-Politik
Hitler forderte neben dem »Anschluss« Österreichs (s. o.) auch den der deutschsprachigen Sudetengebiete in der Tschechoslowakei. Dieser Nachfolgestaat Österreich-Ungarns |189| glaubte durch Bündnisverträge mit Frankreich und England abgesichert zu sein.An den entscheidenden Verhandlungen in München Ende September 1938 waren keine tschechischen Vertreter beteiligt. Nach Vermittlung des italienischen Faschistenführers Mussolini glaubten der englische und französische Premierminister Hitler beschwichtigen zu können, indem sie im Ergebnis die Annexion des Sudetenlandes gestatteten. Für diese Beschwichtigungspolitik wird verbreitet der gleichbedeutende englische Begriff
Appeasement
gebraucht. Vor allem in England glaubte man, einen drohenden Kriegsausbruch verhindert zu haben. Der britische
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