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Wo die Wuerfel fallen

Titel: Wo die Wuerfel fallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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dramatischen Wahl, die erst im dritten Durchgang am 5. März 1969 die Mehrheit für ihn brachte: »Es hat sich ein Stück Machtwechsel vollzogen.« Die Wahl Willy Brandts zum Bundeskanzler erfolgte nach dem SP D-Sieg in der Bundestagswahl vom 28. September 1969.

|223| Die Siebzigerjahre
    Mehr Demokratie wagen
    »Wir wollen mehr Demokratie wagen« war der am häufigsten zitierte Satz der ersten Regierungserklärung Willy Brandts (1913 – 1992) nach seiner Wahl zum Bundeskanzler im Hinblick auf seine innenpolitischen Ambitionen: Er wollte die obrigkeitlichen Strukturen abbauen. Diese Aussage war auch als Antwort auf den in den Sechzigerjahren eingetretenen Wertewandel gedacht. Unter dem Druck des RA F-Terrors musste Brandt aber zum Beispiel am 28. Januar 1972 den »Radikalenerlass« mittragen. Darin wurde von Anwärtern auf eine Anstellung im öffentlichen Dienst ein Bekenntnis zur »freiheitlich-demokratischen Grundordnung« verlangt, um »Extremisten« vom Staatsdienst fernzuhalten. Kritiker sahen darin eine Einschränkung der Berufsfreiheit.
    Wandel durch Annäherung
    Die griffige Formel für die neue Ostpolitik der Regierung Brandt in den Jahren 1970 – 72 stammte von deren Vordenker und Verhandlungsführer Egon Bahr (*1922). Die auf Entspannung des Ost-West-Konflikts gerichtete Politik gipfelte zunächst in den Warschauer und Moskauer Verträgen. Darin wurde vor allem die Oder-Neiße-Grenze von der BRD anerkannt – gegen den erbitterten Widerstand der CDU/CS U-Opposition . Am Tag der Unterzeichnung des Warschauer Vertrags am 7. Dezember 1970 kniete Willy Brandt vor dem Mahnmal im jüdischen Ghetto nieder. Durch den Grundlagenvertrag mit der DDR (1973) erkannte die Regierung Brandt die DDR in gewissem Umfang an. Nun wurden Ständige Vertretungen eingerichtet. Dafür kam es seitens der DDR zu Reiseerleichterungen auf den Transitwegen. Das Wort »Ostpolitik« ist als Lehnwort in viele andere Sprachen eingegangen. Die Entspannungspolitik zwischen Ost und West erreichte mit der »Schlussakte von Helsinki« (1. August 1975) ihren Höhepunkt. Darin wurde die Anerkennung aller bestehenden Grenzen in Europa und ein umfassender Gewaltverzicht vereinbart.
    |224| Schwarzer September
    Als Folge des Sechs-Tage-Krieges 1967, bei dem die Israelis den Sinai, die Golan-Höhen, die Westbank und Gaza eroberten, lebten über 800 000 Palästinenser und die PL O-Führung unter Yassir Arafat im Nachbarland Jordanien in Flüchtlingslagern und bildeten dort eine Art Staat im Staat. Nach einem PL O-Attentat auf König Hussein am 2. September 1970 ging dieser mit seiner Armee gegen die Palästinenser vor; Arafat floh nach Kairo. Die Kämpfe endeten im Juli 1971 mit dem Sieg der Anhänger von König Hussein. Eine nach dem »Schwarzen September« benannte palästinensische Terrororganisation verübte 1972 den Anschlag auf die israelische Mannschaft während der Olympischen Spiele in München.
    The games must go on
    Mit diesen Worten verkündete der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees Avery Brundage bei der Trauerfeier am 6. September 1972 die Entscheidung des IOC, die Spiele von München nach dem Massaker an den israelischen Sportlern fortzuführen.
    Watergate
    Im amerikanischen Wahlkampf von 1972 brachen am 17. Juni Mitglieder von Richard Nixons republikanischem Wiederwahlkomitee bereits zum zweiten Mal in Räume der gegnerischen Demokraten im Watergate-Gebäude in Washington ein. Sie installierten dort Abhörgeräte und fotografierten Dokumente. Die Hintergründe dieses Einbruchs wurden von Bob Woodward und Carl Bernstein, zwei Journalisten der angesehenen Tageszeitung
Washington Post,
aufgedeckt. Die Nixon-Administration versuchte lange Zeit, alles zu leugnen und zu vertuschen. Im Laufe der darauffolgenden Monate kamen weitere Fälle von Amtsmissbrauch ans Tageslicht. Die Regierung Nixon verlor angesichts eindeutiger Beweise völlig an Glaubwürdigkeit und Präsident Nixon trat 1974 nach der Androhung eines Amtsenthebungsverfahrens zurück.
    Sowohl die Ungeheuerlichkeit der Vorfälle im Watergate-Gebäude wie die Dreistigkeit, die Tatsachen vehement zu leugnen, ließen den Namen des riesigen Gebäudekomplexes am Potomac River (englisch
watergate
= Schleuse) zum Inbegriff der massiven Staatslügen- |225| und Vertuschungsaffäre werden. Im Englischen kann man mittlerweile durch das Anhängen der charakteristischen Silbe »-gate« fast jedes beliebige Wort im Zusammenhang mit Skandalen brandmarken: Irangate: Illegale

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