Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wo die Wuerfel fallen

Titel: Wo die Wuerfel fallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
Vom Netzwerk:
Kirche, den englischen König auf dem Thron zu »etablieren«, das heißt zu krönen. Hier wirkten also die erztraditionellen »Spitzen der Gesellschaft« institutionell zusammen. Von da aus war der Begriff in den allgemeinen Sprachgebrauch als Synonym für die jeweils herrschende Schicht übergegangen. In den Augen der jungen (Studenten-) Generation war dieses Establishment spießig und sexuell verklemmt. Ein in Deutschland berühmt gewordener Studentenspruch jener Zeit brachte diese Einstellung auf die ironische Formel: »Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment.«
    Give peace a chance
    »Give peace a chance« war der Titel eines Liedes, das der Beatle John Lennon (1940 – 1980) und seine Frau Yoko Ono am 1. Juni 1969 in einem Hotelzimmer im kanadischen Montreal aufnahmen. Die beiden hatten kurz zuvor geheiratet, waren anschließend als Polit- und Protestclowns (»Bed-in«, »Bag-in«) unter reichlicher Medienbeobachtung durch Europa getingelt und hatten damit auf ihre Weise der damals überall anzutreffenden Proteststimmung Ausdruck verliehen. »Gebt dem Frieden eine Chance« war die unverbindlich und nett gemeinte Aussage dieser Art von politischem Engagement.
    |219| Woodstock
    Das Musikfestival vom 15. bis 18. August 1969 im Bundesstaat New York gilt als legendärer Höhepunkt der Hippie- und Flower-Power-Bewegung (s. o.). Es fand allerdings nicht in der Gemeinde Woodstock statt, sondern in einem Ort namens Bethel. Ursprünglich war als Veranstaltungsort Wallkill geplant, wo die Veranstalter aber keine Genehmigung erhielten. Woodstock war der Firmensitz der Veranstalter. Das Festival erreichte bis dahin unvorstellbare Besucherzahlen (ca. 400 000) und wurde zum Symbol für die Hoffnung auf eine konfliktlose und kommunikative Gesellschaft.
    Worte von Mao Tse-tung
    Aus verschiedenen Phasen der chinesischen Revolution sind etliche Begriffe auch ins Deutsche eingegangen. Mao Tse-tung (1893 – 1976), der Führer der kommunistischen chinesischen Revolution seit den 1930er Jahren und langjähriger Vorsitzender der kommunistischen Partei, hat sie zwar nicht alle persönlich so ausgesprochen, aber diese überragende Gestalt der modernen chinesischen Geschichte war an allen Ereignissen, auf die diese Begriffe zurückzuführen sind, prägend beteiligt.
    Die Worte des Vorsitzenden Mao Tse-tung
    Die Worte des Vorsitzenden Mao Tse-tung
ist der Titel eines kleinformatigen Büchleins, einer Sammlung von 427 Mao-Zitaten, das in China als »Das kleine Rote Buch«, im Westen als »Mao-Bibel« Berühmtheit erlangte. In China erschien es natürlich in Milliardenauflage. Das berühmteste Zitat daraus lautet: »Alle Macht kommt aus den Gewehrläufen.«
    Papiertiger
    Ebenfalls direkt von Mao stammt der Begriff »Papiertiger« zur Kennzeichnung pompöser Machtdemonstration ohne wirkliche Machtmittel. Mittlerweile bezeichnet der Ausdruck auch eine aufgeblasene Bürokratie. In der »Mao-Bibel« findet sich dazu der Satz: »Der Imperialismus und alle Reaktionäre sind Papiertiger.«
    |220| Der Lange Marsch Mao Tse-tung hatte neben etlichen anderen Revolutionären und Ideologen vorwiegend kommunistischer Couleur (Marx, Lenin, Che Guevara) eine gewisse Idolfunktion für die Studentenrevolte ’68. Da diese Studentenrevolution nicht schlagartig auf der Straße gelang, wollten viele Studenten mit großer Geduld und mit Durchhaltewillen den »Langen Marsch durch die Institutionen« antreten, bis möglichst viele Gleichgesinnte in Staat und Gesellschaft an den Schalthebeln der Macht saßen. Symbolfigur dafür ist in Deutschland vor allem Joschka Fischer. Aber auch viele seiner linken Generationsgenossen in Universitäten, Schulen, Justiz, Verwaltung (vor allem Ministerien) und anderen öffentlichen Einrichtungen vertraten damals diesen Ansatz. Der Begriff »Langer Marsch durch die Institutionen« bezieht sich auf den entbehrungsreichen Rückzug der chinesischen Kommunisten unter Mao Tse-tung angesichts der drohenden Niederlage durch die Truppen Tschiang Kai-scheks 1935. Nach diesem »Langen Marsch« konnte sich Mao behaupten und in Shanxi eine neue Machtposition aufbauen. Der Lange Marsch ist daher ein sprichwörtliches Symbol für einen starken Durchhaltewillen.
    Lasst hundert Blumen blühen
    »Lasst hundert Blumen blühen, lasst hundert Schulen miteinander wetteifern«, forderte Mao Tsetung in einer Rede im Mai 1956, um die Erstarrung innerhalb der Kommunistischen Partei Chinas zu lösen. Es war sein erster Versuch

Weitere Kostenlose Bücher