Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
Vom Netzwerk:
heute mal dieses türkische Restaurant aus – und speisen wie die Sultane.«
    Â»Genießt es.«
    Dad zögerte. »Ist irgendwas mit dir, Rozzle?«
    Â»Nein«, log ich. »Wie kommst du denn darauf?«
    Â»Du warst so lange auf und hast getippt. Ich hab das Klicken der Tasten gehört. Bist du mit deinen Schularbeiten im Rückstand?«
    Â»â€™türlich nicht.«
    Â»Was hast du dann gemacht?«
    Dad ist ziemlich entspannt, aber anfallsweise macht ihm sein Gewissen zu schaffen, und dann fängt er an, sich einzumischen.
    Â»Ich hab gechattet.«
    Â»Mit Abby?«
    Â»Nein. Jemand, den ich online kennengelernt habe.«
    Dad runzelte die Stirn und ich hätte mich schlagen können für meine Blödheit. »Ich glaube, ich finde es nicht so gut, wenn du mit Fremden redest. Da draußen treiben sich jede Menge komischer Vögel rum.«
    Ich rückte näher an die Tür ran.
    Â»Ganz ehrlich. Kranke alte Säcke, die sich als Teenager ausgeben.«
    Â»Jaja.« Ich quetschte mich an ihm vorbei. »Bis später.«
    Â»Rozzle, warte. Ich will wissen, wie du mit dieser Person ins Gespräch gekommen bist.«
    Für eine Sekunde schloss ich die Augen und dachte, dass sogar ein Besuch bei den Nicht-Künstlern besser sein musste als so ein Verhör. »Er hat mir eine Nachricht geschickt, auf MyPlace.«
    Â»Ach, er war das. Worüber habt ihr geredet?«
    Â»Ãœber Sachen halt.«
    Â»Kannst du mir versprechen, dass es nichts war, worüber ich mir Sorgen machen muss?«
    Mein Vater und ich haben unterschiedliche Vorstellungen davon, worüber man sich Sorgen machen muss und worüber nicht, also wich ich dieser Frage aus. »Er ist kein Perverser, wenn du das meinst. Er ist sechzehn.«
    Â»Sagt er. Sei vorsichtig, Ros.«
    Â»Bin ich. Ist doch keine große Sache.«
    Â»Doch, das ist es. Du bist immer noch ein Kind und das hier ist ernst. Hat er gefragt, ob ihr euch treffen könnt?«
    Â»Nein.«
    Â»Das hat er, hab ich recht?«
    Â»Nein, hab ich gesagt!«
    Olivias Tür ging auf. »Was soll das Geschrei? Worum geht es denn?«, fragte sie.
    Â»Rosalind hat im Internet mit fremden Männern geredet«, sagte Dad. »Ihr scheint nicht klar zu sein, wie gefährlich das ist.«
    Â»Eine Irre«, sagte Olivia.
    Ich beachtete sie nicht und wandte mich Dad zu, dabei bemühte ich mich, ruhig zu bleiben.
    Â»Ich sag doch nur, dass nicht alle komisch sind, die man im Netz trifft.«
    Â»Natürlich nicht, aber sie könnten es sein. Sieh mal, Rosalind, ich bin nicht der Typ, der immer gleich das Schlimmste von andern denkt, aber es sind schon so viele wehrlose Kinder durchs Internet zu Opfern geworden, dass ich darüber nicht einfach so hinweggehen kann. Verstehst du, was ich sage? Manchmal mache ich mir Sorgen um dich.«
    Ich antwortete nicht. Olivia schnaubte verächtlich und ich explodierte. »Wenn du dir um jemanden Sorgen machen willst, versuch’s doch mal mit Livy! Sie ist diejenige, die letztes Wochenende erst um halb zwei von einem Date mit Mr Wonderful zurückgekommen ist.«
    Â»Petze! Du bist ja nur neidisch, weil es nie im Leben jemanden geben wird, der ein Date mit dir will!«
    Â»Schluss jetzt!« Dad wird nur ganz selten mal laut, also hielten wir die Klappe. Olivia warf mir noch einen wütenden Blick zu, als ich nach unten entwischte.
    Â»Wir reden später weiter«, rief Dad mir hinterher. »Um elf bist du zu Hause!«
    Â»Wenn alles gut geht«, murmelte ich vor mich hin.
    Während der ganzen Fahrt war mir zum Kotzen. Abby saß auf der Bank mir gegenüber und unterhielt sich mit Claudia. Sie trug ihren besten Schmuck und war in voller Goth-Montur mit einer tollen Spitzenbluse über einem schwarzen Kleid mit dünnen Trägern. Claudia hatte mal wieder ein neues knappes Outfit an und sah nuttig aus wie immer. Dieses Mal wünschte ich mir richtig, dass sie frieren würde. Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, mich aufzubrezeln, aber ich trug meine Retro-Mütze. Mit den beiden konnte ich auf keinen Fall konkurrieren, je weniger Aufmerksamkeit ich bekam, desto besser.
    Ein weiteres Problem war, dass wir um elf zu Hause sein mussten. Wenn wir den Weg von der U-Bahn-Haltestelle mitrechneten, brauchten wir eine Stunde und zwanzig Minuten. Dazu kam noch die Zeit, die wir bis zu Gabes Haus gehen mussten. Ich sagte Abby, dass wir spätestens um halb zehn

Weitere Kostenlose Bücher