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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
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sie war auf den Beinen und sah viel strahlender aus als letztes Mal im Konservatorium.
    Â»Freya«, rief sie. »Dein Freund ist hier.«
    Freya erschien oben an der Treppe, mit zerzaustem Haar und einem Eyeliner in der Hand. »Was? Jonathan?«
    Ich winkte ihr zu. Ȇberraschungsbesuch.«
    Sie kam die Treppe runter.
    Ich lachte. »Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
    Â»Ich bin nur … na ja … erstaunt. Normalerweise bist du ja nicht so spontan.« Ihre Lippe zitterte kurz, dann brachte sie ein strahlendes Lächeln zustande.
    Â»Ist es gerade schlecht?«
    Â»Ach was. Du kannst meine Freunde begrüßen. Tante Phil ist verreist, also sind alle hergekommen.«
    Sie verschwand in der Küche, ehe ich die Gelegenheit hatte, sie zu fragen, ob wir allein reden könnten. Ein Haufen Mädchen, die ich nicht wiedererkannte, machten sich an einem Wok zu schaffen, sie waren alle zum Ausgehen angezogen. Ein paar Typen waren auch dabei. Einer klatschte Freya auf den Hintern, als sie reinkam.
    Â»Kein Häschenkostüm heute Abend? Da bin ich aber enttäuscht.«
    Freya kicherte. »Pst, Adam. Das ist mein Freund.«
    Adam schaute mich flüchtig an. »Oh. Ist offensichtlich keiner von diesen muskelbepackten Filmstars, die du an deine Wand gepinnt hast.«
    Sie piekste ihm in die Rippen. »Sei nicht so fies.«
    Â»Schon okay«, sagte ich. »Bin nicht beleidigt.« Ich sah Freya an. »Können wir kurz reden?«
    Freya zögerte.
    Â»Nur zehn Minuten. Es ist wirklich wichtig.«
    Â»Oh. Okay.«
    Ich ging hinter ihr aus der Küche, die Treppe hoch und in ihr Zimmer. Es roch nach Parfum und die Macho-Filmstars grinsten selbstgefällig von den Wänden auf mich herunter. Freya schloss die Tür und ich entdeckte ihr Handy auf dem Schreibtisch neben ihren Schminksachen. Es war an.
    Â»Du wusstest, dass ich versucht habe, dich anzurufen«, sagte ich. »Warum bist du nicht rangegangen?«
    Â»Ich hatte zu tun.«
    Â»Ich wollte mit dir reden.«
    Â»Ich hab’s doch gerade gesagt. Ich hatte zu tun.«
    Â»Hättest du mir dann nicht eine SMS schreiben können? Ich musste wirklich reden. Das hab ich dir auch auf die Mailbox gesprochen.«
    Â»Ja, tut mir leid, aber ich hab kein Guthaben mehr.«
    Â»Es gibt hier einen Festnetzanschluss.«
    Â»Ich weiß, aber Tante Phil mag es nicht, wenn ich den für lange Gespräche nutze.«
    Ich ging zum Schreibtisch und nahm das Handy.
    Â»Gib her«, sagte Freya, doch ich hatte schon die Servicenummer gewählt.
    Â»Du hast noch zehn Pfund und einundvierzig Pence Guthaben«, zitierte ich und legte es wieder hin.
    Â»Hör auf, mich so anzustarren, Jonny. Das ist unheimlich.«
    Â»Seit du hierhergezogen bist, hab ich alles versucht, damit das mit uns funktioniert«, sagte ich. »Aber du antwortest nicht auf meine SMS oder E-Mails und hast immer eine Entschuldigung dafür, warum wir nicht lange telefonieren können. Auf den Gedanken, du könntest mich anlügen, bin ich überhaupt nicht gekommen.«
    Â»Hör zu, Jonathan …«
    Â»Ich bin dir völlig egal geworden, oder?«
    Â»Natürlich nicht! Du bist mein Freund, aber …«
    Â»Du liebst mich nicht. Ich liebe dich.«
    Freya spielte nervös mit einer Haarsträhne herum. »Sag so was nicht. Liebe ist ein so großes Wort.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Bitte sei einfach ehrlich.«
    Sie legte mir die Hände auf die Schultern. »Jonny, es tut mir so leid … aber ich glaube, es ist besser, wenn … wir uns trennen.«
    Das ganze letzte Jahr zog vor meinem inneren Auge vorüber. Freya und ich beim Optiker, wo wir eine neue Brille für mich ausgesucht hatten. Freya und ich mit unseren Prüfungsergebnissen und wie wir hinterher gefeiert hatten. Freya und ich im Kino, beim Bowling, im Konzert, zu Hause bei ihr oder bei mir.
    Â»Was hab ich falsch gemacht?«, fragte ich. »Gibt es einen anderen?«
    Â»Du bist ein total lieber Kerl«, sie klopfte mir auf die Schultern, »und ich möchte, dass wir Freunde bleiben. Aber seit ich hier bin, hab ich das Gefühl, dass du ein bisschen zu … bedürftig bist … und ich glaub nicht, dass ich dir noch geben kann, was du brauchst.«
    Mein Mund ging auf – und blieb offen. Kein Wort wollte heraus.
    Â»Ich weiß, du wolltest der perfekte Freund sein. Hast immer angerufen und

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