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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
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Leuten im College führte. Nie hätte ich denen erzählen können, wie unruhig ich wegen Freya war. Nach dem Konzert im Konservatorium war das Wochenende zwar noch ganz okay verlaufen, aber ich spürte eine Distanz zwischen uns, die vorher nicht da gewesen war. Sogar mein Geburtstagsgeschenk für sie – echte Sechziger-Handschuhe, die ich online gefunden hatte – hatte daran nichts geändert. Und obwohl ich gesagt hatte, wir müssten mehr reden, redeten wir eher weniger als sonst. Seit meiner Rückkehr war es dann immer schwieriger geworden, Freya zu erwischen. Sie rief nicht zuverlässig zurück, und wenn sie es dann doch mal tat, sprachen wir selten lange. Sie sagte, sie müsse die ganze Zeit für die Halbjahrsaufführungen proben. Vielleicht war ich ja wieder neurotisch, aber ich fragte mich, ob das wirklich wahr war.
    Vielleicht hat sie einfach nur viel mit anderen Leuten zu tun, meinte Rosalind eines Abends, sie mag dich noch, aber im Moment bist du einfach nicht das Wichtigste für sie.
    Früher hatte ich das Gefühl, was Besonderes zu sein. Aber jetzt komm ich mir irgendwie vor wie der totale Langweiler.
    Würdest du das auch sagen, wenn das Wochenende vor ihrem Geburtstag gut gelaufen wäre?
    Wahrscheinlich nicht.
    Dann ist doch alles okay. Es wird bestimmt alles wie früher, wenn sie an Weihnachten nach Hause kommt.
    Ros könnte recht haben, ich wusste, dass ich zu viel in Freyas Verhalten rumdeutete. Als wir uns noch jeden Tag gesehen hatten, war es so leicht gewesen zu wissen, was sie dachte. Sie hatte auch nie ein Problem damit gehabt, mir zu zeigen, wie sehr sie mich mochte. Einmal in der Schule, als ich in der Mittagspause auf sie gewartet hatte, hatten ein paar Jungs, die hinter ihr her waren, angefangen, mich zu verarschen. Als Freya dann kam und merkte, was los war, hatte sie kein Wort gesagt, sondern mein Gesicht mit beiden Händen genommen und wild mit mir geknutscht, bis die Typen abgezogen waren. »Was Besseres ist mir nicht eingefallen, um denen das Maul zu stopfen«, hatte sie erklärt.
    Das war eigentlich eine meiner liebsten Erinnerungen an Freya, aber heute machte sie mich furchtbar traurig. Bevor ich ihr Freund wurde, war ich ein viel anspruchsloserer Mensch gewesen. Dahin wollte ich zwar nicht wieder zurück, trotzdem war das Leben wesentlich unkomplizierter gewesen, als ich nur darüber nachgedacht hatte, wie ich das Innenleben meines Computers so verändern konnte, dass er schneller und stärker wurde, oder für welche DVD s und Videospiele ich mein Taschengeld ausgeben sollte. Manchmal kam ich mir vor wie zwei Menschen, die sich nie begegnet waren.
    Das College war immer noch scheiße. Der Reiz des Neuen war verflogen und wie viele andere Schüler auch war ich gelangweilt. Die Schülervertretung versuchte, ein bisschen Stimmung zu machen, indem sie eine Party organisierte. Karten und ein Getränkegutschein wurden in alle Fächer gesteckt – in alle, bis auf meines. Obwohl ich wusste, dass beim Austeilen der Karten wahrscheinlich einfach nur etwas schiefgegangen war, konnte ich nicht gegen das Gefühl ankommen, dass es absichtlich passiert war. Abgesehen davon: Welchen Sinn sollte es schon haben, zu einer blöden Party zu gehen, auf der doch keiner mit mir reden würde?
    Ich fand alles zum Kotzen und rief Freya am Samstagnachmittag an in der Hoffnung auf ein langes Gespräch.
    Sie ging nicht ans Telefon.
    Wie immer, dachte ich wütend. So sollte es nicht sein. Ich sollte mit meiner Freundin reden können, wann immer ich sie brauchte. Früher hatte ich einfach bei ihr zu Hause reingeschaut, wenn ich sie telefonisch nicht erreicht hatte. Apropos – was hielt mich eigentlich jetzt davon ab?
    Mum und Dad murrten, als ich sie bat, mich zum Bahnhof zu fahren.
    Â»Es wäre schön, vorher zu wissen, wann du übers Wochenende nach London fährst«, sagte Mum. »Ehrlich, Jonathan. Denk doch mal an uns … und an deinen Geldbeutel. Zugfahrten sind ja nicht gerade billig.«
    Â»Sorry. Hab’s vergessen.« Ich gab mich so zerknirscht wie möglich. Irgendwie hielt ich es für das Beste, wenn sie nicht wussten, dass dies hier eine spontane Aktion war.
    Dank der üblichen Verspätungen und weil ich in die falsche U-Bahn gestiegen war, kam ich erst um neun in Richmond an. Die Tür von Tante Phils Haus stand offen.
    Â»Freya?«, rief ich.
    Emma kam aus dem Wohnzimmer,

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