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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
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Wohnhäusern. In der Mitte der Straße war eine große Verkehrsinsel mit ein paar Bäumen, ich setzte mich und lehnte mich mit dem Rücken an einen davon.
    Â»Ich hab Hunger«, sagte Hugh. »Willst du auch einen Happen essen? Dahinten war ein Supermarkt.«
    Irgendwie fand ich es plötzlich komisch, ihm zu sagen, er solle mich in Ruhe lassen, also nickte ich. Hugh machte sich auf und kam mit einer Tüte Doughnuts wieder. Er setzte sich neben mich, und ich griff zu, als er mir etwas anbot.
    Â»Du und deine Doughnuts«, sagte ich.
    Â»Doughnuts sind eine sehr anständige Mahlzeit. Wir essen gerade zu Mittag.«
    Â»Es ist noch nicht Mittagszeit.«
    Â»Frühstück. Brunch. Egal. Und warum sind wir hier?«
    Ich zögerte kurz, dann holte ich das Ringbuch hervor, das ich mir unter den Arm geklemmt hatte, und zeigte Hugh das Foto von Freya. »Ich warte auf sie. Okay? Sag nichts, wenn sie rauskommt. Sie soll nicht wissen, wer ich bin.«
    Â»Hübsches Mädchen.« Ehe ich ihn daran hindern konnte, hatte er die nächste Plastikhülle aufgeschlagen, in der ein Bild von einem Model auf dem Catwalk steckte, das ich aus einer von Olivias Zeitschriften ausgeschnitten hatte.
    Â»Gib das wieder her.« Ich wollte ihm die Mappe wegreißen, aber er lehnte sich zur anderen Seite und blätterte erneut um, dieses Mal zu dem Zeitungsfoto einer glamourösen Schauspielerin. Ich beugte mich rüber, und es gelang mir, ihm das Ringbuch wegzuschnappen. Ohne ihn anzuschauen, verschränkte ich die Arme davor und presste es an meine Brust.
    Â»Du bist wirklich komisch«, sagte Hugh belustigt. »Sammelst Fotos von heißen Mädchen?«
    Â»Ich seh mir gern schöne Menschen in schönen Kleidern an.« Ein Verbrechen war das nicht, aber es klang trotzdem nach einer Rechtfertigung. »Viele Mädchen sammeln Bilder von Models, wenn ihnen die Kleider gefallen. Außerdem brauche ich so was als Vorlage für meine Zeichnungen.«
    Â»Das erste Mädchen war nicht aus einer Zeitschrift.«
    Â»Ich interessiere mich für sie, das ist alles.«
    Hugh guckte mich seltsam an, sagte aber nichts. Ich wünschte, er würde abhauen. Obwohl er vielleicht doch nicht so übel war, wie ich gedacht hatte, war mir die Situation peinlich. Minuten vergingen. Ein paar Leute kamen vorbei, einige bedachten uns mit neugierigen Blicken. Wahrscheinlich gaben wir ein merkwürdiges Paar ab. Gegen ein Uhr ging die Tür von Nummer siebenundfünfzig auf und Freya kam aus dem Haus. Genau wie bei Jonathan auf dem Bahnhof war es ein komisches Gefühl, jemanden leibhaftig zu sehen, den man bisher nur von Fotos kannte. Insgeheim hatte ich gehofft, Freya würde zu den Leuten gehören, die nur durch die Linse einer Kamera toll aussehen, aber im echten Leben sah sie genauso hinreißend aus wie auf den Bildern – ein Mädchen, das man nicht vergaß. Heute trug sie ein geblümtes Minikleid und hellgrüne Strumpfhosen. Ich bemühte mich nach Kräften, unbeteiligt zu wirken, als sie an uns vorbeiging.
    Hugh dagegen pfiff ihr hinterher. Freya zögerte und drehte den Kopf. Er lächelte sie strahlend an und winkte. Einen Moment lang schaute sie uns fragend an, dann ging sie weiter.
    Â»Hab ich dir nicht gesagt, dass du nichts sagen sollst?«, zischte ich.
    Â»Hab ich auch nicht. Bloß gepfiffen.«
    Â»Hau ab.«
    Â»Auf keinen Fall. Das interessiert mich viel zu sehr.«
    Ich stand auf und folgte Freya, die beinahe schon außer Sichtweite war. Sie ging Richtung U-Bahnhof. Ich wartete, bis ein paar Leute zwischen uns waren, dann ging ich hinter ihr durch die Sperre und stieg in den wartenden Zug. Ich war bereit, mich zu ducken, falls sie in meine Richtung schaute, aber sie holte eine Zeitschrift heraus und las, bis wir in die Central Line umstiegen.
    Â»Jetzt gehen wir also doch shoppen«, sagte Hugh, als wir in Notting Hill Gate ausstiegen.
    Freya verschwand in einem Laden, der Retro Babe hieß.
    Â»Sollen wir auch rein?«, fragte Hugh.
    Â»Nein. Dann bemerkt sie uns noch. Ich will nur sehen, was sie kauft.«
    Â»Warum stalkst du sie?«
    Ich machte einen Schritt vom Schaufenster zurück und stieß beinahe mit einem Passanten zusammen. »Tu ich gar nicht.«
    Â»Was? Du hast vor ihrem Haus auf sie gewartet und bist ihr hierher gefolgt. In meinen Augen ist das Stalking. Ist das nur so ein Hobby von dir oder ist Miss Sixties-Minikleid

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