Wo du nicht bist, kann ich nicht sein
was Besonderes?«
»Ich mach mir nur ein Bild von ihr«, nuschelte ich. »Ist ja nicht verboten, oder?«
»Ah. Ich hatte dich gar nicht für jemanden mit solchen Neigungen gehalten, aber wenn dich das anmacht â¦Â«
»Halt die Klappe, Hugh. Eigentlich bin ich nicht an ihr interessiert, kapiert. Wenn du nur blöde Sprüche über mich reiÃen kannst, dann verpiss dich doch!«
Einen Moment lang schaute Hugh mich an, dann nickte er. »Ich verstehe. Sie ist die Freundin von deinem Freund.«
Ich konnte meine Ãberraschung nicht verbergen. »Wie bist du darauf gekommen?«
»Du ziehst dich an wie sie, das sagt doch wohl alles. Hör mal, Kleine, auch wenn du dir das noch so sehr wünschst, du kannst nicht sie werden. Also solltest du aufhören mit der Verfolgungsaktion, bevor du noch irgendwas machst, das dir später leidtut. Dieses Stalking macht dich früher oder später zu einem irren Psycho.«
Ich starrte ihn an und biss mir auf die Lippe.
Freya tauchte mit einer Plastiktüte wieder auf. Sie sah einen Bus unten an der StraÃe stehen und lief, mit dem Arm wedelnd, auf ihren hohen Absätzen auf ihn zu. Wie auf Autopilot folgte ich ihr, hielt dem Busfahrer meinen Fahrschein hin und rutschte auf den Platz hinter ihr. Hugh setzte sich mir gegenüber. Ich drehte mein Gesicht zum Fenster, damit ich ihn nicht angucken musste.
»Er ist es nicht wert, SüÃe«, sagte Hugh leise, dann schärfer: »Hey, Miss Sixties, die Kleine hier stalkt dich.«
Freya hörte auf, die Schuhe zu betrachten, die sie sich gekauft hatte, und drehte sich um. Unsere Blicke trafen sich, ehe ich von meinem Platz aufsprang und wie wild den Halteknopf drückte. Der Bus hielt, und ich stürzte raus, ohne mich umzuschauen. Als ich einen Mülleimer entdeckte, stopfte ich mein Ringbuch hinein. Dann lief und lief ich immer weiter. Es war mir ganz egal, wo ich landete. Ich wollte einfach nur weg.
Wie war es nur dazu gekommen, dass ich derart von Jonathan besessen war? Ich hatte nicht mal gemerkt, wie gruselig es war, dass ich seine Freundin verfolgte. Stalking war nicht normal, ganz und gar nicht. Und warum war es mir so wichtig, mit Jonathan befreundet zu sein? Ich war ihm nie wirklich begegnet. Es verwirrte mich total, dass ich so viel für ihn empfand, aber ich konnte mich nicht dagegen wehren.
Ich musste damit aufhören, so wie Hugh es gesagt hatte.
Doch ich wusste, das würde ich nicht tun.
6. Am Telefon
Von: Jonathan H. Oxley
An: Ros Fielding
Datum: Sonntag, 12. Oktober, 10.30 Uhr
Hallo.
Selbst wenn du wieder nicht mit mir sprechen willst, lass mich doch wenigstens wissen, dass mit dir alles in Ordnung ist. Ich weià immer noch nicht, was ich getan hab, um dich zu verschrecken. Ich dachte, wir wären Freunde. Also: LETZTE NACHRICHT . Wenn du nicht antwortest, werde ich deine Mailbox nicht mehr zumüllen. Ich glaub, ich habâs kapiert.
J.
Von: Ros Fielding
An: Jonathan H. Oxley
Datum: Montag, 13. Oktober, 21.05 Uhr
Jonathan,
es tut mir sehr leid, dass ich nicht da war. Musste auf den letzten Drücker mit zu so einer Familiensache. Bin diese Woche nicht online gewesen, hatte Angst, dass du sauer auf mich bist. Bist duâs?
Würde immer noch gern mit dir reden, wenn du mit mir reden willst. Du fehlst mir.
Ros x
Von: Jonathan H. Oxley
An: Ros Fielding
Datum: Montag, 13. Oktober, 23.57 Uhr
Hi, Rosalind,
ich bin nicht sauer, nur genervt. Du hättest mir sagen können, dass du nicht kommst. Ich hab mich wie ein Volltrottel gefühlt, als ich da rumstand, und das Wochenende bei Freya war dann auch total merkwürdig.
Jono
Von: Ros Fielding
An: Jonathan H. Oxley
Datum: Dienstag, 14. Oktober, 07.37 Uhr
Jono,
tut mir total leid, dass ich nicht angerufen oder gemailt hab. Glaub, ich war einfach blöd + hab gedacht, du wolltest nicht mehr mit mir befreundet sein.
luv ros x
Von: Jonathan H. Oxley
An: Ros Fielding
Datum: Dienstag, 14. Oktober, 14.15 Uhr
Hi, Ros,
lass uns die Sache einfach vergessen, okay. Ich schwöre, ich bin nicht sauer. :) Smiley, siehst du?
Jono
Jonathan
Samstag, 18. Oktober, 16.40 Uhr
Familiensache. Fand ich nicht besonders überzeugend, aber ich beschloss, es durchgehen zu lassen. Für jemanden, dem ich nie begegnet war, fehlte Ros mir mehr, als ich für möglich gehalten hätte. Komisch, dass das Reden auf dem Bildschirm mir echter vorkam als die Gespräche, die ich mit
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