Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
Vom Netzwerk:
unbedingt Jonathan erzählen. Ich suchte seine Nummer im Speicher – und ließ es wieder sein, als mir das ganze Ausmaß dämmerte.
    Wenn ich Jonathan erzählte, Hugh könnte Freyas neuer Freund sein, würde er wissen wollen, wie ich darauf käme. Und er würde wahrscheinlich nicht glauben, dass wir alle drei zufällig im selben Bus gesessen hatten. Ich würde erklären müssen, dass ich Freya gefolgt war, und …
    Mein Herz raste. Wie hatte ich bloß jemals denken können, dass es okay war, Freya zu folgen? Stalking war total krank. Jonathan ein alter Perverser? Das konnte man ja wohl total vergessen. Ich war diejenige, mit der etwas nicht stimmte, ich war zu der besessenen Internetirren geworden, vor der man Kinder warnte. Wenn die Polizei diese Geschichte je zu hören bekam … dann wusste ich nicht, was passieren würde.
    Das Schlimmste war: Jonathan würde fragen, warum ich Freya gefolgt war. Ich spürte, wie sich mein Hals zusammenschnürte. Das konnte ich ihm doch nicht sagen!
    Ich schleuderte mein Handy aufs Bett und versuchte auszublenden, dass alles immer schlimmer geworden war, dass sich immer mehr Leute Sorgen machten und Angst hatten, und das alles nur wegen mir.
    Mein Handy klingelte. Ich schreckte so zusammen, dass ich fast vom Stuhl gefallen wäre. Auf dem Display konnte ich sehen: Es war Jonathan.
    Â»Hi.« Ich bemühte mich, nicht zittrig zu klingen. »Wie geht’s?«
    Â»Die Polizei will noch mal mit mir sprechen.« Wegen der Stimmen im Hintergrund konnte ich ihn kaum verstehen. »Und sie klangen nicht besonders erfreut.«

8. Faul
    Jonathan
    Sonntag, 26. Oktober, 11.45 Uhr
    Die Worte von Shaw und Turner klangen mir noch in den Ohren, als ich die Polizeiwache verließ.
    Hast du vor dem Haus von Freyas Tante herumgestanden, weil du gehofft hast, sie zu sehen? Hast du Freya abgefangen, als sie ging?
    â€¦ Ihr Sohn gerät leicht in Wut – und er ist fähig, sie an den Leuten auszulassen, die ihn verärgert haben. Am fraglichen Abend war er zweifellos wütend auf Freya …
    â€¦ Unserer Erfahrung nach weiß die letzte Person, die einen Vermissten gesehen hat, oft mehr, als sie eingestehen will.
    â€¦ Beide Mädchen sind in Südwest-London entführt worden. Wie wir glauben, von derselben Person. Eine der beiden wohnte nur ein paar Straßen von Freya entfernt. Ihre Leiche trieb in der Themse.
    â€¦ Wo warst du in der Nacht von Samstag, dem 27. September, Jonathan?
    Â»Wie können sie es wagen, dir zu unterstellen, dass du etwas mit dieser Sache zu tun hast?«, sagte Mum, als wir alle vorne in den Lieferwagen einstiegen. »Ein Alibi von dir zu verlangen für die Nacht, in der dieses andere Mädchen verschwunden ist! Als ob du ein Verdächtiger wärst! Das ist doch lächerlich!«
    Â»In ihren Augen bin ich ein Verdächtiger. Es wundert mich, dass du das nicht auch denkst.«
    Â»Meinst du wirklich, dein Dad und ich würden glauben, du könntest ernsthaft jemanden verletzt haben? Die Polizei greift nach jedem Strohhalm, weil sie unter Druck ist, mehr nicht.«
    Â»Es ist so ungerecht!«, brüllte ich. »Man macht ein Mal einen Fehler und das wird einem dann ewig vorgehalten!«
    Es war im letzten Februar passiert. Keine Ahnung, warum Tom Copeland plötzlich was gegen mich gehabt hatte. Wir hatten nicht viele Kurse zusammen und redeten eigentlich nie miteinander. Eines Tages kam ich aus der Schulbibliothek und da stand er mit seinen Kumpels. Er schubste mich gegen die Wand und sagte, ich solle lieber aufpassen, wo ich hintrete. Ich hielt den Mund wie ein Volltrottel. Zwei Wochen später, ich fing gerade wieder an, mich zu entspannen, erwischte Tom mich nach dem Unterricht hinter dem Musikbau. Wahrscheinlich dachte er, mit mir würde er leichtes Spiel haben; er wusste ja nicht, dass ich schon als kleiner Junge angefangen hatte, Karate zu lernen. Als er auf mich losging, wehrte ich mich. Aber es war nicht so wie im Kurs, wo man sich mit jemandem misst, der weiß, wie man sich am besten verteidigt und Schlägen ausweicht. Tom wusste nicht, wie ihm geschah. So ein Adrenalinschub ist schon was Komisches, er schießt einem beinahe das Gehirn weg. Alles geht plötzlich so schnell, dass man es nicht stoppen kann.
    Mir wurde erst klar, dass ich zu weit gegangen war, als einige Lehrer angerannt kamen und uns voneinander wegzerrten. Den Moment, in dem mein Blick

Weitere Kostenlose Bücher