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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
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mitgenommen. Vielleicht war einer von ihnen tatsächlich der Mädchenmeuchler, und sie waren unterwegs, um die Leiche zu verscharren. Oder vielleicht war Freya eingesperrt. Zum ersten Mal begriff ich, dass Freya nicht irgendein perfektes Mädchen war, das von einem Sockel auf mich runterguckte. Wenn sie sich in diesem Haus befand, dann war sie genauso überfordert, wie Abby und ich es gewesen waren.
    Aber ich konnte mich ja auch irren. Freya und Hugh konnten genauso gut aus diesem Bus gestiegen sein, ohne ein Wort miteinander gewechselt zu haben.
    Ein Blick auf meine Uhr sagte mir, dass es eins war. Ich stand schon eine Stunde hier.
    Ich redete mir selbst gut zu. Was sollte schon passieren, wenn ich jetzt an die Tür klopfte? Sie konnten mich ja nicht fressen. Und war ich Jonathan das nicht schuldig?
    Ich zwang mich, über die Straße zu gehen. Die Klingel war noch immer kaputt. Meine Angst wurde größer, aber noch bevor ich wegrennen konnte, hatte ich es getan, ich hatte geklopft, und das Geräusch schien durch das ganze Haus zu dröhnen.
    Zuerst sah es so aus, als ob niemand da wäre. Doch dann hörte ich Schritte auf der Treppe.
    Â»Na, sieh mal an, wen wir da haben. Die süße Ros. Du kannst wirklich nicht genug von mir kriegen, was?«
    Es war Hugh. Er lehnte im Türrahmen und zog an einer Zigarette. »Willst du mit dem Hund spazieren gehen? Kannst du machen, wo er dich doch auch so mag.«
    Ich wollte etwas sagen, aber die Worte blieben mir im Hals stecken. Hugh beugte sich vor und wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum.
    Â»Hallo? Erde an Ros.«
    Es hört sich bescheuert an, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass er aufmachen würde. »Ich … ich wollte dich was fragen«, stammelte ich. »Wann hast du Geburtstag und wie heißt du mit Nachnamen?«
    Hugh zog die Augenbrauen hoch und ich wurde rot. »Woher kommt das plötzliche Interesse? Wenn du mir eine Karte schicken möchtest, musst du noch eine ganze Weile warten.«
    Ich wusste, wie verrückt sich das angehört hatte, und beschloss, den direkten Weg zu gehen.
    Â»Kennst du das Mädchen?«
    Â»Welches Mädchen? Ich kenne jede Menge Mädchen. Du musst schon genauer werden, Schätzchen.«
    Â»Das Mädchen, dem ich gefolgt bin.«
    Â»Die du gestalkt hast, meinst du. Na los, sag’s schon. Wir wissen beide, dass es das war, was du gemacht hast.«
    Ich merkte, wie ich noch röter wurde. »Okay. Gut. Ich hab sie gestalkt. Ist sie hier?«
    Hugh atmete aus und blies mir den Zigarettenrauch ins Gesicht. »Wie kommst du darauf?«
    Â»Sie hat dir gefallen. Du hast gesagt, sie sei hübsch. Du warst im Bus mit ihr.«
    Â»Du denkst wohl, ich nehme jedes hübsche Mädchen, das mir in einem öffentlichen Verkehrsmittel begegnet, mit nach Hause? Ach, Ros, du bist sehr süß, aber du hast wirklich keinen Schimmer.«
    Â»Ist sie jetzt hier oder nicht?«
    Er tat so, als würde er über die Frage nachdenken. »Na ja … Brian und Graham könnten sie irgendwo in einem Schrank verstecken, oder vielleicht haben sie sie auch ans Treppengeländer gekettet, weil sie ihr Unaussprechliches antun wollen. Schwer zu sagen.« Er grinste und trat ein paar Schritte zurück. »Wenn du es wirklich wissen willst … dann komm doch rein und schau nach.«
    Ich zitterte.
    Â»Du bist herzlich willkommen. Wir mögen es, wenn Mädchen uns besuchen. Und noch lieber mögen wir, wenn sie nicht wieder gehen …«
    Innerhalb von Sekunden hatte ich mich umgedreht und war die Straße hinuntergerannt.
    Jonathan
    12.00 Uhr
    Ich saß mit meinen Eltern zu Hause rum und wartete auf Neuigkeiten, die nicht kamen. Wir redeten nicht viel. Es gab nichts zu sagen.
    Freyas Eltern kamen am Nachmittag zu uns rüber. Owen war immer schon ein wenig blass gewesen, aber es erschreckte mich, dass Moira jetzt genauso bleich war. Sie ist eine von diesen beeindruckenden, fast schon beängstigend patenten Müttern. Jetzt wirkte sie völlig kraftlos. Immer wieder fragte sie mich, ob ich etwas wüsste. Irgendwann schalteten wir die Nachrichten ein. Es hatte sich tatsächlich etwas Neues ergeben: Clarks E-Mails waren zu einem Internet-Café in Südwest-London zurückverfolgt worden. Ich vermute, die Polizei hatte das mithilfe der IP-Adresse geschafft; sie war leicht zu identifizieren, und ein Datenbankabgleich zeigte dann auf, wo die Mails

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