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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
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glaube, sie ist bei den Nicht-Künstlern im Haus.«
    Â»Was? Die kennt sie doch gar nicht.«
    Â»Das tut sie, irgendwie. Ich bin vor drei Wochen mit einem von ihnen in London unterwegs gewesen, mit Hugh. Wir haben rumgealbert und Doughnuts gegessen, da ist sie uns über den Weg gelaufen.« Die Lüge war mir überraschend leichtgefallen. »Ich hab sie nur erkannt, weil sie dasselbe Kleid anhatte wie auf einem der Fotos, die du mir geschickt hast. Hugh hat ihr nachgepfiffen. Wir sind dann im selben Bus gelandet wie sie. Nachdem ich ausgestiegen bin … na ja, da könnte alles Mögliche passiert sein zwischen ihr und Hugh. Ich weiß nicht, wie er mit Nachnamen heißt, aber die Beschreibung der Kellnerin passt auf ihn.«
    Â»Verdammt, Ros, warum hast du das nicht früher gesagt? Am besten rufe ich gleich die Polizei …«
    Â»Nein, bitte, tu das nicht. Ich könnte mich irren. Und selbst wenn sie zusammen nach Hause gegangen sind, muss das nicht heißen, dass was Schlimmes passiert ist.«
    Â»Ich komme, so schnell ich kann.«
    Jonathan
    13.05 Uhr
    Ich nahm den nächsten Zug nach London. Mum und Dad sagte ich, ich hätte so eine Ahnung, mit der ich die Polizei aber nicht behelligen wollte. Erstaunlicherweise ließen sie mich gehen, ich musste Mum nur versprechen, mein Handy eingeschaltet zu lassen und spätestens am frühen Abend wieder zu Hause zu sein. Ich war so dankbar, dass meine Eltern mir vertrauten, besonders weil ich in letzter Zeit nicht gerade ehrlich zu ihnen gewesen war. Dad bezahlte mir sogar die Fahrkarte. Vielleicht hatte ich ja doch mehr Glück mit meiner Familie, als ich gedacht hatte.
    Ros wartete am Kaffeestand am U-Bahnhof Liverpool Street, sie sah blass und angespannt aus. Auf dem Weg nach High Street Kensington sagte sie praktisch kein Wort, obwohl ich mehrfach versuchte, sie zum Reden zu bringen. Wir verließen den Bahnhof und gingen eine belebte Straße mit haufenweise hippen Läden entlang. Allmählich wurde mir mulmig. Was würde dieser Hugh denken, wenn er die Tür aufmachte und dann von einem grünschnabeligen Landei beschuldigt wurde, ihm die Freundin ausgespannt zu haben? Seine Mitbewohner waren vielleicht auch da, und nach allem, was Ros über sie erzählt hatte, wollte ich denen ganz bestimmt nicht begegnen.
    Wir kamen an einem Internet-Café vorbei. Ein mürrisch wirkender Mann stand davor und rauchte eine Zigarette, vermutlich war er der Besitzer. Wenn die Polizei die E-Mails hierher zurückverfolgt hatte, dann war wahrscheinlich der ganze Laden durchsucht und das ganze Programm durchgezogen worden: Fingerabdrücke sicherstellen, die Aufnahmen der Überwachungskamera auswerten und all das. Wenn Ros recht hatte, dann hätte mir alles, was ich diese Woche durchgemacht hatte, erspart bleiben können. Warum zum Teufel hatte sie nicht früher etwas gesagt?
    Als sie mir das Haus zeigte, blieb ich stehen.
    Â»Glaubst du wirklich, sie könnte da drin sein?«
    Ros sah nervös aus. »Klopfst du oder soll ich das machen?«
    Â»Ich kann doch nicht einfach verlangen, reingelassen zu werden, damit ich Freya suchen kann. Die halten mich ja für einen Irren.«
    Â»Es ist egal, was die denken.«
    Â»Ich weiß, aber …«
    Â»Es muss sein. Komm.«
    Wir gingen die letzten Schritte bis zur Tür und Ros klopfte. Ein etwa dreißigjähriger Mann in Hemd und Krawatte öffnete. Gabe, vermutete ich.
    Rosalind schaute ihn finster an. »Wir wollen zu Hugh.«
    Â»Was für eine überaus höfliche Freundin er doch hat …« Gabe ging in den Keller runter, die Tür ließ er offen.
    Â»Ist er jetzt da oder nicht?«, fragte ich und schaute schnell noch mal zur Straße.
    Ros antwortete nicht und ging ins Haus. Ich stieg hinter ihr die Treppe hoch. Oben angekommen tauchte ein Hund auf, der sich schwanzwedelnd auf Rosalind stürzte. Sie kniete sich hin und kraulte ihn hinter den Ohren und ich ging um sie herum ins Wohnzimmer.
    Ich wusste sofort, dass etwas passiert war. Mitten im Raum lag ein umgestürzter Stuhl, zersplitterte DVD -Hüllen waren über den ganzen Fußboden verteilt, zwischen zerbrochenem Geschirr lag ein zertrümmerter Aschenbecher aus Glas. Der hatte vermutlich auf dem kleinen Tisch neben dem Fernseher gestanden, der jetzt mit einem abgebrochenen Bein auf der Seite lag. Das Sofa stand irgendwie schief, die Kissen waren überall verstreut,

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