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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
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sagte ich nach einem Blick auf das Verfallsdatum.
    Â»Dahinten liegt noch was.« Ros angelte nach etwas, das weiter hinten unter dem Bett lag. Nach ein paar Sekunden brachte sie eine Halskette mit einem Anhänger zum Vorschein. Ein in Silber gefasster lila Stein mit verschlungenen Verzierungen drum herum. Die schwarze Kordel, an der er hing, war gerissen. Ich nahm die Kette und drehte sie um. Das war nicht Freyas Stil, aber irgendwas daran kam mir bekannt vor … Wo hatte ich den Anhänger schon mal gesehen?
    Mit einem Ruck kehrte ich in die Gegenwart zurück, stand auf und ließ die Kette aufs Bett fallen. »Nichts wie raus hier.«
    Ros nickte, nahm die Kette und steckte sie sich in die Tasche. Wir liefen nach unten, huschten durchs Wohnzimmer und zur Haustür und wollten nur noch so schnell wie möglich weg von hier. Der Hund versuchte, uns zu folgen, aber ich scheuchte ihn ins Haus zurück. Draußen rannten wir fast eine ältere Dame um, die einen schwarzen Plastiksack in den Mülleimer stopfte. Sie sah uns finster an.
    Â»Geht das Gerenne jetzt weiter?«
    Â»Tut mir leid«, sagte ich. »Moment mal – wie meinen Sie das?«
    Â»Ich rede von gestern Abend! Irgendwann zeig ich eure Freunde in dem Haus da drüben an. Das sind die schlimmsten Nachbarn, die ich je hatte!«
    Â»Was war denn gestern Abend los?«
    Die Frau schnaubte. »Irgendein Streit – jede Menge Gebrüll und Getöse. Ich hab aus dem Fenster geguckt, weil ich wissen wollte, was los ist, und hab gesehen, wie einer von denen rausgerannt ist. Jemand hat ihm was hinterhergebrüllt, so was wie ›deine Freundin schnüffelt überall herum‹ und ›ich warne dich, halt bloß die Klappe‹. Der Ton hat mir überhaupt nicht gefallen.«
    Â»Wer von denen ist gegangen?«, fragte ich. »War ein Mädchen dabei?«
    Â»Das war dieser Ungepflegte, der sich für einen Fotografen hält.« Die Frau rümpfte die Nase. »Und das Mädchen ist auch weggegangen, aufgetakelt wie ein Mädel aus den Sechzigerjahren.«
    Freya! Unendlich erleichtert steuerten Ros und ich wieder die Einkaufsstraße an.
    Â»Das müssen wir der Polizei erzählen«, sagte Ros kleinlaut. »Dann wissen sie, dass sie in Sicherheit ist.«
    Ich wollte antworten – und da ging mir ein Licht auf. Plötzlich wusste ich, wo ich diese Halskette schon mal gesehen hatte. Ich entdeckte einen Zeitschriftenladen, lief rein und schnappte mir eine Zeitung. Wie ich gehofft hatte, war darin ein Bericht über den Mädchenmeuchler. Es war ein Foto von Lyndsey abgedruckt, dem zweiten vermissten Mädchen – und ja, da war es: An ihrem Hals hing ein lila Schmuckstein.
    Rosalind
    14.00 Uhr
    Â»Verdammt!« Jonathan schluckte. »Freya ist allein mit ihm weggegangen. Sie ist ganz und gar nicht in Sicherheit!«
    Der Zeitungsverkäufer sah uns neugierig an. Ich zog Jonathan aus dem Laden. Mein Herz schlug so schnell, dass er es bestimmt hören konnte. Ich fühlte mich schrecklich, irgendwie mochte ich Hugh. Der Gedanke, dass er Freya mit nach Hause genommen hatte und vor ihr Lyndsey – dass er dieses erste Mädchen umgebracht hatte –, wollte mir einfach nicht in den Kopf …
    Â»Moment mal«, sagte ich. »Das passt nicht zusammen.«
    Â»Was?«
    Â»Die Nachbarin hat was gesagt von … die Freundin würde herumschnüffeln oder so.«
    Â»Ja und?«
    Â»Das hört sich doch so an, als wären Hugh und Freya von jemandem bedroht worden. Vielleicht hat Freya etwas gefunden, das sie nicht hätte finden sollen.«
    Jonathan schnippte mit den Fingern. »Das Zimmer ganz oben! Die Fußspuren sahen doch ganz frisch aus.«
    Â»Das könnte der Grund für den Streit gewesen sein! Und deshalb sind sie dann weggelaufen!«
    Â»Warte. Wenn Hugh nicht der Mörder ist, wer dann?«, fragte Jonathan.
    Ich dachte zurück an meine erste Begegnung mit den Nicht-Künstlern und daran, wie unheimlich mir Gabe schon damals gewesen war.
    Als ich Jonathan davon erzählte, guckte er mich entsetzt an. »Dieser Typ, der uns die Tür aufgemacht hat? Glaubst du wirklich, Ros?«
    Â»Vielleicht. Ich weiß gar nicht mehr, was ich denken soll! Ich weiß nur, dass er und sein Haus mir total unheimlich sind. Warum hat er mich, Abby und Claudia denn eingeladen?« Als ich das sagte, ging mir die Ungeheuerlichkeit des Ganzen auf. Wir hatten ganz

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