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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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werden?«
    »Wenn du es wissen willst, Edgar: das ist eine Aussicht, die mich mit Schrecken, ja mit Panik erfüllt.«
    »Das letzte Mal scheint’s dir nichts ausgemacht zu haben.«
    »Du bist nicht übermäßig geschickt dabei.«
    »Woher weißt du das? Aufgrund welcher Erfahrungen stellst du Vergleiche an?«
    Wieder biß sie sich auf die Lippen. Auch darauf gab es anscheinend nichts zu erwidern.
    »Seh’ ich dich beim Mittagessen im Speisesaal?«
    »Mittagessen? Nein. Ich esse heute keins. Zuviel zu tun. Ich muß zu Hause etwas arbeiten.«
    »Wie du willst.« Er stellte die Milz zurück in ihr Fach. »Ich freue mich, daß die Alten mich für heute abend eingeladen haben. Habe ein paar verzwickte Fälle, die ich gern mit dem Dean durchackern möchte.«
     

11
     
    Der Morgensturm legte sich so plötzlich, wie er ausgebrochen war. Die schwarzen Wolken verzogen sich nach Osten, um dort ihr Unwesen zu treiben, und die englische Landschaft in ihrer ganzen Schönheit lächelte Sir Lancelot Spratt wie durch reumütige Tränen zu. Er sah auf seine Jagduhr. Eben zehn. Er trat aus dem Schutz einer Ulme, wo er etwas beunruhigt über den Wahrscheinlichkeitsgrad, vom Blitz getroffen zu werden, nachgegrübelt hatte. Er schüttelte sich wie ein Hund, der aus dem Wasser steigt, und beutelte einen Sprühregen aus seiner Sherlock-Holmes-Mütze. Alles war naß, einschließlich seiner Frühstücksbrote.
    Das trügerische Wetter am frühen Morgen hatte ihn verleitet, seinen Regenmantel im Gasthof »Zum Hecht und zum Aal«, wo er übernachtet hatte, zurückzulassen. Sein linkes Ohrläppchen blutete, weil er es mit dem Angelhaken getroffen hatte. Heute früh war ihm recht viel an den Angelhaken gekommen: zwei Bäume, ein halbes Dutzend Büsche, ein Stacheldrahtzaun und der Hosenboden der vorbeiradelnden Bezirkskrankenschwester. An Fischen bisher nur zwei schäbige braune Forellen, die, seiner Meinung nach, für Dr. Bonaccords Speisezettel genügten und deren geradezu beschämend geringen Kampfgeist er mit einem krankhaften Hang zum Selbstmord erklärte.
    Sir Lancelot zitierte mit Vorliebe aus dem Perfekten Angler: Das Fischen mit künstlicher Fliege erquickt den Geist, ist ein Born guter Laune, verscheucht die Sorgen, ist ein Besänftiger beunruhigender Gedanken, hält die Leidenschaften in Zaum und bewirkt eine Zufriedenheit, die jenen, die diesem Sport huldigen, Friedfertigkeit und Geduld zur Gewohnheit werden läßt. Oder - weniger geschraubt ausgedrückt - wie er es einmal auf einem Aushängeschild in einer Schenke am Fluß gelesen hatte:
    Wenn du einen Tag lang glücklich sein willst, laß dich vollaufen. Wenn du eine Woche lang glücklich sein willst, heirate. Wenn du ein ganzes Leben lang glücklich sein willst, geh fischen!
    Als er nun durch das Gras am Flußufer entlangplatschte, mußte er sich eingestehen, daß dieser Morgen sein Gemüt ungefähr so beschwichtigt und seine Laune ungefähr so gebessert hatte wie eine Autofahrt zur Stoßzeit durch die Londoner City.
    Am schilfbestandenen Ufer des »Bratpfannen-Tümpels« blieb er stehen. Hier sprudelte der Fluß unter einer roten Ziegelbrücke, die zu ein paar windschiefen kleinen Häusern führte. Im weiteren Verlauf schwoll er zu einem dahinströmenden, breiten Band zwischen Wasserwiesen an. Hier war weniger los als am weiter flußabwärts gelegenen »Karottentümpel«, in dem angeblich eine Forelle hauste, die so groß war wie das Ungeheuer von Loch Ness und vermutlich ebenso fabulös. Immerhin gab es hier ein oder zwei beachtlich große Forellen, die Sir Lancelot von der Brücke aus erspäht und auf die er es abgesehen hatte. Er löste den Angelhaken mit der künstlichen Fliege vom Korkgriff und warf ihn alsdann mit der geschickten Hand, die ansonsten den Operationssaal in ehrfürchtiges Staunen versetzte, so auf die Wasseroberfläche, daß er wie Löwenzahnsamen im Wind herniederschwebte. Sir Lancelot seufzte tief auf. Beim Angeln flohen seine Sorgen üblicherweise wie Vampire bei Tagesanbruch. Aber heute ließen Miß MacNish und ihre grausigen Katzen sich nicht aus seinen Gedanken verdrängen. Sie würde sein Haus verlassen müssen - mit Sack und Katz und Pack. Aber er würde nie mehr eine so vorzügliche und fürsorgliche Köchin finden - die Vorstellung des Anlernens einer neuen Haushälterin bereitete ihm Pein. Doch selbst in unserer demokratischen Zeit konnte ein Arbeitgeber sich nicht unwidersprochen eine Portion Frikassee mit Zwiebeln an den Kopf werfen lassen. Wo

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