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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Liebling.«
    »Es ist wegen des Babys. Ich werde es verlieren.«
    Mit einer ausladenden Geste stellte er die Milz auf das Fenstersims. »Du hast dir’s also anders überlegt?«
    »Ja.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dafür bin.«
    »Was meinst du damit? Als ich dir erzählte, daß ich schwanger bin, hast du sofort gesagt: >Sobald die Ambulanz offen ist, werden wir dich ausräumen lassen!<«
    »Jetzt wäre es schade darum. Wo wir doch heiraten.«
    »Das würde sich natürlich erübrigen.«
    Sharpewhistle hob das Glas wieder auf, drehte es langsam herum und betrachtete genau den Inhalt. »Das ist mir neu. Ich habe deine Eltern gefragt. Ich habe mich in den richtigen psychologischen Zustand für eine Heirat versetzt. Ich habe meine Bude aufgekündigt. Das hat mir viel Mühe bereitet.«
    »Tut mir leid, daß du sie umsonst auf dich genommen hast. Auf lange Sicht wird es auf diese Weise weniger Scherereien geben.«
    »Aber ich will dich doch heiraten, Liebste. Ich bin eisern dazu entschlossen.«
    Muriel stampfte ungeduldig mit dem Fuß. »Keine Spur. Gestern abend hab’ ich dich nur in mein Elternhaus gebracht, weil ich dir mitten im Spitalshof eine hysterische Szene androhte.«
    »Ich habe mir die Sache überlegt. Dein Vater hat recht. Wir, mit unserer Intelligenz, werden ein außergewöhnliches Paar abgeben. Zusammen werden wir es im St. Swithin sehr weit bringen. Dein Vater mag ein schäbiger alter Teufel sein, aber er würde uns bestimmt den Weg ebnen.« Sharpewhistle lachte. »Es hat noch keinen hier gegeben, der es mit dem Dean in puncto Nepotismus aufnehmen könnte. Sogar in einer Anstalt wie St. Swithin, wo es genug davon gibt, ist das auffallend.«
    Muriel, in die Defensive gedrängt, sah ihn an. »Wenn du nur ein wenig Selbstachtung hättest, würdest du dich auf deinen eigenen Verstand verlassen, um vorwärtszukommen. Warum solltest du im St. Swithin überhaupt Hilfe brauchen? Von meinem Vater oder von irgend jemand anderm?«
    »Stimmt. Ich könnte hier auf eigenen Füßen stehen.
    Aber St. Swithin ist nicht die ganze Welt, wie du weißt, obwohl eine Menge Leute hier anscheinend dieser Meinung sind. Ich werde meine Talente nicht hier verschwenden. Sicher nicht! Ich möchte meine Schwingen ausbreiten. Und dein Vater hat gestern abend angedeutet, daß er diese Vizekanzlerstelle in Hampton Wick bekommt. Die Studenten dort sind ziemlich hell im Kopf, auch wenn sie gelegentlich über die Stränge hauen. Eine akademische Karriere ist etwas, wofür ich mich seit jeher als geradezu bewundernswert geeignet erachte.«
    »Du bist abscheulich und gemein.«
    »Ich glaube nicht, daß das die Art ist, in der man zu seinem künftigen Gatten spricht.«
    »Ich werde dich nie heiraten. Bitte, schlag dir das ein für allemal aus dem Kopf.«
    »O ja, du wirst es tun. Du weißt ja, du kannst ohne meine Einwilligung keine Abtreibung vornehmen lassen.«
    Ihre Augen blitzten. »Natürlich kann ich das. Der Vater muß das Formular nicht unterschreiben. Das ist einer der besonders vernünftigen Grundsätze der Bestimmung.«
    »Ja, aber wenn ich es publik mache, wird man es seltsam finden, daß du den liebenden Vater deines Kindes nicht heiraten willst.«
    »Bist du verrückt? Wie können zwei Leute ernstlich von Heirat reden, wenn sie nicht im entferntesten verliebt ineinander sind?«
    »Es gibt unzählige Beispiele in der Geschichte, von Prinzen und Prinzessinnen, die als Kinder miteinander verlobt wurden und schließlich glücklich wie Turteltauben waren. Ein Paar mit unserem Verstand sollte keine Mühe haben, mit alldem fertig zu werden. Es ist bloß eine Sache der emotionellen Anpassung.«
    »Du scheinst dir keine Gedanken darüber zu machen, was es für das Kind bedeuten würde, in einer derartigen Atmosphäre aufzuwachsen.«
    »Nun, es würde nicht schlechter dran sein, als wenn es überhaupt nicht auf die Welt käme. Oder?«
    Sie biß sich auf die Lippen. Darauf gab es nichts zu erwidern.
    »Ich glaube, ich würde lieber selbst sterben.«
    »Lieber unter die Erde als unter die Haube, was?« Sharpewhistle betrachtete wieder prüfend seine Milz. »Übrigens traf ich deinen Papa - unseren Papa -, als ich ins Spital kam. Ich bin heute zum Essen eingeladen. Bei euch, um Punkt sieben Uhr dreißig. Er wollte es dir sagen, aber anscheinend bist du sehr früh von zu Hause weggegangen. Ist es nicht komisch, sich vorzustellen, daß du und ich ab nächsten Montag jede Nacht für den Rest unseres Lebens in einem gemeinsamen Bett schlafen

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