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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Das bedeutet natürlich, daß Leonardo homosexuell war.«
    »Oh, natürlich.«
    »Der Schwanz des Geiers kann unmöglich etwas anderes symbolisieren als den Penis.«
    »Klar.«
    »Tatsächlich benützen die Italiener das Wort coda oder >Schwanz< für das männliche Geschlechtsorgan. Und die ägyptische Göttin Mut, die den Kopf eines Geiers hatte, ist nicht nur mit weiblichen Brüsten, sondern auch mit einem erigierten Phallus ausgestattet. Das ist doch sehr bezeichnend.«
    »Sehr!« Der Mensch, dachte Sir Lancelot, ist so übergeschnappt wie ein Vegetarier, der sich über ein Kotelett hermacht.
    »Leonardo hat immer vom Fliegen geträumt, wissen Sie. Deshalb hat er das Flugzeug erfunden.«
    »Ich träume auch sehr oft, daß ich fliege.«
    Dr. Bonaccord lächelte. »Nach Freud bedeutet das, daß Sie sich danach sehnen, zu einem Geschlechtsakt fähig zu sein.« Sir Lancelot gab einen unterdrückten glucksenden Laut von sich. »Aber machen Sie sich nichts draus. Ein großer Prozentsatz aller Träume hat etwas mit Fortbewegung zu tun. Denken Sie einen Augenblick nach, und ich glaube, Sie werden mir zustimmen.«
    »Ich träume ganz besonders oft, daß ich übergroße Nägel in einen Ebenholzblock hämmere.«
    »Du liebe Güte«, sagte der Psychiater und sah plötzlich besorgt aus.
    »Ich habe es jedoch fertiggebracht, mich von diesem Katzen tick zu kurieren.«
    »Gut! Das freut mich außerordentlich.«
    »Oder vielmehr: die Angelegenheit hat sich gewissermaßen von selbst kuriert.« Ein leichter Schauer durchfuhr ihn. »Komisch, jetzt habe ich wieder das Gefühl, ganz schwach. Pure Einbildung, natürlich. Sie werden so etwas verstehen. Ich bin froh, daß ich ein Chirurg bin und Dinge herausschneide, die ich sehen kann. Ich hätte kein Talent, Schatten zu heilen.« Er fuhr auf. »Was ist das?« rief er angstvoll. »Ein leises, tappendes Geräusch...«
    »Ich habe nichts gehört. Vielleicht ist es meine Sekretärin, die oben herumwerkt.«
    Sir Lancelot wischte sich das Gesicht mit dem rotweißen Taschentuch. »Mag sein. Wissen Sie, sie sah mich äußerst seltsam an, als ich zur Tür hereinkam. Es ist doch nichts Besonderes an mir zu bemerken?«
    Dr. Bonaccord bewegte sich auf die Tür des Arbeitszimmers zu. »Nicht das geringste. Vielleicht hat auch sie eben ihre Sorgen.«
    »Hm. Ihr Mann ist drüben in Sydney, glaube ich...?« fragte Sir Lancelot, auf diesen Gedankengang eingehend, weiter. - »Ja.« Der Psychiater, der offenbar von der Unterhaltung nicht begeistert war, trat hinaus ins Stiegenhaus.
    »Entschuldigen Sie, daß ich es erwähne - ich nehme an, es besteht eine gewisse Entfremdung zwischen den beiden - aber ich glaube, daß ich dem Mann tatsächlich begegnet bin. Auf einer Party, als ich im vergangenen Winter drüben Vorlesungen hielt.«
    »Oh, sicher nicht.«
    »Warum denn nicht? Sydney ist kein so großer Ort. Jim Tennant - ein junger, gutaussehender Mensch, der irgend etwas mit Reedereien zu tun hat.«
    »Giselas Mann ist ein ältlicher Farmer und heißt Arthur, wenn ich mich recht erinnere.«
    Sie waren am unteren Ende der Treppe angelangt, als Sir Lancelot sich plötzlich an sein Geschenk erinnerte. »Da sind die zwei Forellen, die ich Ihnen versprochen habe. Nichts Besonderes, aber ein ganz schmackhaftes Abendessen.«
    »Sehr nett von Ihnen! Genau das Luxusgericht, an dem unsere neue Köchin ihre Kunst erproben kann.«
    »Oh! Sie haben wirklich eine Köchin aufgenommen?«
    »Aus beinahe therapeutischen Gründen. Meine eigenen Versuche haben sich verheerend auf meine Verdauung ausgewirkt.«
    »Es würde mich interessieren, zu hören, wie es Ihnen gelungen ist, eine Köchin zu ergattern. Ich halte selbst Ausschau nach einer.«
    »Ich habe, ehrlich gesagt, schon vor einiger Zeit von ihr gehört.«
    »Sehr klug, sie möglichst schnell anzustellen.«
    »Gewiß.«
    Sir Lancelot fuhr zusammen. Die Küchentür öffnete sich, und es erschien eine stattliche Gestalt in einem adretten kornblumenfarbigen Hauskleid: Miß MacNish.
    »Haben Sie mich gerufen, Herr Doktor?«
    »Wenn es Ihre Pläne nicht durchkreuzt - könnten wir diese Fische vielleicht zum Abendessen haben?«
    »Es durchkreuzt nicht das geringste, Herr Doktor. Ich bin hier, um das zu tun, was Sie wünschen, und um Ihnen das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Hätten Sie die Fische gern als französische Fischsuppe oder vielleicht in Butter gegrillt?«
    »Das überlasse ich Ihnen, Miß MacNish.«
    »Vielleicht wären sie mit Mandeln schmackhafter?

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