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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Apropos: der alte Dummkopf Sir Lancelot hat sich nach deinem Mann erkundigt.«
    »Oh?«
    »Er behauptet, er hätte ihn im vorigen Winter in Sydney getroffen.«
    »Das müßte er verdammt gescheit angestellt haben.«
    »Und ob!«
    »Was hast du gesagt?«
    »Ich wechselte auf ein anderes Thema.«
    Sie zögerte. »Glaubst du, daß er Verdacht schöpft?«
    »Warum denn? Er hat sich eingebildet, daß ihm der Kerl über den Weg gelaufen ist. Jetzt weiß er, daß er sich geirrt hat.«
    »Eines Tages wird jemand die Wahrheit über meinen Mann herausbekommen, fürchte ich.«
    »Aber weshalb denn?«
    »Die Menschen sind von Natur aus neugierig.«
    »Sie sind auch von Natur aus faul und nehmen sich selten die Mühe, Dinge zu entdecken, die für sie persönlich unwichtig sind.«
    »Ich hoffe nur, du hast recht, Cedric.«
    »Ich hab’ in meiner Einschätzung der menschlichen Natur meistens recht. Weil ich immer das Schlechteste erwarte.«
    Sie klappte das Magazin zu und ließ es in einer Nachttischlade verschwinden. »Was, glaubst du, denkt man im Spital darüber, daß wir zwei miteinander leben? Besonders jetzt, wo ich nicht einmal den Schein wahre, in der Mansarde zu wohnen?«
    »Man wird denken, was man immer gedacht hat. Schließlich sind wir beide sehr attraktiv. Eine Menge Leute würde liebend gern mit einem von uns ins Bett gehen, vielleicht auch mit beiden von uns.«
    »Wer denn? Sir Lancelot?«
    Sie lachten. »Wie gefällt dir dein Schlafzimmer nebenan, Gissie?«
    »Alles rosa, rund und weiß... Es erinnert an den Mutterleib.«
    »Und was hältst du von diesem Schlafzimmer hier?«
    »Ich finde es jungfräulich.«
    »Weiß... eine hübsche Gedankenassoziation.« Er ließ seine Hand sanft an ihrem Arm hinaufgleiten. »Was hältst du von der kauzigen Schottin, die wir da ergattert haben?«
    »Sie wird sich um die Kocherei kümmern, was ich immer ungern und hoffnungslos schlecht gemacht habe.«
    »Glaubst du, sie nimmt an, daß wir miteinander schlafen?«
    »Sicherlich - soweit ich unsere Nachbarn kenne.«
    »Ja, sie sind ein mißgünstiges Schwätzerpack. Aber alle Nachbarn hassen einander, wie Sigmund Freud sagt. Ich weiß, Jesus war anderer Meinung, aber ich verlasse mich lieber auf einen Fachmann.« Er machte eine Pause. »Nun, wenn sie denkt, daß wir miteinander schlafen, warum tun wir’s dann nicht?«
    Sie starrte ihn vorwurfsvoll an. »Oh, Cedric...«
    »Warum dieser verletzte Unterton?«
    »Ich könnte so etwas nicht tun. Nein, das könnte ich nicht.«
    »Du weißt, daß ich es von dir wollte, nicht wahr? Oft. Sosehr ich auch versucht habe, den Gedanken bei mir zu behalten.«
    Sie nickte und senkte den Blick. »Natürlich ist mir aufgefallen, wie du mich manchmal in der Nacht angeschaut hast.«
    »Mit Augen, aus denen gesunde Begierde spricht? Nun, Gissie, was ist Unrechtes daran? Es ist eine natürliche psychologische Reaktion darauf, daß man allein mit einer Frau ist, die schön, bezaubernd und überaus sexy ist.«
    »Bitte, hör auf, Cedric. Sprich worüber du willst, nur nicht darüber .«
    Er legte ihr die Hände auf die Schultern und zog sie langsam an sich. »Du weißt doch genau, was ich fühle, nicht wahr? Ich sag’ mit Absicht >genau<, weil ich weiß, daß du genauso fühlst und mir die gleichen Gefühle entgegenbringst. Das stimmt doch? Oder nicht?«
    Sie legte den Kopf zurück und schloß die Augen.
    »Das stimmt doch, nicht wahr?« wiederholte er.
    Sie nickte fast unmerklich.
    Er hielt sie fest in den Armen. Sie küßten einander mit einer Leidenschaft, die durch ihre beiläufigen Umarmungen, da und dort im Haus, geschürt worden war.
    »Aber ich werde dich nicht vergewaltigen.« Er stand abrupt auf. »Nicht einmal verführen, was zwar weniger aufregend, aber bequemer wäre. Ich werde das Ganze nicht einmal mehr erwähnen, außer du tust es.« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Du bist ein wenig prüde, nicht wahr?«
    »Mußt du mich auch damit quälen?«
    »Entschuldige. Vielleicht war ich etwas überrascht von dir, nach all der Zeit. Wir werden unsere kleinen, beglückenden Gewohnheiten beibehalten. Ich kann mich beherrschen. Ich bin ausgeglichen. Ich sehe meine eigenen Gedanken mit dem Blick des Fachmanns. Manchmal glaube ich, daß die Psychiatrie zwar sehr wenige Patienten kuriert, daß sie aber eine unglaublich gute Behandlungsmethode für Psychiater ist.«
    Sie sah ihn flehend an. »Du bist doch nicht böse auf mich?«
    »Nicht im geringsten. Ich muß jetzt gehen und, solang ich mich daran

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