Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
Montag.«
    »Kein Wort. Von mir weiß auch niemand etwas.«
    »Wie bitte?«
    »Ich meine... ich wirke manchmal etwas geheimnisvoll, nicht?«
    Der Dean zwang sich zu einem schwachen Lächeln und ging mit raschen Schritten auf das Spital zu. Sir Lancelot läutete bei Nummer i an. Fast unmittelbar darauf wurde die Tür von Dr. Bonaccord selbst geöffnet.
    »Für mich?« witzelte der Psychiater.
    »Meine ehemalige Köchin hat heute Geburtstag. Vielleicht darf ich ihr diese Blumen überreichen?«
    »Natürlich. Sie finden sie irgendwo hinten im Haus. Übrigens waren diese Forellen eine Delikatesse. Ich hoffe, nächstesmal, wenn Sie fischen gehen, beißen wieder welche an.«
    »Sie beißen nicht an. Sie lutschen.«
    »Was? Wirklich? Na, also Petri Heil! Das ist ja alles, was ein Fischer braucht, nicht wahr? Nun aber, fürchte ich, ist es Zeit, mich per Fahrrad ins St. Swithin zu begeben.«
    Miß MacNish war in der Küche. Sie hatte die Ärmel ihres blauen Hauskleides bis zu den Ellbogen hochgekrempelt und polierte gerade eine silberne Servierschale. Sie sah verblüfft drein, als Sir Lancelot eintrat, setzte aber schnell eine höfliche, unpersönlich fragende Miene auf. »Suchen Sie den Herrn Doktor, Sir? Ich glaube, er hat gerade das Haus verlassen.«
    »Alles Gute zum Geburtstag!«
    »Danke, Sir. Ich werde sie ins Wasser geben.«
    »Gladiolen - Ihre Lieblingsblumen. Sie sehen, ich habe es nicht vergessen.«
    »Einige von meinen früheren Dienstgebern senden mir noch immer Geburtstagskarten, Sir.«
    »Miß MacNish, gestern nachmittag waren Sie vielleicht ein wenig überarbeitet. Ich bin bereit, die ganze Angelegenheit zu ignorieren.«
    »Danke, Sir.«
    Sir Lancelot blickte besorgt umher. Keine Spur von dem Ungeziefer.
    »Wie geht’s den Katzen?«
    »Sie haben ein gutes Zuhause, Sir.«
    »Vielleicht war ich etwas zu impulsiv. Ich finde, es sind wirklich ganz reizende Katzen.«
    »Dr. Bonaccord hebt sie nicht am Schwanz auf, Sir.«
    »Ich wollte ihnen bestimmt nicht weh tun. Es war ein Spiel - fast ein Spaß. Sie leisten Ihnen sicher wunderbar Gesellschaft und sind von großem Nutzen in der Mäusebekämpfung. Es ist einfach so, daß ich einen Katzen-Tick habe.«
    »So scheint es, Sir.«
    »Miß MacNish, Sie nötigen mich, Ihnen klarzulegen, daß ich eine Art psychische Allergie gegen Katzen habe.
    Aber glücklicherweise habe ich sie mit Doktor Bonaccords Hilfe überwinden gelernt. Nichts würde am Abend, wenn ich bei einem Glas Whisky und bei einem Buch sitze, so zu meiner Behaglichkeit beitragen wie das Gefühl, meine Füße in Filzpantoffeln auf einer gut genährten, schnurrenden Katze zu haben.«
    Sie beschäftigte sich weiter mit ihrer Silberschüssel.
    »Miß MacNish - kommen Sie zurück zu mir!«
    »Nein, Sir.«
    »Aber ja! Ist denn nicht alles vergeben und vergessen?«
    »Ich vergebe Ihnen, Sir; ich weiß, daß manche Menschen Schwierigkeiten haben, ihre grausamen Instinkte zu beherrschen. Aber die kleine Chelsea hat Ihnen nicht vergeben. Ich kann das leicht an ihrem Blick erkennen.«
    »Ich bin bereit, mich von Ihren Katzen als verabscheuungswürdiges Wesen ansehen zu lassen.«
    »Nein, Sir. Es hat keinen Sinn, Sir. Ich bin hier sehr gut aufgehoben, danke, Sir.«
    Er wurde ungeduldig. »Also, wirklich, Miß MacNish! Sie können doch nicht in diesem... in diesem unordentlichen Haus Weiterarbeiten.« Sie zog die Augenbrauen hoch. »Wie kann eine Dame von Ihrer Anständigkeit, Ihrer Sauberkeit, von Ihrem Presbyterianismus es sich erlauben, in einem Haus zu wohnen, das ebenso nach Sünde riecht wie St. Swithin nach Antiseptika?«
    »Ich versteh’ nicht, was Sie meinen, Sir.«
    »Sie glauben doch wohl nicht, daß Dr. Bonaccord Mrs. Tennant nur dazu hier hat, damit sie Stempelmarken auf seine Krankenkassenscheine klebt?«
    »Das ist eine höchst ungehörige Vermutung, Sir.«
    »Es ist keine Vermutung. Jedermann im St. Swithin weiß, was tatsächlich los ist. Es wundert mich, daß jemand wie Sie, Miß MacNish, die Augen davor verschließt.«
    »Ich verschließe meine Augen vor nichts. Im Gegenteil, Sir Lancelot. Ich halte sie weit offen. Und ich habe in diesem Haus nichts bemerkt, das Ihren schmutzigen Vorwurf rechtfertigen würde.«
    »Sie haben doch erst eine Nacht hier verbracht.«
    »Ich habe ein Gefühl für derlei Dinge, Sir Lancelot. Ich glaube fest, daß Dr. Bonaccord und die junge Dame strikt in Keuschheit leben. Man findet sehr schnell eine Menge über Leute heraus, wenn man sie bedient und betreut. Bis ich auf

Weitere Kostenlose Bücher