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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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einen guten, starken Tropfen hat.«
    »Hm... Vielleicht möchten Sie auch ein Glas, Mrs. Grimley?« fragte er höflich.
    »Oh, danke. Sehr gern. Ein kleiner Drink wäre jetzt gerade das Richtige für mich.«
    Sir Lancelot nahm zwei Kristallgläser und eine Flasche Glenlivet aus der Bar. »Sagen Sie, wenn es genug ist.« Er goß mehr ein. »Sagen Sie, wenn es genug ist.«
    »Es ist ein solcher Lebenswecker, finden Sie nicht auch?«
    »Oh, pardon, ich hab’ nicht aufgepaßt.«
    »Soda oder Wasser?«
    »Ich trinke ihn pur. Danke vielmals. Prost.«
    Sir Lancelot goß sich seinen eigenen Drink ein. »Ich nehme an, Sie haben große Erfahrung.«
    »Nun... ich bin Witwe.«
    »Hm. Wie Sie wahrscheinlich bei Hotblack erfahren haben, bin ich Witwer.«
    » Und adelig. Ich bin, ehrlich gesagt, sehr beeindruckt.«
    »Es ist nicht die großartigste Auszeichnung, die man bekommen kann. Oder vielleicht gewöhnt man sich einfach daran, wie man sich in der Schule an seine Cricket-Farben gewöhnt.«
    »Ich glaube nicht, daß ich mich jemals daran gewöhnen könnte, mich >Lady Spratt< zu nennen.«
    »Nein? Vielleicht ist das meiner verstorbenen Frau auch so gegangen. Woher sind Sie, Mrs. Grimley?«
    »Aus Wiveliscombe. Das ist in Somerset.«
    »Da haben Sie eine lange Reise hinter sich.«
    »Viel, viel zu anstrengend! Glauben Sie, daß ich mit noch einem winzig kleinen Drink wieder zu Kräften kommen könnte?«
    »Ja, natürlich.« Sir Lancelot sah sie mißtrauisch an. »Sagen Sie, trinken Sie viel Alkohol?«
    »Einzig wenn ich müde bin. Mein armer Seliger ist daran zugrunde gegangen. Pröstchen!«
    Er setzte sich in den Lehnstuhl und streckte die Beine aus. »Setzen Sie sich doch bitte, Mrs. Grimley. Ich bestehe hier nicht auf Formalitäten. Ich hoffe, Sie entschließen sich, zu bleiben.«
    Sie setzte sich ihm gegenüber auf den Sessel mit gerader Rückenlehne, schlug die Beine übereinander, zog den Rocksaum ein wenig hinunter und hielt ihr Glas mit beiden Händen auf dem Knie. »Wie reizend von Ihnen.«
    »Ich habe seit zwei Tagen niemanden.«
    Ein kleiner Schrei entrang sich ihr. »Ihre Frau ist eben gestorben? Noch nicht einmal begraben?«
    »Nein, nein, nein. Ich hatte eine Frau, die hier gewohnt und mich betreut hat. Eine Haushälterin.«
    »Eine Haushälterin ?« Sie kicherte und blinzelte.
    »Bei Hotblack hat man Ihnen sicher erklärt, daß ich vorgeschlagen habe, wir zwei beäugen uns einmal. Wenn wir miteinander einverstanden sind, beginnen wir gleich, ohne viel Trara und Getue. Ich für meine Person, Mrs. Grimley, würde mich sehr freuen, es mit Ihnen zu versuchen.«
    »Oh, Sir Lancelot!« Sie senkte den Blick.
    »Und Sie?«
    »Sie haben mich zur glücklichsten Frau in London gemacht.«
    »Hm. Gut. Das geht also in Ordnung.«
    »Könnte ich noch einen ganz winzigen Whisky haben? Das alles nimmt die Nerven so her.« Sie griff nach der Flasche und goß sich ein.
    »Wann können Sie anfangen? Heute abend?«
    »Oh, Sie sind aber ungeduldig.« Abwägend schloß sie die Augen. »Ein richtiger Stier, der über den Boden stampft, ein Hengst, der an seiner Trense nagt.«
    »Ich habe Ihnen schon gesagt, ich habe seit zwei Tagen niemanden. Es wird eine große Erleichterung sein. Ich mache kein Geheimnis daraus.«
    »Ich harre Ihrer Befehle«, sagte sie mit Grandezza.
    »Gut. Zuerst werden Sie ins Schlafzimmer gehen und das Bett machen.«
    Sie stand auf und ging, kaum merklich schwankend, auf die Tür zu. »Übrigens: ich weiß nicht, ob Hotblack Ihnen auch etwas verrechnet. Jedenfalls werde ich der Firma morgen früh einen Scheck schicken, mit dem alles, was Sie und ich an Gebühren zu zahlen haben, abgegolten ist.«
    Sie drehte sich um und streichelte ihm zart das Gesicht. »Wie reizend Sie sind. Ich fürchte, bei mir sind recht hohe Gebühren aufgelaufen, weil ich ziemlich lang in der Kartei aufscheine. Doch was macht das alles aus, wenn die Ware schließlich geliefert wird? Zu denken, daß ich tatsächlich schon nahe daran war, das Vertrauen zu sämtlichen Heiratsvermittlungen zu verlieren!«
     

22
     
    »Ich möchte gern wissen, wer die Frau war, die ich gerade in Lancelots Haus gehen gesehen habe«, sagte Josephine im Salon des Hauses Nummer 2.
    Der Dean sah schnell von seinen Akten der Königlichen Gesellschaft für Medizin auf. »War es vielleicht Frankie?«
    »O nein, Schatz. Frankie erkenne ich doch. Es war eine eher merkwürdige Person. Sah aus, als hätte man vergessen, sie nach der Chelsea-Blumenschau

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