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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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wegzuräumen.«
    »Mich würde kein Umgang, den Lancelot pflegt, verwundern. Er ist wirklich eine Schande für die ganze Gegend. Läuft herum und schreit wie ein Verrückter, macht die halbe Nacht einen Riesenspektakel und riecht nach Zwiebeln. Gebe Gott, daß er auszieht.«
    »Das ist nicht sehr christlich von dir, Lionel.«
    »Christlich? Lancelot verdient so viel christliche Nächstenliebe wie ein erfolgreicher Bankräuber.«
    »Vater, bitte, schweig«, sagte Muriel, ohne den Blick von Lancet zu heben.
    »Möchtest du dich bitte eines andern Tons befleißigen?« sagte der Dean eisig.
    »Du hackst immer auf Onkel Lancelot los. Das ist mir schon langweilig.«
    »Daß du in Kürze eine verheiratete Frau sein wirst, bedeutet nicht, daß du deinen Eltern gegenüber einen unverschämten Ton anschlagen kannst.«
    »Lionel! Denk bitte an ihren Zustand!«
    Der Dean schnaubte.
    »Wenn ihr mich fragt...«, begann Edgar Sharpewhistle und markierte mit dem Finger die Stelle, wo er in seinem Fachbuch zu studieren aufgehört hatte.
    »Um Gottes willen, fang du jetzt nicht auch noch an«, sagte der Dean.
    Sie genossen gerade einen Abend en famille. Muriel hatte - sehr zum Mißvergnügen des Dean - darauf bestanden, daß ihr Verlobter zum Nachtmahl eingeladen werde, und ausdrücklich verlangt, daß sie alle gemütlich beisammensitzen und Kaffee trinken sollten.
    »Schließlich«, hatte sie behauptet, »müssen wir uns irgendwie aneinander gewöhnen, nicht wahr?«
    Sharpewhistle begann besorgt nach dem Kognak Ausschau zu halten, doch der Dean hatte die Flasche versteckt. Plötzlich stand Muriel auf.
    »Aha! Ihr zwei wollt gehen?« sagte der Dean.
    »Vater! Es ist gerade halb elf. Eine Krise in meinem Leben steht mir bevor.«
    Sharpewhistle blinzelte.
    »Schon gut, mein Schatz«, sagte Josephine. »Du bist jetzt ein wenig nervös. Das ist in deinem Zustand ja auch zu erwarten.«
    Muriel warf einen kurzen Blick auf ihre Uhr. »Jeden Moment kann jemand zur Haustür hereinkommen und unser gesamtes Leben verändern.«
    »Was phantasierst du da?« sagte der Dean ärgerlich.
    »Wen erwartest du um diese Zeit - wohl kaum den Weihnachtsmann.«
    »Ich wollte, daß ihr, Vater und Mutter, und du, Edgar, hier seid, wenn er kommt. Darum habe ich mir dieses Abendessen einfallen lassen. Er kann nicht früher kommen - wegen seiner Arbeit.«
    »Liebste, du bist einfach überarbeitet«, meinte Sharpewhistle.
    »Muriel, meine Liebe«, sagte der Dean, »vielleicht bist du das Opfer irgendwelcher Halluzinationen. Was hältst du davon, wenn wir zwei unseren Nachbarn Bonaccord aufsuchen?«
    Die Türglocke läutete. Sie sahen einander an. »Ich mache auf«, sagte Muriel.
    Kurz darauf tauchte sie wieder auf, mit einem großen, dünnen, bleichen und sauber, aber schäbig gekleideten jungen Mann.
    »Mutter, Vater, Edgar - darf ich euch Andrew Clarke vorstellen?«
    Der Dean sprang auf und blickte wild um sich. »Und was wünschen Sie, wenn ich fragen darf?«
    »Ich möchte Ihre Tochter heiraten.«
    »Du lieber Himmel!« flüsterte der Dean. »Mich hat’s erwischt. Wahrscheinlich Schizophrenie. Ich muß sofort diesen Bonaccord konsultieren.«
    »Nicht aufregen! Ruhig Blut...«, begann Edgar.
    »Oh, Andy«, sagte Muriel, »das ist mein Verlobter.«
    Andy streckte die Hand aus. »Friede sei mit Ihnen, mein Freund. Seien Sie mir, ich bitte Sie, nicht gram.«
    »Sie wollen mich auf den Arm nehmen...«
    »Das Leben ist ein so großartiges Geschenk, Bruder«, fuhr Andy fort, »unser Schicksal ist so voller Geheimnisse; wir dürfen es nicht zulassen, daß unsere Sicht von Nebensächlichkeiten verdüstert wird...«
    »Sie können mir doch nicht einfach meine Frau ausspannen...«
    »Friede... Friede...«
    »Ich würde Ihnen die Nase einschlagen, wenn ich größer wäre.«
    »Edgar, bitte, mach dich nicht lächerlich!«
    »Mir ist jedenfalls ganz übel...«
    »Wer ist dieser Mensch?« fragte der Dean. »Wo hast du ihn aufgegabelt?«
    »Ich kenne Andy seit ein paar Monaten, Vater. Seit ich
    meinen Soziologiekurs absolvierte. Wir sind sehr verliebt ineinander...«
    »Soziologiestudent ist er also. Das hätte ich mir gleich denken können. Eine verkommene Bande.«
    »Nein. Andy ist nicht einer von den Studenten. Er ist eines von den Demonstrationsobjekten. Er glaubt nicht an Geld oder Besitztümer oder an irgend etwas - nur daran, daß man ein reines Leben führen sollte. Jetzt allerdings hat er, das mag euch interessieren, eine regelmäßige Arbeit. Und wir möchten

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