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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor?
Autoren: Richard Gordon
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heiraten.«
    »Eine Nachtarbeit, Sir«, erklärte Andy. »Ich bin Tellerwäscher in einem Hotel. Es ist bemerkenswert, was für eine Befriedigung einem aus dem Waschen schmutzigen Geschirrs erwachsen kann.«
    Der Dean fuchtelte mit dem Zeigefinger. »Bilden Sie sich ja nicht ein, daß Sie irgendeine finanzielle Unterstützung von mir bekommen. Keine fünf Pennies, das versichere ich Ihnen. Sie werden auch nicht hier einziehen und gratis wohnen...« Er hielt inne. Er starrte abwechselnd auf Sharpewhistle und auf Andy und zuletzt auf Muriel. Mit schwacher Stimme sprach er weiter: »Hm... weiß er... dein neuer junger Mann, weiß er überhaupt...?«
    »Es ist mir bekannt, Sir, daß Muriel ein Kind von einem anderen erwartet.« Er machte eine höfliche Verbeugung in Richtung Sharpewhistle. »Aber das ist eine reine Lappalie - gemessen an unserem zukünftigen Glück.«
    »Sie meinen, Sie sind bereit, dieses Kuckucksei auszubrüten?«
    »Es wird Muriels Kind sein.«
    »He! Und was ist mit mir?« fragte Sharpewhistle.
    »Sei ruhig, Edgar. Du mußt versuchen, dich wie ein Erwachsener zu benehmen.«
    »Aber ich bin ja der Vater des Kindes. Zähle ich denn gar nicht?«
    »Ja... es muß ein Massenwahn sein!« murmelte der
    Dean. »Wir müssen alle fünf morgen früh sofort Bonaccord auf suchen.«
    »Du hast mich zu heiraten!« schrie Sharpewhistle.
    »Nichts auf der Welt könnte mich dazu bringen, das zu tun, Edgar. Ich muß verrückt gewesen sein, als ich es in Erwägung zog.«
    »Nun, dann löst sich ja alles in Wohlgefallen auf«, ließ sich Josephine zum erstenmal vernehmen. »Muriel wird Andy heiraten, den sie sehr gern hat, und das Baby wird ein nettes, freundliches Zuhause haben. Es ist ein wenig schwer für dich, Edgar, das muß ich zugeben, aber ich bin sicher, daß du dich in einer sehr vernünftigen Weise damit abfindest. Schließlich gibt es ja hier eine Menge andere nette Mädchen, die du im Lauf der Zeit schwängern kannst.«
    »Drogen!« rief der Dean. »Jetzt verstehe ich. Sie sind unter dem Einfluß von Drogen! Von Halluzinogenen. Eine klare Diagnose!«
    »Ich nehme weder Drogen, noch rauche ich, noch trinke ich Alkohol oder esse Fleisch. Mein Leben ist der Reinheit geweiht, der Freundlichkeit gegenüber meinen Mitmenschen und der geistigen Integrität.«
    Sharpewhistle stand in der Ecke und schluckte schwer. Josephine sprach ruhig weiter: »Da nun alles geregelt ist, warum holst du nicht zur Feier des Tages den Champagner aus dem Kühlschrank, Lionel?«
    »Der entscheidende Punkt, meine Liebe, ist, daß er keinen Alkohol trinkt... ich meine, das Ganze ist einfach widersinnig. Unmöglich. Ich möchte kein einziges Wort mehr darüber hören. Muriel! Komm doch zur Besinnung! Du mußt diesen kleinen Sharpewhistle heiraten.«
    »Ich weigere mich.«
    »Warum hast du dich nicht von diesem Kerl hier in andere Umstände bringen lassen?« erkundigte sich der Dean wütend. »Warum mußt du das Leben für uns alle so verdammt kompliziert machen? Absolut typisch für eine Medizinstudentin!«
    Ein plötzlicher Krach. Eine eiserne Kasserolle flog zum Fenster herein.
    Josephine schrie auf. Der Dean starrte empört durch die zerschmetterte Fensterscheibe. »Holt die Polizei! Ruft sofort die Nummer 999 an!«
    »Laß mich ein«, rief Sir Lancelot vom Gehsteig. »Man versucht mich zu vergewaltigen!«
    »Kommen Sie zurück, Sie alter Lüstling!« ließ sich draußen eine schrille weibliche Stimme vernehmen. »Sie können mich doch nicht einfach stehenlassen, Sie geiler alter Bock!«
    »Madam, wollen Sie bitte davon Abstand nehmen, mit Haushaltsgegenständen nach mir zu werfen?«
    »Kommen Sie ins Bett oder nicht?«
    »Verlassen Sie sofort mein Haus.«
    »Was? So spät am Abend? Sie scherzen wohl. Soll ich vielleicht jetzt die ganze Strecke zurück nach Wiveliscombe fahren? So einer sind Sie also... Zuerst große Worte machen und mich dann einfach hinauswerfen. Noch dazu in diesem Zustand mit kaum etwas am Leib...«
    »Liebe Muriel, ich glaube, es wäre Sir Lancelot angenehm, wenn du ihm die Tür öffnest...«
    Sir Lancelot wankte ins Zimmer und fuhr mit einem rot-gepunkteten Taschentuch über sein Gesicht. Der Dean setzte sich auf den Rand des Sofas, starrte vor sich hin und kaute an seinen Fingernägeln.
    »Und wer, Lancelot, war eigentlich diese Freundin von dir?« fragte Josephine.
    »Eine nicht mehr taufrische, dem Alkohol verfallene Nymphomanin.«
    Josephine sah aus dem zerbrochenen Fenster. »Anscheinend hat sie sich in dein
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