Wo geht’s denn hier ins Paradies?
verlieren.“
„Lass mal.“ Claude war aufgestanden und setzte sich neben Ellen. „Was ist mit dir?“ Besorgt sah er sie an. „Soll ich dich zu einem Arzt bringen?“
„Unsinn“, wehrte sie ab. „Es ist gar nichts. Mach um Himmels Willen keinen Aufstand.“
Claude sah sich um. Niemand außer den nahe Sitzenden hatte den kleinen Zwischenfall mitbekommen. Er machte sich jedoch Sorgen um Ellen. Sie war erschreckend blass, darüber konnte auch das kräftige Make up, das sie ganz gegen ihre Gewohnheit aufgelegt hatte, nicht hinweg täuschen.
Doch nun begann die Band wieder zu spielen, und etliche Gäste drängten auf die improvisierte Tanzfläche.
Ellen bemühte sich angestrengt, an der Unterhaltung am Tisch teilzunehmen. Sie erzählte von Carola Steinberger, der es inzwischen schon wieder ganz gut ging, von der Arbeit an dem historischen Film – und von Mimi natürlich, die seit Tagen auf Wolke sieben schwebte.
„Was wird denn jetzt aus den beiden?“, erkundigte sich eine schwarzhaarige Maskenbildnerin. „Heirat ist doch nicht, oder?“
„Was nicht ist, kann ja noch werden“, erwiderte Ellen leichthin. „Mir ist nur wichtig, dass Mimi rundum glücklich ist – und das ist sie. Auch ohne Trauschein und Ring am Finger.“
Sie wies zu dem verliebten Paar, das gerade eng umschlungen von der Tanzfläche kam. Mimi lachte zu Ellen hinüber, dann glitt ihr Blick nach links … ungläubig weiteten sich ihre Augen, dann löste sie sich von Bernhard und lief zum Eingang des Biergartens.
Ellen schaute auch dorthin – und wollte aufstehen, denn gerade kam Carola in Begleitung von Dr. Johannes Stettner auf sie zu.
Aber noch bevor sie ein paar Schritte in Richtung der Freundin gemacht hatte, verschwamm alles vor ihren Augen. Die alte große Kastanie schien sich auf sie zu neigen, der Lärm ringsum schwoll zu einem Orkan an – sie merkte nicht mehr, dass sie erst die Hände an die Ohren drückte, dann wie hilfesuchend mit den Armen durch die Luft ruderte – und in sich zusammensackte.
Carola, die noch den linken Arm in einer Schlinge trug, machte ein paar rasche Schritte auf die Freundin zu.
Johannes Stettner aber war schneller. „Lass mich mal“, sagte er nur, beugte sich über die Bewusstlose und tastete nach ihrem Puls. Seine Miene wurde sorgenvoll. „Wir brauchen einen Krankenwagen“, sagte er zu den Umstehenden, die sein Tun ebenso gespannt wie sorgenvoll beobachteten.
Nun waren auch Mimi und Bernhard sowie ein paar der weiter entfernt sitzenden Gäste aufmerksam geworden.
Mimi schrie unterdrückt auf, als sie die Freundin am Boden liegen sah. „Was ist los?“ Fragend sah sie in die Runde – und schaute in Carolas Gesicht.
„Ich … ich weiß nicht“, stammte die junge Frau. „Sie ist einfach zusammengesackt.“
„Doch wohl nicht vor lauter Wiedersehensfreude“, versuchte sich Mimi an einem Scherz. Doch dann sah sie reihum nur ernste Mienen.
„Hilf mir mal jemand, sie ins Haus zu tragen“, ordnete Dr. Stettner an. Die Autorität des Mannes, den niemand kannte, war so deutlich spürbar, dass gleich zwei Männer zupackten.
Und während sie Ellen ins Haus brachten, umarmte Mimi den Überraschungsgast Carola. „Woher weißt du … Wie geht es dir? Was ist eigentlich los? Ich bin ganz …“ Sie sprudelte die ganzen und halben Sätze hintereinander hervor, und Carola konnte nur ein paar der Fragen beantworten.
„Ellen hat mir gesagt, dass du heute hier feierst. Und da wollte ich dir zu deinem Glück mit Bernhard gratulieren.“
„Darfst du denn schon reisen?“
Carola lächelte verhalten. „Ich hab ja meinen Leibarzt dabei.“ Sie drückte Mimis Hand. „Ach du, ich hatte es mir so schön vorgestellt, euch mit meiner großen Liebe bekannt zu machen. Johannes ist mein Traummann.“
Mimi zog sie vorsichtig an sich, bemüht, den verletzten Arm nicht zu berühren. „Ich freu mich für dich.“
„Jo ist Oberarzt an der Klinik in Hamburg, in der ich lag. Er und ich … also, als ich wieder so halbwegs beisammen war, hab ich mich gleich in ihn verliebt. Und umgekehrt war’s wohl noch früher.“ Sie sah Mimi angstvoll an. „Was ist los mit Ellen? Ist sie krank?“
„Liebeskrank sicher“, meinte Mimi.
„Sie hat mir nur gesagt, dass sie mit Karsten nichts mehr zu tun haben will.“ Carola seufzte. „Deshalb wollte ich mit ihr reden. Der war doch ihr Traumtyp. Was ist denn da passiert?“
Mimi wollte gerade ausführlich antworten, das der Notarztwagen vorfuhr.
Noch einmal
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