Wo geht’s denn hier ins Paradies?
an meinen Kindern. Ich liebe sie über alles. Aber … ihretwegen kann ich nicht auf mein Glück mit dir verzichten. Das weiß ich jetzt.“
„Und – die Kinder? Wie stehen sie dazu?“
„Sie lieben ihre Mama natürlich sehr. Aber auch mich. Und sie wollen uns beide nicht verlieren. Der Kompromiss, den wir uns überlegt haben, wird auch ihnen gerecht. Und nur darauf kommt es an.“ Er lächelte Mimi verliebt zu. „Jetzt können wir glücklich werden, wir beide.“
Mimi lachte, umarmte und küsste ihn stürmisch. „Natürlich können sie uns besuchen. Das müssen sie sogar! Du wirst dich doch nicht von deinen Kindern lossagen! Das wollte ich doch nie!“
„Ich weiß. Du bist eine Frau mit großem Herzen. Ich liebe, liebe, liebe dich!“ Er griff in die Tasche seines Jacketts und zog eine kleine Schachtel heraus. „Hier, für dich.“
Nur zögernd griff Mimi nach dem Etui. Sie ahnte, was es enthielt … und stieß gleich einen Schrei des Entzückens aus. „Meine Güte! Bernhard! Du bist verrückt!“
„Vor Liebe zu dir.“ Er lachte und umarmte sie. Dann nahm er ihre Hand und streifte den Ring mit dem Rubincarbochon, der fast so rot leuchtete wie Mimis Haare, über ihren Finger. „Damit du nicht vergisst, dass wir zusammen gehören.“
Lange blieb es dann still. Sehr, sehr lange. Als Ellen heimkam, bemerkte sie nur die im Wohnraum verstreuten Sachen, sah eine kleine rote Schachtel mit den vergoldeten Initialen eines Mailänder Juweliers – und verstand alles.
Ein kleines, trauriges Lächeln ging über ihr blasses Gesicht. Wenigstens Mimi war wieder glücklich!
Ellen selbst wurde von heftigen Kopfschmerzen geplagt. Die Augen brannten, manchmal hatte sie das Gefühl, als liege ein Grauschleier über allem. Wahrscheinlich hatte sie zu viel gearbeitet. Das Licht im Atelier schien die Augen zu strapazieren.
Leise ging sie ins Bad, nahm zwei von den starken Schmerztabletten, die sie schon seit zwei Wochen regelmäßig einnahm. Dann legte sie sich ins Bett, horchte in die Dunkelheit – und sah im Geist ein Haus am Chiemsee vor sich. Ein wundervolles, blumengeschmücktes altes Bauernhaus.
Kurz bevor sie einschlief, trat eine blonde Hexe aus der Tür …
+ + +
Der Biergarten, der nur wenige Gehminuten vom Atelier Claude Schneiders entfernt lag und in dem sie oft die Mittagspause verbrachten, war an diesem Tag für die Laufkundschaft geschlossen.
Bernhard hatte die Lokalität gemietet und festlich schmücken lassen. Draußen schaukelten bunte Lampions in den Bäumen, die Tische waren mit Rosenblüten bestreut. Innen spielte eine kleine Band, in Schankraum war ein Buffett aufgebaut, das keine Wünsche übrig ließ.
„Was feiern wir eigentlich?“, wurde immer wieder gefragt.
Etwa siebzig Gäste hatten Mimi und Bernhard eingeladen, doch keinem verraten, warum sie zu diesem Sommerfest gebeten worden waren.
„Wir feiern uns“, erklärte der Italiener jedem, der fragte. „Mehr nicht.“ Zärtlich zog er Mimi immer wieder an sich. Das Glück der beiden war für jeden sichtbar, und es gab weder aus dem Modeatelier noch aus der Filmbranche jemanden, der ihnen dieses Glück nicht gegönnt hätte. Dass die beiden keine offizielle Verlobung feiern konnten, solange Bernhard noch gebunden war, stand fest. Aber – jetzt gehörten Mimi und er zusammen, und alle sollten es sehen!
Ellen, Claude und zwei Näherinnen des Designers saßen an einem Tisch unter der großen Kastanie. Es war hier schattig, sie waren nicht im größten Trubel und konnten die lustige Gesellschaft dennoch gut beobachten.
Hin und wieder presste Ellen die Hände an die Schläfen, hinter denen es klopfte und hämmerte. Die beiden Tabletten, die sie vor dem Aufbruch geschluckt hatte, schienen kaum zu wirken.
„Was ist mit dir?“, erkundigte sich Claude besorgt.
„Ach nichts. Wahrscheinlich fange ich an, unter dem Münchner Föhn zu leiden.“
„Wir habe gerade keinen Föhn.“
„Sag das nicht.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Sieh nur, Mimi sieht doch fantastisch aus, nicht wahr?“
„Sie trägt ja auch ein Modell von mir“, meinte Claude selbstbewusst.
Überrascht sah Ellen ihn an. „Das hab ich nicht gewusst. Claude, du bist der Größte!“ Sie wollte sich zu ihm beugen und ihn umarmen, doch es ging einfach nicht. Alles um sie herum schien sich zu drehen.
„Hey, was ist los?“ Eine der Näherinnen nahm ihren Arm. „Nur weil Claude mal ein Kleid verschenkt hat, musst du doch nicht gleich die Fassung
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