Wo geht’s denn hier ins Paradies?
sie nicht besonders. Wichtig war nur eins: Sie hatte endlich keine Kopfschmerzen mehr!
Karsten saß fast zwei Stunden an ihrem Bett. Er hielt ihre Hand, flüsterte ihr Liebesworte zu – und hoffte verzweifelt, dass Ellen ihn endlich wahrnehmen würde.
Aber sie lag wie teilnahmslos in diesem viel zu groß erscheinenden Klinikbett.
Eine Schwester kam, kontrollierte den Blutdruck, maß den Puls und fragte Karsten: „Möchten Sie vielleicht einen Kaffee? Oder sonst irgendeine Erfrischung?“
„Kaffee wäre gut. Danke.“ Er sah nur kurz auf, dann heftete er den Blick wieder auf Ellen.
Es war schon dunkel geworden, als endlich ein Arzt erschien und ihm erklärte: „Wir haben jetzt die ersten Untersuchungsergebnisse vorliegen.“ Ein kurzes Zögern, dann die Frage: „Sind Sie mit Frau Kaufmann verwandt?“
„Wir sind verlobt!“ Wie selbstverständlich sprach er es aus – und empfand es in diesem Moment auch so.
„Dann kann ich vielleicht … ausnahmsweise … Sie sind zwar kein direkter Angehöriger …“
„Hören Sie, Doktor!“ Nur mit Mühe wahrte Karsten die Beherrschung. „Ellen ist die Frau meines Lebens. Sie hat keine Verwandten mehr. Nur mich – und ihre Freundinnen. Wir haben ein Recht darauf, zu erfahren, was mit ihr ist!“
Nochmals ein kurzes Zögern, dann gab sich der Arzt einen Ruck: „Den ersten Untersuchungsergebnissen nach muss man mit einem Tumor rechnen.“
„Ein …“ Das Wort, das so viel Schreckliches enthielt, blieb Karsten in der Kehle stecken.
„Sie sollten nicht gleich das Schlimmste annehmen“, meinte der noch junge Arzt. „Es kann sich um einen gutartigen Tumor handeln. Aber auch die bösartige Form mag ich nicht ausschließen. Morgen, wenn Professor Freiberg da ist, werden noch weitere Untersuchungen vorgenommen. Dann weiß man mehr.“
„Aber Ellen … es gibt doch eine Chance?“
„Die gibt es immer“, versicherte der junge Mediziner. Er glaubte fest an den Satz, den einer der Pioniere der modernen Medizin einmal geprägt hatte: „Wo Leben ist, da ist auch Hoffnung“. Und wäre es nicht schrecklich, wenn diese bezaubernde junge Frau da im Klinikbett keine Chance mehr hätte?
Die folgende Nacht machte Karsten kein Auge zu. Er saß an Ellens Bett, hielt ihre Hand, bewachte ihren Schlaf.
Und haderte mit sich selbst, weil er ihr so viel Kummer bereitet hatte. Weil er immer wieder in seinen Gefühlen schwankend geworden war und sich von Janine hatte verführen lassen wie ein unreifer Jüngling.
„Wenn du wieder gesund bist, mein Engel, werden wir heiraten“, flüsterte er dicht an Ellens Lippen. „Ich schwöre dir, dass ich dich glücklich machen werde.“
Aber er erhielt keine Antwort.
+ + +
„Himmel noch mal, Janine, jetzt reiß dich endlich zusammen! Nimm die Federboa nicht so hoch, sonst sieht man ja nichts von deinem Gesicht!“ Sven wischte sich nervös über die Stirn. Nichts klappte an diesem Drehtag so, wie es sollte. Die Statisten waren nicht rechtzeitig eingekleidet worden, Jonas hatte in der vergangenen Nacht mal wieder zu tief ins Glas geschaut und sah entsprechend verkatert aus, und Janine … sie konnte weder den Text noch hörte sie exakt auf die Anweisungen von ihm, dem Regisseur.
Dabei musste er heute unbedingt rechtzeitig fertig werden! Um halb acht kam Ingo mit dem Flieger aus London an. Gemeinsam mit Peter Reeves hatte Sven ein Empfangsfest organisiert. Nur ganz wenige enge Freunde waren zu einem Essen eingeladen worden. Schließlich war Ingo noch nicht ganz gesund, man durfte ihn nicht überanstrengen.
Sven freute sich unbändig aufs Wiedersehen. Zwar hatten sie oft miteinander telefoniert, doch die Dreharbeiten durften jetzt nicht noch einmal seinetwegen verzögert werden, das hätte er sich nicht verziehen.
Umso mehr fieberte er der ersten Begegnung nach so vielen Wochen entgegen!
„Dieses Federgefummel ist ätzend“, schimpfte Janine und zerrte an der schwarzen Federboa. „Und der Haarreif … ich bin doch nicht auf einem Maskenball!“
„Aber Darstellerin in einer Produktion, die gerade im Jahr 1927 spielt“, sagte eine ältere Kollegin. Sie hatte nur eine kleine Rolle, war aber einst eine bekannte Bühnenschauspielerin gewesen und wusste, was diszipliniertes Arbeiten bedeutete.
„Halten Sie doch den Mund!“, zischte Janine. „Wer sind Sie denn schon?“
„Jemand, dem du nicht das Wasser reichen kannst.“ Sven Stevensen verlor endgültig die Geduld. „Also, reiß dich endlich zusammen.“ Mit freundlichem
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