Wo geht's hier nach Arabien
Bergsteiger Gotthelf Bergsträsser unternimmt im August desselben Jahres eine Bergtour am berühmten Watzmann. Er stürzt ab. Da seine Leiche nie für eine Untersuchung freigegeben wird, entstehen Gerüchte um seinen Tod. Aber es bleibt bei Gerüchten.
Das wertvolle Fotoarchiv erbt sein Nachfolger Otto Pretzl. Er führt die Arbeit seines Freundes fort und arbeitet weiter am Apparatus Criticus zum Koran, einem noch nie dagewesenen Werk zu Wesen und Entstehung des heiligen Buches des Islam. Als im September 1939 der Zweite Weltkrieg beginnt, wird Otto Pretzl zum Heer einberufen. Das ist äuÃerst merkwürdig, da Pretzl im Ersten Weltkrieg einen Lungendurchschuss erlitt und seither als wehrdienstuntauglich galt. Als er 1941 in das Oberkommando versetzt wurde, kam er kurz darauf bei einem ungeklärten Flugzeugabsturz ums Leben. So kam das wertvolle Fotoarchiv in die Hände von Anton Spitaler. Dann kam der Bombenangriff auf München, und Spitaler lieà es verschwinden.
Während des Krieges wurde Spitaler im Deutsch-Arabischen Infanteriebataillon 845 als Ãbersetzer eingesetzt. Die deutsch-arabischen Bande waren eng. Man hatte gemeinsame Feinde: Engländer und Juden. Aus Syrien kamen während des Krieges immer wieder Meldungen, dass sich die Araber Iraks, Syriens und Palästinas vereint gegen die britische Herrschaft erheben könnten. Lässt man sich heute das Gästebuch des Hotels Baron in Aleppo zeigen, deutet der Hotelbesitzer Armen Mazloumian immer wieder auf einzelne Namen: » Deutscher Spion. Deutscher Spion. Der auch. Hier, den weià ich nicht, kennen Sie den Namen?«
Hitler war unglaublich populär in den arabischen Ländern. Ein Scheich aus Palästina schrieb nach Berlin: » Zu jeder Zeit bin ich bereit Ihrer Regierung zu dienen mit 100 reitenden Soldaten. Ich warte auf den Wink Ihrer Hoheit.« Als die deutschen Soldaten in Paris einmarschierten, kam es in Damaskus, Homs und Aleppo zu Massendemonstrationen. Die Araber sangen dabei ein Lied: » Nie mehr Monsieur, nie mehr Mister. Im Himmel Allah, auf Erden Hitler.«
Für die Kämpfe in Nordafrika, auf dem Balkan, in Gebieten mit moslemischer Bevölkerung und für die geheimen Kommandounternehmen im Nahen Osten wurden islamische Einheiten aufgestellt, darunter ein » 1.Ostmuselmanisches SS-Regiment«, die » Arabische Legion« und viele andere. Auf die Gebetszeiten und den Verzicht von Schweinefleisch wurde Rücksicht genommen, moslemische Feldgeistliche wurden ausgebildet. Im Rahmen des » Kriegsdienstes der Geisteswissenschaften« zog man die Experten für arabische Sprache hinzu. Darunter den Hamburger Professor für Islamkunde Bertold Spuler, der sich praktischerweise schon 1933 zur SA gesellt hatte. Als sich ihm im Jahr 1967 Studenten mit dem Spruch » Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren« in den Weg stellten, schrie er zurück: » Sie gehören alle ins Konzentrationslager.«
Handbücher und Ãbersetzungshilfen wurden gedruckt. In Leipzig erschien 1940 das Heftchen Neu-Arabische Stilproben von Gerhard Rott. Einer der Ãbungssätze lautet: » Der Führer wird am 28.April mittags 12 Uhr MEZ vor dem Reichstag sprechen. [â¦] Der deutsche Kurzwellensender wird einen Auszug der Rede in Arabisch geben.« Auf der rechten Buchseite steht die Ãbersetzung ins Arabische.
Als der Münchner Professor Kunitzsch im Jahr 2003 den ausführlichen Nachruf für Anton Spitaler verfasst, findet man kein Wort darüber, wie sich die Orientalisten den Nazis angedient hatten. Und obwohl er die Wahrheit kannte, schrieb er, das Spitaler-Archiv » fiel gegen Ende des Zweiten Weltkrieges der Zerstörung anheim, woraufhin das Projekt aufgegeben werden musste«. Kunitzsch bescheinigt Spitaler eine » überaus kritische Grundhaltung«. In der Münchner SchellingstraÃe hörte ich bei Paul Kunitzsch einige Vorlesungen, damals noch nichts von den Hintergründen ahnend. Wie gerne hätte ich ihn gefragt, wie man als Professor der Meinung sein könne, » dass die bisherige Erfassung und Durchdringung des arabischen Schrifttums gröÃere abschlieÃende Arbeiten und Gesamtdarstellungen noch nicht zulasse«, wenn man gleichzeitig der ganzen Welt verschweigt, dass man ein einzigartiges Archiv versteckt.
Der Koran ist anders als Die Bibel. Das macht die Sache heikel. Der Koran ist nämlich nicht von Menschen geschrieben, sondern
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