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Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition)

Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition)

Titel: Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Johnson
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zu durchsuchen. Google war drei Jahre zuvor gegründet worden, tagtäglich führten Millionen von Nutzern im World Wide Web ganz ähnliche Abfragen durch, und sie erhielten innerhalb von Sekundenbruchteilen Suchergebnisse aus aller Welt. Hätte das Informationsnetzwerk des FBI automatisch vorgeschlagen, dass die Mitarbeiter der Radical Fundamentalist Unit das Phoenix-Memo lesen sollten, nachdem das Büro in Minnesota auf Moussaoui aufmerksam geworden war, hätten die nächsten Wochen sich vielleicht ganz anders entwickelt. Doch egal wie das computergestützte Netzwerk sich verhalten hätte, die menschlichen Akteure hätten in ihren Gehirnen eine ähnliche Verbindung herstellen müssen. Hätte David Frasca Ken Williams‘ Memo gelesen, ist es durchaus möglich, dass ihm eine Verbindung zwischen den beiden Ahnungen aufgefallen wäre.
    Dass es beiden Netzwerken nicht gelang, die Informationen aus Phoenix und Minnesota miteinander zu verbinden, lag zum Teil an der beinahe mittelalterlich anmutenden Informationstechnologie des FBI. Doch selbst wenn ein Wunder geschehen wäre und das FBI im Sommer 2001 seine Hardware aufgerüstet hätte, wäre es wahrscheinlich niemandem gelungen, die beiden Informationen miteinander zu verknüpfen, weil die fehlenden Verbindungen fester Bestandteil der Software-Architektur des Automated Case Support System waren, und nicht nur das Ergebnis veralteter Technik. In der Sprache der Programmierer: Die fehlenden Verbindungen waren ein Feature, kein Bug. Die Datenbanken des FBI entsprachen dem Archetyp eines geschlossenen Netzwerks. Nicht nur Außenstehenden war der Zugang verwehrt, auch die Mitglieder der eigenen Organisation hatten nur beschränkten Zugang. Dokumente wurden sorgsam abgeschirmt und Zugriffsrechte danachverteilt, wer was unbedingt wissen
musste
. Im Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses zu den Pannen im Vorfeld der Anschläge vom 11. September wird diese Art der Informationsverwaltung explizit als einer der Hauptkritikpunkte genannt. Von »Informationseinbahnstraßen« ist die Rede und davon, wie wichtige Informationen in den Akten einer Abteilung verschwinden, ohne dass andere Abteilungen Einblick bekommen.
    In den Monaten vor 9/11 stellte sich dieses System als tödlich für jede Art von (Vor-)Ahnung heraus, was mehr als nur ein wenig paradox ist, wenn man berücksichtigt, welch große Rolle solche Ahnungen bei Ermittlungen – sei es im echten Leben oder in Buch und Film – spielen. Es genügte, dass ein FBI-Analyst Williams‘ Bericht als »spekulativ« einstufte, damit er nicht an höhere Stellen weitergeleitet wurde und im Nichts verschwand, während die veraltete Einbahnstraßen-Architektur des Automated Case Support System dafür sorgte, dass auch die anderen Agenten, die ihren eigenen Ahnungen nachgingen, nichts davon erfuhren. Tim Berners-Lees bahnbrechende Vision war, ein eng verknüpftes Datennetz für das CERN zu entwickeln, das »das Zusammenspiel vieler Einflüsse, Ideen und Einsichten aus verschiedensten Bereichen« ermöglichen sollte. Als Plattform für ein solch kreatives Zusammenspiel war das Automated Case Support System nicht nur ausgesprochen schlecht geeignet, es war eigens dazu gemacht, es zu verhindern.
    Im Jahr 1980 mit dem Namen einer selbst entwickelten Software auf
Enquire Within Upon Everything
anzuspielen, war mehr als nur ein bisschen gewagt. Berners-Lee wollte lediglich auf dem Laufenden bleiben, was seine Kollegen am CERN so trieben. Er hatte nicht vor, das gesamte auf der Welt verfügbare Wissen zu organisieren. Dennoch würde »schlagen Sie‘s hier nach« durchaus einen passenden Slogan für Google hergeben. Und wen würde esüberraschen, dass Google nachweislich am meisten von allen großen Unternehmen dafür getan hat, die firmeneigene Infrastruktur so zu gestalten, dass jene langsame Ahnungen, aus denen auch das World Wide Web entstand, bestmöglich unterstützt und gefördert werden. Schon sehr früh in seiner Firmengeschichte richtete Google das 20-Prozent-Programm für seine Mitarbeiter ein. Von fünf Stunden Arbeit soll jeweils eine auf ein Privatprojekt verwendet werden, das die Softwareingenieure ganz nach ihren eigenen Vorlieben und Neigungen aussuchen können. Pate stand hierbei ein ganz ähnliches Programm der Firma 3M.
    Es war damals das erste seiner Art und hörte auf den Namen »15-Prozentregel«. Google nennt seine Initiative »Innovation Time Off«, und die einzige Vorschrift lautet, die Vorgesetzten in

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