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Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition)

Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition)

Titel: Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Johnson
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Vorliebe für komplizierte Gerätschaften war es auch, die ihm den Job auf der Cornell-Farmverschaffte. Das Psychologie-Department der Universität brauchte jemanden, der mit den Messinstrumenten umgehen konnte, mit denen die Hirnströme, Herzschlag und Blutdruck der Tiere gemessen wurden. Eines Tages saß Greatbatch mit zwei Chirurgen, die gerade auf Visite waren, beim Mittagessen. Die drei unterhielten sich darüber, wie gefährlich es ist, wenn das Herz nicht mehr gleichmäßig schlägt. Etwas an der Art, wie die Ärzte das Leiden beschrieben, löste eine Assoziation in Greatbatch aus. Er stellte sich das Herz als eine Art Radio vor, das Signale nicht mehr richtig empfing. Gleichzeitig wusste er, wie präzise man elektrische Signale mittlerweile übertragen konnte. Ließ sich dieses Wissen irgendwie auf das menschliche Herz anwenden?
    Greatbatch behielt den Gedanken für die nächsten fünf Jahre als langsame Ahnung im Hinterkopf. Er zog nach Buffalo, unterrichtete Elektroingenieurwesen und arbeitete nebenher am Chronic Disease Institute. Einem der dortigen Ärzte half Greatbatch beim Bau eines Oszillators, der nicht mehr mit Vakuumröhren, sondern mit modernen Transistoren arbeiten sollte. Zweck des Geräts war es, Herztöne aufzuzeichnen. Beim Zusammenbau griff Greatbatch zufällig nach einem falschen Widerstand, und als er ihn einsetzte, begann der Oszillator in einem wohlvertrauten Rhythmus zu pulsieren: Wegen Greatbatchs Fehler
simulierte
das Gerät Herzschläge, statt sie aufzuzeichnen, und Greatbatchs Gedanken sprangen zurück zu der Unterhaltung vor fünf Jahren. Endlich hatte er einen Ausgangspunkt für ein Gerät, das ein aus dem Takt geratenes Herz mit präzisen Steuersignalen wieder zum regelmäßigen Schlagen bringen würde. Zwei Jahre später setzten Greatbatch und der Chirurg William Chardack aus Buffalo einem Hund den weltweit ersten Herzschrittmacher ein, und im Jahr 1960 hatten bereits zehn Menschen einen solchen Greatbatch-Chardack-Pacemaker in der Brust. Weiterentwicklungen von Greatbatchs Gerät habenmittlerweile Millionen von Menschen das Leben gerettet.
    Die Erfindung des Herzschrittmachers ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie aus Fehlern etwas Neues und Großartiges entsteht: Greatbatch greift in eine Tüte mit Widerständen, zieht den falschen heraus, und vier Jahre später hat er das erste Leben gerettet. Doch der Irrtum allein genügt nicht. Seit fünf Jahren hatte Greatbatch sich einen unregelmäßigen Herzschlag als ein Problem der Signalübermittlung vorgestellt, nur deshalb kam ihm die zündende Idee, als er das gleichmäßige Pulsieren des Oszillators hörte. Auch dieses Muster tritt in der Geschichte der Fehler immer wieder auf. Röntgenbilder, Vulkanisation von Gummi, Plastik, ihnen allen ging als Initialzündung ein produktiver Fehler voraus – produktiv deshalb, weil der Fehler sich mit einer langsamen Ahnungen verband.
    Der britische Ökonom William Stanley Jevons, der sich auch als Erfinder betätigte, beschreibt die Wichtigkeit von Irrtümern in seinem 1874 erschienenen Buch
Principles of Science
mit folgenden Worten:
    »Es wäre falsch, zu glauben, große Entdecker würden die Wahrheit stets sofort beim Schopfe packen oder hätten eine unfehlbare Methode, selbige vorherzusagen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit irrt der große Geist weit öfter als der weniger geschäftige. Eine fruchtbare Fantasie und Mutmaßungen in Hülle und Fülle sind das wichtigste Handwerkszeug, wenn es darum geht, die Wahrheit zu entdecken, und die falschen Mutmaßungen müssen die richtigen stets um ein Vielfaches an Zahl übertreffen. Ständig beschäftigt sich das emsige Gehirn mit den ... wunderlichsten Auffassungen und absurdesten Theorien, doch was davon bleibt, ist gerade einmal der hundertste Teil.«
    »Der große Geist irrt weit öfter als der weniger geschäftige«. Diese Aussage ist mehr als bloße Statistik. Gemeint ist damit nicht nur, dass eifrige Denker produktiver sind als »weniger geschäftige« und deshalb zwangsläufig mehr Ideen hervorbringen, gute wie schlechte. Jevons plädiert hier auf subtile Weise dafür, wie wichtig der Irrtum für Innovation ist, dass er mehr ist als nur eine Phase, die es zu überstehen gilt, denn Irrtümer bereiten einen Weg, der uns wegführt von bequemen Annahmen. De Forest hatte sich getäuscht, was die Eignung von Gas als Signalverstärker anging, aber von dieser Ausgangsbasis forschte er weiter, bis er etwas fand, das

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