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Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition)

Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition)

Titel: Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Johnson
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sich Links zu Vorschlägen, die im Gespräch sind, beim nächsten Release berücksichtigt zu werden, und zu Vorschlägen, die in bereits vergangenen Releases integriert wurden. Einen Ideenbriefkasten umgibt oft die Aura eines schwarzen Lochs: Man wirft seine Idee hinein und hört nie wieder etwas davon. In einem öffentlichen Forum wie Idea Exchange, kann man nicht nur die Vorschläge anderer sehen und verbessern, man bekommt auch einen greifbaren Beweis, dass die eigenen Ideen etwas bewirken können.
    Solche Informationsnetzwerke verbinden auf geniale Weise individuelle mit kollektiver Intelligenz: Hat ein Einzelner eine spannende und nützliche Idee, kann die Gruppe helfen, diese Idee zu vervollständigen und sie mit anderen Ideen verknüpfen, die bereits im System zirkulieren. Die Bewertungen wiederum helfen, eine gute Idee aus Tausenden anderen, weniger nützlichen herauszufiltern.Indem sie Ideen öffentlich machen und gleichzeitig dafür sorgen, dass sie in der Datenbank gespeichert bleiben, schaffen solche Systeme eine firmenweite Plattform für Serendipität. Sie verschaffen guten Ideen neue Möglichkeiten, sich zu verknüpfen.
    4 Das Verhältnis zwischen Patenten und offenen Informationsnetzwerken ist seit jeher kompliziert. Eigentlich ist das Patentrecht exklusiv, das heißt, solange der Patentschutz gilt, darf eine patentierte Erfindung oder ein Verfahren nur verwenden, wer eine Lizenz dafür erwirbt. Es gibt jedoch auch das Gegenteil: Der Patentinhaber muss technische Details seiner Erfindung offenlegen, was erleichtern soll, Patentrechtverletzungen zu erkennen und zu verfolgen. Der zweite Gedanke hinter dieser Offenlegung ist, die Verbreitung guter Ideen zu unterstützen, indem sie einem öffentlichen Register hinzugefügt werden. Leider sorgen Patenthaie mit der Hilfe übereifriger Anwälte dafür, dass eher die exklusive Seite überwiegt.

V.
IRRTUM

Im Sommer des Jahres 1900 ging der siebenundzwanzigjährige aufstrebende Erfinder Lee de Forest nach Chicago, mietete sich auf dem Washington Boulevard ein Einzimmerapartment und übersetzte für das
Western Electrician Magazine
fremdsprachige Artikel zur aufkommenden Drahtlostechnologie. Die Übersetzungsarbeit war alles andere als langweilig, denn in Paris hatte gerade erst eine große Ausstellung zum Thema stattgefunden, und aus Übersee kamen ständig neue Veröffentlichungen. Doch de Forests eigentliche Leidenschaft war das kleine Zauberkabinett, das er sich in seinem Apartment eingerichtet hatte, mit Batterien, einem Knallfunkensender, Elektroden: all den Bausteinen, aus denen im folgenden Jahrzehnt die Anfänge des elektronischen Zeitalters erwachsen sollten.
    Für einen angehenden Erfinder auf dem Gebiet der Telegrafie war der Knallfunkensender das Gerät schlechthin. Er arbeitete mit zwei durch einen kleinen Spalt voneinander getrennten Elektroden. Setzte man eine der beiden Elektroden unter Strom, sprang ein Funken über, der elektromagnetische Wellen auslöste, die noch in vielen Kilometern Entfernung mit einer Antenne empfangen werden konnten. Die elektromagnetischen Wellen kamen dort als kurzes, prägnantes Signal an – ideal zum Morsen.
    In einer Nacht, es war der 10. September 1900, experimentierte de Forest mit seinem Knallfunkensender. Er jagte einen Funken durch die Elektroden und sah, wie die rote Glühstrumpflampe, die drei Meter entfernt auf einem Tisch stand, weiß aufleuchtete. Die Helligkeit der Lampe habe kurzzeitig um mehrere Lichtstärken zugenommen, wie De Forest später sagte. Aus Gründen, die er sich nicht erklären konnte, hatten die elektromagnetischen Wellen des Knallfunkensenders die Lampe heller leuchten lassen. Das kuriose Phänomen brachte de Forest auf die Idee, mithilfe von Gas einen Empfänger zu bauen, der besser sein sollte als alles, was Marconi oder Tesla bis dahin entwickelt hatten.
    De Forests Schilderung ist der Archetyp einer langsamen Ahnung. In seiner Autobiografie schreibt er, das Erlebnis mit der Gasflamme sei ihm »seit jenem Tag nicht mehr aus dem Kopf gegangen«, und tatsächlich reifte seine Ahnung im Lauf der Jahre zu einer Erfindung, die das 20. Jahrhundert nachhaltig prägen sollte. Dinge wie Radio, Fernsehen und die ersten Computer wurden durch sie überhaupt erst möglich. 1903 begann de Forest schließlich mit Elektroden in gasgefüllten Glaskolben zu experimentieren. Das tat er erfolglos über mehrere Jahre, bis er auf die Idee kam, den ursprünglich zwei Elektroden eine dritte hinzuzufügen.

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