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Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition)

Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition)

Titel: Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Johnson
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    Die Vielseitigkeit von Twitter ist kein Zufall, sie war Teil der Strategie, die Dorsey, Williams und Stone von Anfang an verfolgten: Als Erstes schufen sie eine emergente Plattform, erst dann folgte twitter.com. Offene Schnittstellen in Software-Plattformen werden oft als API bezeichnet, was eine Abkürzung für Application Programming Interface ist. Eine API fungiert sozusagen als Lingua franca, über die verschiedene Software-Applikationen miteinander kommunizieren können. Sie ist eine Sammlung von Standards und Definitionen, die Programmierern ermöglicht, zusätzliche Tools auf eine Plattform »aufzusetzen« oder Informationen von mehreren Plattformen miteinander zu verknüpfen. Wenn Web-User auf Google Maps eigene Karten anlegen, tun sie das über die entsprechende API in der Google-Maps-Software, die ihnen ermöglicht, die Daten von Google Maps zu nutzen.
    Manche APIs gewähren lediglich Zugang zu einem kleinen Ausschnitt des darunterliegenden Softwarecodes, zum Teil der Einfachheit halber, zum Teil aber auch, um den Code zu schützen. Normalerweise programmiert ein Entwickler eine neue Software und gewährt dann über die API anderen Entwicklern Zugang zueinem Teil des Programmcodes. Die Leute von Twitter machten es genau umgekehrt: Zuerst bauten sie die API und legten alle für den Dienst wichtigen Daten offen, erst dann bauten sie die Seite Twitter.com und setzten sie auf die API auf. Normale Software behandelt API-Nutzer wie Bürger zweiter Klasse, die keinesfalls Zugriff auf den geheimen Quellcode erhalten dürfen, weil sonst der Wettbewerbsvorteil verloren gehen könnte. Die Macher von Twitter begriffen jedoch, dass die komplette Offenlegung ebenfalls einen Wettbewerbsvorteil bietet: den Vorteil nämlich, dass die eigene Plattform als Fundament für einen ganzen Kosmos von Softwareapplikationen dient, die auf ihr aufbauen. Man könnte es auch den Vorteil der Zusammenarbeit nennen. Die Last, ständig neue Ideen für ein Produkt zu entwickeln, ruht nicht mehr auf den Schultern des Herstellers allein. Bei einer offenen Plattform kommen die guten Ideen von überallher.
    Es ist schon faszinierend, profitorientierten Unternehmen wie Twitter und Google dabei zuzusehen, wie sie offene APIs gezielt einsetzen, um Innovation zu fördern. Noch faszinierender jedoch sind die Entwicklungen, die sich im öffentlichen Sektor beobachten lassen. Im Herbst 2008 kündigte der Chief Technology Officer des Distrikts Columbia, Vivek Kundra, das Apps-for-Democracy-Programm an, das zuvor den leicht anrüchigen Arbeitstitel »Hack the District« getragen hatte. Softwareentwickler wurden eingeladen, anhand der von der Regierung zur Verfügung gestellten Daten Applikationen zu entwickeln. Der Fantasie waren dabei keine Grenzen gesetzt, es konnte sich um Webseiten, Facebook-Applikationen oder iPhone-Apps handeln, einzige Bedingung war, dass sie den Datenschatz der Regierung auf irgendeine Weise für Bürger, Besucher, Firmen oder staatliche Stellen nutzbar machten. Dem Gewinner winkte ein Preisgeld von 10.000 US-Dollar. DieTeilnehmer hatten nur 30 Tage, aber selbst innerhalb dieses kurzen Zeitfensters wurden 47 Applikationen eingereicht. Die beiden ersten Plätze belegten eine App für historische Rundgänge durch Washington und eine, die demografische Informationen für Bürger zur Verfügung stellte, die beabsichtigten, den Wohnort zu wechseln. Unter den anderen Wettbewerbern waren Tools, mit denen sich die Regierungsausgaben für bestimmte Projekte verfolgen ließen, Stadtpläne speziell für Fahrradfahrer und Echtzeit-Parkinformationen, die ihre Daten ständig mit den öffentlichen Parkuhren abglichen. StumbleSafely, eine besonders originelle und amüsante App, zeigte dem Nutzer von jeder beliebigen Bar in der Stadt den sichersten Fußweg nach Hause.
    Das Experiment war ein so großer Erfolg, dass es Nachahmer in Dutzenden anderen Städten weltweit gefunden hat. Als in Washington im Frühling 2009 der zweite Durchlauf von Appsfor-Democracy stattfand, war Kundra nicht mehr dabei, um die Preise zu verleihen, und das aus gutem Grund: Er war von Präsident Obama zum Chief Information Officer ernannt worden und damit beschäftigt, neben dem Apps-for-America-Wettbewerb der Sunlight Foundation das ambitionierte Programm Data.gov auf den Weg zu bringen. Beide Initiativen haben die Bereitschaft gemeinsam, von Innovationsplattformen wie Twitter, Google und Facebook zu lernen. Als Al Gore zu Zeiten der

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