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Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition)

Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition)

Titel: Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Johnson
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neu erfinden. Sie wollen sich gegenseitig vervollständigen, genauso wie sie miteinander in Wettbewerb treten wollen.
    1 Mit der verworrenen Entstehungsgeschichte des HDTV ließe sich ein eigenes Buch füllen, aber die Kurzversion lautet in etwa so: In den frühen 1980ern führte die japanische Rundfunkgesellschaft NHK vor Mitgliedern des US-Kongresses und anderen Regierungsmitarbeitern eine Reihe von Probevorführungen von hochauflösenden Fernsehgeräten durch. Dies geschah zu einer Zeit, da der wirtschaftliche Aufstieg Japans Amerika in Angst und Schrecken versetzte und Sony TV bereits beträchtlich mehr Geräte auf dem amerikanischen Markt verkaufte als alteingesessene Hersteller wie RCA oder Zenith. Die Möglichkeit, dass japanische Firmen auf dem US-Markt einen verbesserten Bildstandard einführen könnten, stellte sowohl für die amerikanischen Unterhaltungselektronik-Hersteller als auch für die heimische Halbleiterindustrie eine Bedrohung dar, wie der damalige Senator Al Gore betonte, nachdem er eine der NHKVorführungen besucht hatte. Innerhalb weniger Monate erging durch die Zulassungsbehörde für Kommunikationsgeräte FCC ein offizieller Beschluss, nach Möglichkeiten zur Verbesserung der Bildqualität in terrestrischem und Kabelfernsehen zu suchen. Alle Kräfte sollten gebündelt werden. Ronald Reagan, der sich stets gerne der Möglichkeiten des Fernsehens bediente, nannte die Entwicklung eines amerikanischen HDTV-Standards gar eine Angelegenheit von »nationalem Interesse«. Was in den nächsten Jahren folgte, war jedoch weniger der erhoffte große Schritt nach vorn als ein endloser, verschlungener Schleichweg. Zunächst berief die FCC ein Komitee ein, das Advisory Committee on Advanced Television Service (ACATS), das im Lauf des folgenden Jahres dreiundzwanzig verschiedene Vorschläge einholte und über sie beriet. Sechs davon kamen schließlich in die engere Auswahl – jeder mit seiner eigenen Technik, die eine höhere Ton- und Bildqualität garantieren sollte. Manche waren analog, andere digital, manche waren mit bestehenden Systemen kompatibel, für andere würde der Konsument sich neue Geräte anschaffen müssen. Fünf Jahre lang wurden Hunderte von Millionen Dollar in Forschung und Entwicklung gesteckt, um die einzelnen Plattformen zu testen und zu verbessern. Das Ganze sollte 1993 zum Abschluss kommen, denn da hatte das Komitee vor, nach einer abschließenden Testreihe den Sieger zu küren. Doch das Ergebnis der Testreihe war nicht mehr als eine Präambel für die nächste: Das Einzige, worauf man sich einigen konnte, war, dass Digitaltechnik der analogen vorzuziehen sei, wodurch sich das Feld der Bewerber zumindest ein wenig lichtete. Die im Wettbewerb verbliebenen Systeme waren jedoch immer noch so fehlerhaft, dass das Komitee keinen Gewinner benennen konnte und stattdessen vorschlug, die Kandidaten sollten von nun an zusammenarbeiten und einen gemeinsamen Standard entwickeln. 1995 konnte sich diese Gruppe, auch die Grand Alliance genannt, schließlich auf einen gemeinsamen Standard für ein digitales, hochauflösendes Video- und Audioformat einigen, und die FCC übernahm die Vorschläge im folgenden Jahr.
    2 Ironischerweise könnte diese Tatsache in direktem Zusammenhang mit den Makeln beider Umgebungen stehen: Es ist durchaus denkbar, dass Kriminalität und Online-Spam so gut gedeihen, weil auch sie idealen Nährboden für Innovation finden.
    3 Jedem, der sich in den letzten ein oder zwei Jahrzehnten mit den neuen Möglichkeitsräumen des World Wide Web beschäftigt hat, werden Teile der folgenden Argumentation bekannt vorkommen. In Buchform habe ich zum letzten Mal vor zehn Jahren über das Netz geschrieben. Seither hat sich eine beeindruckende Community von Unternehmern und Theoretikern herausgebildet, die die Grenzen des Mediums immer wieder neu ausloten und gleichzeitig darüber reflektieren, welche Folgen die letzten Entwicklungen nach sich ziehen könnten. Wir alle haben unmittelbar miterlebt, wie innovativ das Netz sein kann, und haben lokal eine Menge Wissen über die Faktoren angehäuft, auf denen seine Innovationskraft fußt. Ich habe versucht, dieses Wissen in Produktivkategorien zu bündeln: den sieben Mustern der Innovation. Ich hoffe, dabei ein paar Erkenntnisse über die Mechanismen des World Wide Web zutage zu fördern, die die Web-Community überraschen werden. Selbst der begeistertste Mikroblogger und Anhänger von Crowdsourcing-Projekten wie Wikipedia wird seine Zweifel

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