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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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sich widerstrebend von ihr.
    Ohne Gegenwehr ließ er sich wieder Handschellen anlegen. Der Mann hatte ihm die letzten Minuten mit Anja ohne Handschellen ermöglicht, dafür würde er ihm ewig dankbar sein.
    »Ich liebe dich, Anja, ich werde dich nie vergessen. Niemals«, sagte er heiser schon auf dem Weg zur Tür.
     
    *
     
    »Ich dich auch nicht, Ramon. Du bedeutest mir alles.« Anja krallte sich an der Bank fest auf der Suche nach einem Halt, den es nun nicht mehr gab. Ihr Blick hing an seinem, saugte sich an seiner geliebten Gestalt fest, bis er aus dem Gerichtssaal trat.
    Der Schlag, mit dem sich die Tür hinter ihm schloss, klang wie das Fallen einer Guillotine. Restlos verloren sackte Anja an der Stirnseite der Bankreihe zu Boden.
    Die letzten Wochen waren schon unerträglich gewesen, aber da hatte sie immerhin gewusst, dass sie Ramon zumindest noch einmal sehen würde.
    Damit war es jetzt vorbei. Er war endgültig fort. Eingesperrt. Unerreichbar.
    Nach dem Urteil blieben keine Illusionen mehr. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich in nächster Zeit wiedersehen würden, konnte man mit null bezeichnen. Ramon konnte die USA nicht verlassen. Sie durfte nicht mehr in die USA hinein. So und nicht anders sah es aus.
    Sie bemerkte nur am Rande, dass Oliver neben ihr in die Hocke ging. Erst, als sie seinen sanften Griff an ihrem Oberarm spürte, ließ sie sich von ihm aufhelfen.
     
    *
     
    Carolin blickte erschüttert in Anjas Gesicht, als diese kraftlos auf Oliver gestützt durch die Tür des Gerichtssaals trat. Bis auf den grenzenlosen Schmerz in ihren Augen wirkte sie wie abgestorben. Stumm ging sie ihr entgegen und schlang beide Arme um sie.
    Ihre Freundin fühlte sich erschreckend dünn an, als wäre ein Teil ihres Körpers bei Ramon geblieben. Carolin blinzelte gegen Tränen an. Sie konnte nur hoffen, dass die klaffende Lücke, die sein Verlust in Anjas Herz hinterlassen haben musste, irgendwann heilen würde. Bis dahin würde sie nur ein Schatten ihrer selbst sein. Daran gab es für Carolin nach diesem Tag keinen Zweifel mehr.
    Lange blieb sie einfach mit ihrer Freundin stehen. Auch Oliver sprach nicht. Er hatte den Arm um sie gelegt, stand aber gleichzeitig nahe bei Anja. Carolin ahnte, dass er das tat, um ihnen beiden notfalls Halt geben zu können. Als er sie ansah, formte sie mit den Lippen ein lautloses »Danke«. Er nickte und drückte leicht ihre Schulter. Carolin schloss kurz die Augen. Noch nie war sie froher gewesen, ihn bei sich zu haben, als in diesem Moment.
    Flankiert von ihm lotste sie Anja sanft auf den Ausgang zu und geleitete sie zum Wagen.
    Wie ein lebloser Gegenstand ließ ihre Freundin alles mit sich geschehen. Selbst später im Motel, als der von Oliver angeforderte Arzt ihr eine Spritze zur Kreislaufstärkung gab, zuckte sie nicht mit einem Muskel. Carolin sah ihre Vermutung bestätigt. Ihre Freundin schien sämtliche Kraft, sämtlichen Lebenswillen verloren zu haben. Behutsam setzte sie sich neben Anjas blasser Gestalt auf die Bettkante.
    Auch wenn sich ihre Freundin ohne Ramon entsetzlich einsam fühlen musste. Sie war es nicht. Ihr Blick streifte Oliver, der den Schrank nach weiteren Decken absuchte. Sie beide waren es nicht.
     
    *
     
    Anja schlief die folgenden zwei Tage beinahe ununterbrochen. Jedes Mal, wenn sie die Augen ein wenig öffnete, entdeckte sie Carolin. Entweder saß ihre Freundin in der Nähe ihres Bettes oder sie sprach leise mit Oliver.
    Als sie sich langsam aufsetzte, blickte Carolin sofort zu ihr. »Hallo, da bist du ja wieder.« Sie schnappte sich ein Glas und kam ans Bett. »Wie fühlst du dich?«
    Anja nahm das Glas entgegen, trank aber nicht. Erst als Carolin auffordernd darauf zeigte, nippte sie halbherzig daran. » Besser, danke.« Inständig hoffte sie, dass ihrer Freundin nicht auffiel, wie sehr sie schwindelte. In Wahrheit fühlte sie sich immer noch entsetzlich. Wo sich Ramon wohl gerade befand? Bei dem Gedanken an ihn brannten neue Tränen in ihren Augen. Hastig drückte sie die Lider zu und umklammerte mit den Händen das Glas, damit sie nicht zitterten.
    Dass Carolin ihr kein Wort geglaubt hatte, erkannte sie an der Art, wie sie ihr eine Locke aus dem Gesicht strich. »Wenn Ramon dich sehen könnte, würde er wahrscheinlich Amok laufen. Zum Glück erfährt er nicht, dass du dich zugrunde richtest.«
    Ihre Worte verursachten ein wehmütiges Ziehen in ihrem Inneren. Carolin hatte recht. Ramon würde sie kräftig schütteln, wenn er jetzt hier wäre. Sie

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