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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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sondern auch körperlich. Glücklich dachte sie an das neue Leben, das unter ihrem Herzen heranwuchs.
    Sie bemerkte erst allmählich, dass Marlene sie sinnend betrachtete. »Gibt es noch etwas, das du mir vielleicht sagen willst?«
    »Ja.« Sie holte Luft und spürte, wie sie zu strahlen begann. »Ich habe vor ein paar Tagen einen Schwangerschaftstest gemacht und er war positiv.«
    »Aha.« Marlene lächelte ebenfalls. »Nach dem, was du mir von deinem Ramon erzählt hast, wundert mich das nicht wirklich. Sollen wir mal mit dem Ultraschall nachsehen?«
    »Gern.«
    Wenig später hatte Anja hundertprozentige Gewissheit. Leicht schwindelig vor Freude ließ sie sich von Marlene in den Korbsessel vor dem Schreibtisch drücken. Sobald sie sich gesetzt hatte, umarmte die Ärztin sie innig. »Herzlichen Glückwunsch, mein Liebes. Du weißt, dass du jetzt besonders auf dich aufpassen musst«, mahnte sie milde, schob den zweiten Korbsessel näher und setzte sich ebenfalls. »Du musst regelmäßig essen und keine Doppelschichten im Krankenhaus mehr, verstanden?«
    Anja nickte gehorsam.
    »Kannst du Ramon irgendwie mitteilen, dass er Vater wird? Ich denke, dass das auch für ihn eine tolle Neuigkeit sein wird.«
    »Ja.« Sie lächelte. »Ich werde ihm nachher gleich einen Brief schreiben.«
    »Schön, du musst mir unbedingt Bescheid sagen, wenn er geantwortet hat.« Marlene drückte ihre Hand. »Hast du schon darüber nachgedacht, wie es jetzt weitergeht?«
    »Was meine Arbeit angeht noch nicht im Detail, aber da werde ich schon eine Lösung finden.« Sie sah Marlene entschlossen an. »Schließlich gibt es viele alleinerziehende Frauen, denen die Organisation auch ganz passabel gelingt.«
    Die Ärztin nickte zufrieden. »Gut. Ich bin froh, dass du nicht den gleichen Fehler machst wie ich.«
    Bei dieser Eröffnung runzelte Anja überrascht die Stirn.
    »Ich habe mich damals dagegen entschieden, Kinder zu bekommen«, erklärte Marlene. »Zwischenzeitlich halte ich das nicht mehr für den richtigen Weg. Kinder sind etwas Wundervolles, Anja. Und wegen deiner Arbeit … Wenn du einverstanden bist, können Wolfgang und ich dir jederzeit unter die Arme greifen. Schließlich werden wir das hier«, sie vollführte eine schwungvolle Handbewegung über ihre Praxis, »nicht mehr ewig machen.«
    Anja war sprachlos. Nie wäre sie auf die Idee gekommen, Marlene um Hilfe zu bitten, dabei lag das bei ihrer innigen Freundschaft doch so nahe. Wie oft hatte die Ärztin schon erwähnt, dass sie ganz verrückt nach den Enkelkindern ihrer Schwägerin war. Es kam ab und zu vor, dass die Kleinen sogar bei ihr und Wolfgang übernachteten.
    Als könnte Marlene Gedanken lesen, fuhr sie fort. »Bei uns ist immer was los, da kommt es auf ein Kind mehr oder weniger wirklich nicht an.«
    »Das ist ein tolles Angebot, Marlene.« Sie konnte noch gar nicht fassen, welch unvermutete Unterstützung sie erhielt. »Ich werde gern darauf zurückkommen, wenn es euch keine Umstände macht.«
    Marlene winkte lächelnd ab. »Ach papperlapapp, Umstände. Damit kommen wir locker zurecht. Schließlich besitzen wir nach über vierzig Jahren Praxisstress Nerven wie Drahtseile.« Sie zwinkerte ihr verschmitzt zu.
    Anja schmunzelte. Wenn Gott eine Tür schließt, öffnet er eine andere. Das hatte ihre Großmutter oft gesagt. Nie hätte sie gedacht, wie sehr sich dieser Satz für sie bewahrheiten würde.
    Sie plauderten noch eine Weile, dann kehrte Anja zuversichtlich nach Hause zurück.
     
     
    Deutschland, Heidelberg, 17.12.2007, 06:45 Uhr
     
    Der Linoleumboden quietschte unter Anjas Füßen, als sie schnellen Schrittes durch den Flur des Krankenhauses eilte. Es war ein seltsames Gefühl, wieder ihre Station zu betreten.
    Alles wirkte wie immer. Die glänzenden Böden, der stetige Geruch nach Reinigungsmitteln, die gelbe Farbe der Wände, geschäftig umherschwirrendes Personal.
    Nichts hatte sich verändert. Nichts, außer ihr selbst. Hier drin konnte sie es erst recht kaum glauben, was alles passiert war, wie verbissen sie mit einem Minimum an Medikamenten um Ramons Leben gekämpft hatte.
    Barbara, die junge Lernschwester, entdeckte sie als Erste. »Anja, du bist wieder da!«, rief sie mit hoher Stimme und stürzte auf sie zu.
    Wenig später war sie von ihren Kolleginnen umringt, die sich wie eine Herde besorgter Muttertiere auf sie stürzten, Fragen stellten, sie immer wieder an sich drückten. Sie lächelte in die vertrauten Gesichter. Es war schön, wieder auf der

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