Wo immer Du bist, Darling
spitze. Sind das deine?«
Ramon blinzelte und sah fragend zu Anja hoch. Aber ehe sie für ihn die deutschen Worte übersetzen konnte, drehte sich Adrian zu ihr. »Bleiben wir hier, Mama? Hier gefällt es mir. Bitte, Mama, bitte«, bettelte er hoffnungsvoll.
Anja beugte sich zu den beiden hinab und strich Adrian über den zerzausten Haarschopf. »Ja«, sagte sie leise. Ihr Blick verschmolz mit Ramons. »Ja, wir bleiben.«
Adrian quietschte entzückt und hüpfte ein paar Mal, ohne Ramons Finger loszulassen, vor ihnen auf und ab, dann rannte er quer durch den Raum. »Hast du gehört, Juan? Wir bleiben hier!«
Der alte Kubaner blickte zufrieden schmunzelnd von ihr zu Ramon, dann wandte er sich Adrian zu und wackelte demonstrativ mit einem Farbpinsel vor dessen Nase.
Die Hand immer noch auf Ramons Schulter gelegt, lächelte sie unter Tränen, weil ihr Sohn die Einladung sofort verstand. »Au ja!«, rief er begeistert und zog seinen Großvater hinter sich her. »Wir haben noch gar nicht den Schnabel angemalt.«
Die beiden verschwanden polternd im Nebenraum.
Ramons Hand glitt über ihre, suchte ihre Berührung. Langsam stand er auf. Sie betrachtete ihn liebevoll, während er sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augen rieb. Zärtlich schlang sie beide Arme um seine Hüften.
Er blickte zu ihr und sie las einen ganzen Ozean an Gefühlen in seinen Augen. Als sie die Hand hob, um ihm über die Wange zu streicheln, drehte er das Kinn und küsste ihre Handinnenfläche. Die Geste drückte eine Zärtlichkeit und Liebe aus, die ihr Herz zum Überquellen brachte.
»Wollen wir euer Gepäck ins Haus holen?« Er räusperte sich, weil ihm seine Stimme noch nicht gehorchte. »Im Obergeschoss gibt es ein kleines Zimmer direkt neben den Schlafräumen. Sollen wir Adrian da unterbringen oder will er bei uns schlafen?«
Anja spürte, wie sie bei dem Wort »uns« ein warmes Glücksgefühl durchströmte. Endlich waren sie zusammen, endlich waren sie eine Familie. »Das kleine Zimmer wäre perfekt.«
»Gut, dann bringen wir seine Sache dorthin.« Ramon steckte die Holzfiguren, die er immer noch in der linken Hand hielt, in seine Hosentasche und umfasste ihre Taille.
Während sie zum Auto gingen, legte Anja den Kopf in den Nacken und atmete tief den würzigen Duft nach Blumen und Meer ein. »Es ist so schön hier.«
»Ja, das ist es.« Ramon drehte sich zu ihr. Die Hände an ihrem Hals, hob er ihr Gesicht an. »Aber erst, seitdem du da bist.«
Anja schmunzelte. »Charmeur.«
»Verführerin.« Seine Augen begannen zu blitzen.
»Dieb.«
»Kleiner Feldwebel.«
»Liebe meines Lebens«, gestand sie leise.
»Stimmt.« Er fing ihre Lippen mit seinen ein und küsste sie zur Bestätigung. Minutenlang. Lächelnd und etwas außer Atem setzten sie ihren Weg fort.
Der Inhalt der wenigen Gepäckstücke war schnell ausgepackt, sodass sich bereits am frühen Abend nahezu alles an seinem neuen Platz befand.
Anja saß neben Adrian, als er über die Sicht aufs Meer aus seinem Zimmerfenster staunte. »Gehen wir morgen schwimmen? Ich war noch nie im Meer schwimmen .« Gespannt blickte er abwechselnd von ihr zu Ramon.
Nachdem sie ihm die Frage übersetzt hatte, lachte er vergnügt. »Klar, warum nicht? Hier gibt es jede Menge Fische, das wird dir gefallen.«
Adrian bekam große Augen, als sie ihm Ramons Antwort erklärte.
»Ich habe ein kleines Boot«, sagte Ramon, nun wieder an Anja gewandt. »Wenn ihr wollt, können wir morgen ein wenig durch die Bucht rudern.«
Sie berührte lächelnd seinen Arm. »Das klingt toll. Deshalb wird jetzt zügig ins Bett gegangen«, fügte sie dann auf Deutsch in Richtung ihres Sohnes hinzu.
»Aber Mama, ich kann jetzt noch nicht schlafen.«
Sie ging vor Adrian in die Knie und hielt ihm die Zahnbürste unter die Nase. »Doch, du kannst. Das Meer läuft dir schon nicht weg.«
*
Wenig später sah Ramon Anja zu, wie sie Adrian einen Hasen, den sie »Mr. Bun« nannten, unter die Decke steckte. Er konnte noch nicht glauben, dass er von nun an an diesen Dingen teilhaben durfte.
Nachdem sich Anja wieder aufgerichtet hatte, holte er sie rückwärts in seine Arme und hauchte einen Kuss auf ihren Nacken. Sofort kuschelte sie sich an ihn.
Er blickte über ihre Schulter auf ihren gemeinsamen Sohn hinab und war sich sicher, dass es nirgendwo auf Erden einen glücklicheren Mann gab als ihn.
*
Sobald Adrian eingeschlummert war, schob Anja den selig blickenden Ramon behutsam aus dem Zimmer. Sie
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