Wo immer Du bist, Darling
grinsend den Kopf.
»Hunderte«, sagte er, dann zog er sie an sich.
Epilog
Kuba, Tortuguilla, 10.06.2013, 07:50 Uhr
L eises Meeresrauschen, durchsetzt von Vogelgezwitscher, drang an Anjas Ohr. So wie jeden Morgen.
Lächelnd schlug sie die Augen auf und streckte sich genüsslich, dann drehte sie den Kopf und betrachtete ihren schlafenden Mann. Ramon lag dicht neben ihr, hatte einen Arm um sie geschlungen und beanspruchte den Löwenanteil des Bettes. So wie jeden Morgen.
Bei seinem Anblick schlug ihr Herz glücklich schneller. Vertraut legte sie ihre Hand auf seinen Bauch. Seine sonnenbraune Haut hob sich deutlich von dem weißen Bettlaken ab, das schräg über seinen Hüften lag. Genau wie er schlief auch sie unbekleidet, seit sie bei ihm lebte.
Manchmal konnte sie noch nicht glauben, dass seit ihrem Wiedersehen am Strand nahezu ein Jahr vergangen war. Wie schnell die Zeit verflog, wenn man sie mit geliebten Menschen verbrachte.
Selig schweifte ihr Blick zum offenen Fenster. Die Gardinen bewegten sich verspielt in der warmen Morgenbrise und gaben den Blick auf einen strahlend blauen Himmel frei. So wie fast jeden Morgen, zumindest in den Sommermonaten.
Heute war der Tag, an dem sich Carolin und Oliver in der gleichen Kapelle, in der auch Anja und Ramon vor zehn Monaten geheiratet hatten, das Jawort geben würden .
Verträumt erinnerte sie sich an ihre eigene Trauung. Carolin, Oliver, Marlene und Wolfgang waren an diesem Tag in Begleitung einer Torte angereist und hatten damit am Flughafen in Havanna einen riesigen Tumult ausgelöst.
Gott sei Dank kannte Ramon einen der Zollbediensteten aus der Schulzeit, sodass die Torte nach einigen Erklärungen schließlich unbeschadet einreisen durfte.
Anja musste immer noch schmunzeln, wenn sie an das Chaos dachte. Auch die erste Begegnung zwischen Ramon und ihren Freunden würde sie wohl nie vergessen. Sie konnte nicht mehr sagen, wie oft sie sich genau das nach ihrer Rückkehr aus den USA gewünscht hatte. Und an diesem Tag war dieser Wunsch endlich in Erfüllung gegangen. Carolins entgeisterter Gesichtsausdruck, als sie Ramon mit Adrian auf dem Arm zum ersten Mal entdeckt hatte, war wirklich denkwürdig gewesen, obwohl sie den Grund dafür bestens nachvollziehen konnte. Vater und Sohn sahen sich wirklich verblüffend ähnlich. Außerdem klebten sie ständig aneinander, als wollten sie jede Minute der verlorenen Jahre nachholen.
Tief bewegt hatte sie verfolgt, wie Ramon erst von Carolin und Oliver, dann von Marlene und Wolfgang herzlich umarmt worden war. Weil er von den aufgeregten Glückwünschen so gut wie gar nichts hatte verstehen können, war er etwas verlegen gewesen, trotzdem hatte er die stürmische Begrüßung ihrer Freunde genauso innig erwidert. Anschließend war er wieder neben sie getreten und hatte den Arm um seine kleine Familie gelegt, was Marlene mit einem verschwörerischen Zwinkern quittiert hatte.
Sie schmunzelte und ließ ihre Finger auf seine Brust wandern. Leider fehlten Marlene und Wolfgang auf der heutigen Hochzeitsgesellschaft. Sie würden erst gegen Ende des Jahres wieder herüberfliegen. Ramon hatte die geniale Idee gehabt, das ältere Paar über die kalten, deutschen Wintermonate aufs sonnige Kuba zu holen. Da Marlene ihre Praxis inzwischen endgültig an eine junge Ärztin übergeben hatte, war sein Vorschlag auf breite Zustimmung gestoßen. Auf diese Zeit freute sich Anja schon sehr. Zwar stand sie mit den beiden genauso regelmäßig in E-Mail-Kontakt wie mit Petra, aber es bedeutete doch etwas erheblich anderes, sie leibhaftig um sich zu haben.
Adrian war begeistert gewesen, als sie ihm vor ein paar Tagen gesagt hatte, dass seine Quasi-Großeltern in zwei Monaten zu Besuch kamen. Bis dahin würde er schon wieder ein gutes Stück gewachsen sein. Ihr wurde ganz komisch zumute , wenn sie daran dachte, wie ihr Sohn wohl als Erwachsener aussehen würde. Adrians blaue Augen wirkten in Verbindung mit seinen halbkubanischen Genen in gewisser Weise genauso ungewöhnlich wie Ramons. Schon jetzt war ihr kleiner Mann der Schwarm sämtlicher, weiblicher Wesen der netten Dorfschule, in die er mittlerweile ging. Bestimmt würde er eines Tages den Kubanerinnen gehörig die hübschen Köpfe verdrehen. Er sprach schon wesentlich besser Spanisch als sie, obwohl sich ihre eigenen Sprachkenntnisse inzwischen durchaus sehen lassen konnten.
Wenigstens brauchte sie jetzt nicht mehr alle Gliedmaßen, um sich in dem kleinen Krankenhaus, in
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