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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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sie in guten Händen. Nicht nur, was ihren Ausflug anging, sondern auch ganz wörtlich. Wie schon vermutet, wusste er tatsächlich genau, wo er anpacken musste. Mit jeder Stunde an seiner Seite verstärkte sich die Gewissheit, dass sie bei ihm in Sicherheit war. Er würde niemals ohne sie weitergehen oder zulassen, dass ihr etwas zustieß.
    »Wird es besser?«, fragte er, ließ sie aber noch nicht los.
    Sie nickte. »Ist schon fast wieder vorbei. Vielen Dank.«
    »Keine Ursache.« Behutsam legte er ihr Bein ab und setzte sich auf die Fersen zurück.
    Anja richtete sich ebenfalls wieder auf. So schön der Gedanke auch war, noch eine Weile liegen zu bleiben, sie mussten unbedingt weiter. Außerdem fanden sich bestimmt angenehmere Rastplätze als der von Steinen durchsetzte Laubhaufen, auf dem sie gerade residierte.
    Sie rieb die Erde von den Handflächen, dann versuchte sie, sich zu orientieren. Woher waren sie noch mal gekommen? Sie konnte den Fluss nicht sehen und aus ihrer sitzenden Perspektive wirkte alles ganz anders. Plötzlich fesselte ein Baum hinter Ramon ihre Aufmerksamkeit. Mit gerunzelter Stirn beugte sie sich vor. »Was ist das denn?«
     
    *
     
    Ramon war noch damit beschäftigt, vertrocknete Blätter aus Anjas Locken zu klauben. Das war jedenfalls besser, als an ihren schlanken Unterschenkel zwischen seinen Fingern zu denken.
    »Hm?«, murmelte er abwesend und schnippte eine Spinne von ihrer Schulter, ehe diese Anjas unbedeckten Hals erreichen konnte.
    »Das da oben. Was ist das?«
    Er drehte sich um und blickte in Richtung ihres ausgestreckten Arms. Als er erkannte, was sie entdeckt hatte, schloss er lautlos fluchend die Augen. Verdammt noch mal, nicht das auch noch!
    Auf der Rinde knapp vier Meter über dem Boden hoben sich sogar für einen Laien sichtbar helle Kratzspuren gegen das Dunkel des Holzes ab. Kratzspuren mächtiger Krallen …
    Obwohl die Markierungen bereits seit geraumer Zeit ihren Weg kreuzten, hatte er gehofft, Anja würde sie nicht bemerken und ihm bliebe dadurch erspart, sie über die neuerliche Gefahr aufklären zu müssen.
    Er drehte den Kopf und sah in ihr fragendes Gesicht. Langsam atmete er durch. Lügen hatte keinen Zweck. Früher oder später wäre er sowieso nicht mehr um die Wahrheit herumgekommen.
    »Das sind Bärenspuren. So markiert er sein Revier.«
    »Was? So weit oben? Aber wie kann er denn … Wie schafft er es denn …? « Mehr brachte sie nicht heraus, weil ihr wohl bildlich vorschwebte, wie groß ein Tier sein musste, um diese Höhe zu erreichen.
    »Es dient als Warnung für andere Bären. Können sie die Markierung nicht überbieten, meiden sie das Gebiet.«
    Sie nickte verstehend. »Und was ist mit uns? Wird der Bär uns nicht als Störenfriede empfinden und angreifen?«
    Volltreffer. Er blickte sie an. Was sollte er darauf erwidern? Am besten etwas, das nicht gerade nach der exakten Beschreibung eines Horrorfilms klang.
    Um Zeit zu gewinnen, half er ihr, aufzustehen und sah kurz nach ihrem Fuß, den sie immer noch leicht vom Boden weghielt. Seine Antwort beschränkte sich auf ein unverfängliches »Wir werden einfach aufpassen, dass wir ihm nicht über den Weg laufen.« Vor allem nicht, solange er außer einem Messer keine Waffe bei sich trug, ergänzte er in Gedanken. Mit bloßen Händen einem ausgewachsenen Bären gegenüberzutreten, stand nicht gerade an oberster Stelle seiner Wunschliste.
    Anja war immer noch beunruhigt. »Wie weit ist es denn noch?«
    »Eine knappe Stunde etwa, dann können wir uns erst mal ausruhen. In den Satteltaschen sind trockene Sachen und Verpflegung.« Und mein Gewehr, beendete er den Satz im Stillen. Das Risiko, dem Bär tatsächlich zu begegnen, lag um einiges höher, als er vor ihr zugeben wollte, denn Bären hatten keine natürlichen Feinde und waren äußerst neugierig.
    Ramon sah jedoch keinen Sinn darin, Anja noch mehr zu ängstigen. Sie hatte in den vergangenen Stunden genug durchgemacht. Das letzte bisschen Kraft brauchte sie für wichtigere Dinge als lähmende Panik.
    Er räusperte sich. »Bist du bereit? Wir sollten uns wieder auf den Weg machen.«
    Sie nickte und humpelte los.
    Ohne zu zögern, griff er um ihre Taille und half ihr, die ersten qualvollen Schritte zu überstehen.
    Dankbar stützte sie sich auf ihn. Ihre Hand legte sich vertrauensvoll über seine.
    Die zarte Geste löste ein warmes Gefühl in Ramons Innerem aus. Er sah auf sie hinab. Er konnte es noch so abstreiten, aber die kleine Kämpferin an seiner

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