Wo immer Du bist, Darling
geschlagene Stunde, bis er nickte und sich erhob.
Anja lockerte ihre Glieder. Sie hatte wie eingefroren neben ihm ausgeharrt, offenbar voller Sorge, der Bär würde ihnen einen Besuch abstatten und sie in Stücke reißen.
Langsam und vorsichtig ging Ramon weiter. Anja war die Freude an ihrer Umgebung sichtlich vergangen. Sie lief extrem knapp hinter ihm her. Jedes Mal, wenn sie ein Geräusch hörte, zuckte sie gegen ihn. Ramon hätte Wetten darauf abgeschlossen, dass zwischen sie beide nicht einmal eine Bärentatze gepasst hätte.
Gegen Nachmittag erreichten sie den Rand eine Senke, in der ein breiter, gewundener Bach träge zwischen niedrigem Gestrüpp dahinfloss. Die Sonne hatte den Kampf gegen die Wolken gewonnen und glitzerte einladend auf dem hellblauen Wasser.
Ramon ließ die Satteltaschen fallen, behielt das Gewehr aber in der Hand. »So, da wären wir, du hast jetzt freie Wahl. Essen oder zuerst waschen?«
*
Obwohl ihr Magen wie auf Kommando knurrte, zögerte Anja mit Blick auf ihre schmutzstarrenden Hände nicht lange. »Waschen, bitte.«
Ramon kramte eine naturfarbene Schachtel aus der Tasche. »Hier, es ist zwar nur Sandelholzseife, aber etwas Besseres haben wir nicht.«
Freudig überrascht nahm sie das wertvolle Gut entgegen. Sofort stieg ihr ein Duft in die Nase, den sie inzwischen untrennbar mit Ramon verband. »Danke, das reicht völlig.«
Er zeigte mit dem Gewehr auf ein sandiges Stück Ufer zwischen zwei Grasflächen. »Diese Stelle eignet sich gut zum Baden. Entferne dich aber nicht zu weit«, warnte er.
Warum, musste er Anja nach der vorherigen Begegnung wirklich nicht mehr erklären. Sie schnappte sich die dreckigen Kleider und marschierte zum Ufer hinab. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Ramon kehrtmachte und sich in Richtung eines Felsblocks auf der Anhöhe wandte.
Am Bach angekommen, kühlte ihr Begeisterung ab, weil ihr wieder einfiel , wie bitterkalt das Wasser in dieser Höhe war. Schnell schwenkte sie die Kleider in dem klaren Nass und rieb über die gröbsten Schmutzstellen, weil sie es nicht übers Herz brachte, auch nur einen Krümel der kostbaren Seife für die kaputten Sachen zu verschwenden.
Nachdem sie mit dem Ergebnis ihrer Bemühungen einigermaßen zufrieden war, wrang sie die Stücke aus und breitete sie über einen niedrigen Busch, damit sie wenigstens etwas abtropften, bevor sie sich wieder auf den Weg machten. Richtig trocknen konnten die Sachen ohnehin erst abends am Feuer.
Sie verharrte einen Moment, dann zog sie sich beherzt das weite Hemd samt BH über den Kopf, schlüpfte aus der Hose und kickte die Schuhe von ihren Füßen.
*
Ramon, der Anja von einem Felsvorsprung aus beobachtete, beugte sich verblüfft vor. Plötzlich hatte er nicht nur ungehindert Sicht über das Tal, sondern auch auf ihren cremig weißen Busen.
Eigentlich war er nur auf den Felsen geklettert, um das Tal im Auge zu behalten, falls der Bär oder ein anderes Tier ihr Gesellschaft leisten wollten. Damit, dass sie sich fast vollständig auszog, hatte er nicht gerechnet.
Vollständig auszog, korrigierte er atemlos, als sie nach kurzem Zögern auch noch den dünnen Stoff ihrer hellgelben Unterhose abstreifte.
Einen Moment stand sie mit Blick auf das Wasser unbewegt da, dann watete sie zügig in den Bach und tauchte ohne anzuhalten bis zum Hals unter.
Ramon konnte nur daliegen und mit trockenem Mund auf seine Begleiterin starren, die mit der Anmut einer Waldnymphe begann, Seife auf ihrer Haut zu verteilen. Völlig verzaubert bewunderte er das Lichtspiel, das das bewegte Wasser auf ihre feinknochige Gestalt zeichnete und sich strahlend in ihren blonden Locken brach.
Sein Herz begann schneller zu schlagen und klopfte bald mit der Intensität eines Dampfhammers gegen seine Brust, während das unmissverständliche Ziehen in seinen Lenden ihm deutlich klarmachte, was er eigentlich längst wusste.
Sie brachte ihn um den Verstand. Sie wühlte ihn auf. Nicht nur seinen Körper, sondern auch seine Seele. Und das nicht zu knapp. Seine Bemühungen, von ihr fernzubleiben, hatten sich als vollkommen nutzlos erwiesen.
Schleichend langsam hatte sie in den letzten Stunden Kerben in seinen Schutzwall aus Emotionslosigkeit geschlagen, hatte ihn dazu gebracht, sich zu fragen, wie es wäre, ihr wirklich nahezukommen. In jeder Hinsicht.
Ergeben gestand er sich ein, was längst auf der Hand lag. Sein kämpferischer Vorsatz, ihr nicht mehr auf den Leib zu rücken, hatte sich in das Gegenteil
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