Wo immer Du bist, Darling
noch einmal ihre Haut zu berühren.
Um seine Hände zu beschäftigen, drückte er Anja das Gewehr in die Finger. Sie beäugte zuerst die Waffe, dann ihn, dann neigte sie den Lauf respektvoll abwärts. »Damit kann ich nicht umgehen. Ich hätte die Schlange nicht einmal getroffen, wenn ich ihr die Waffe direkt vor die Nase gehalten hätte.«
»Das macht nichts. Falls irgendetwas passiert, schieß einfach darauf … notfalls in die Luft.« Ramon reichte ihr auch das Magazin. »Geh zum Lager zurück. Ich bin gleich wieder bei dir, will nur kurz ins Wasser.«
»Was ist, wenn dir ein Tier begegnet?«
Er zog das Messer aus dem Gürtel und hielt es auf ihre Augenhöhe. »Dann habe ich noch das hier. Geh jetzt«, instruierte er sie mit einer Ruhe, die ihm allerhand Beherrschung abverlangte. Sein Blick verfing sich beständig am offenen Kragen ihres Hemdes. Bilder der nackten Anja spukten durch seinen Kopf, umgarnten ihn und fraßen sich verheerend in seine Selbstkontrolle.
Bemüht sanft schob er sie von sich. Er musste sie aus seiner Griffweite entfernen. Unverzüglich. Andernfalls würde er gleich Dinge mit ihr anstellen, die mit schlichtem Trost nichts mehr gemein hatten.
Zum Glück befolgte Anja seine Anweisung und machte sich auf den Weg.
Ramon wartete, bis sie den Fuß der Anhöhe erreicht hatte, dann entkleidete er sich, nahm die Seife und ging auf dem schlüpfrigen Bodengrund einige Meter ins Wasser. Das kalte Nass würde hoffentlich nicht nur dafür sorgen, dass er sauber wurde, sondern auch seine erhitzten Sinne abkühlen.
Kopfschüttelnd schnippte er die Seife auf einen hohen Stein. Langsam entwickelte sich die Notwendigkeit, seinen Körper an die Kandare zu nehmen zur Daueraufgabe. Er musste tunlichst vermeiden, dass Anja herausfand, wie schlecht es um seine Beherrschung stand. Sonst brauchte er keinen Taschenrechner, um zu ermitteln, wie viel Prozent ihres Vertrauens er dann verspielt hatte.
Mit dem Gedanken, dass dieser Verlust das absolut letzte war, was er erreichen wollte, hechtete er in den Bach.
*
Anja stieg nachdenklich den Abhang zum Lager hinauf. Sie hatte inzwischen erkannt, dass sich Ramon in gefährlichen Situationen ganz anders verhielt als sonst. Die unnahbare und beherrschte Art war nur eine Seite seines Wesens. Es gab auch eine andere, äußerst leidenschaftliche und wilde. Unter seiner undurchdringlichen Schale steckte ein erstaunlich vielschichtiger und tiefgründiger Mann, der immer wieder ohne zu zögern sein Leben für sie aufs Spiel setzte, alles tat, damit ihr nichts zustieß.
Ein lautes Platschen hinter ihr lenkte ihre Aufmerksamkeit auf den Bach zurück.
Sie blieb stehen, rief sich zur Ordnung und blickte stur geradeaus. Ihre Gedanken kreisten sowieso ständig um ihn, auch ohne dass sie detailgetreu wusste, wie er nackt aussah.
Entgegen allen guten Vorsätzen konnte sie nicht widerstehen und drehte sich trotzdem um.
Weil er sie im Evakostüm hatte betrachten können, erschien es ihr mehr als gerecht, ebenfalls einen Blick zu riskieren. Zumindest versuchte sie so, ihr im Grunde schamloses Verhalten zu entschuldigen. Darüber, dass ihr dummes Herz plötzlich zu hüpfen begann, sah sie geflissentlich hinweg und suchte stattdessen die bewegte Wasseroberfläche nach ihm ab. Wo war er?
Ramon tauchte unvermittelt auf, schüttelte die nassen Haare und schwamm mit kräftigen Zügen zur anderen Seite des Bachs, dann kehrte er um und kraulte zurück.
Anja duckte sich hinter einen Busch. Jetzt bloß nicht auffallen …
Vorsichtig linste sie zwischen den Blättern hindurch und hielt den Atem an. Ihr schlechtes Gewissen hielt der brennenden Neugier nicht länger stand als ein Eiswürfel der Wüste. Sie beugte sich erwartungsvoll vor.
Ramon fasste nach der Seife, drehte Anja den Rücken zu, und richtete sich auf. Bis knapp unter den Hüften im Wasser, begann er, sich die Haare zu waschen.
Ohne Gefahr zu laufen, seinem durchdringenden Röntgenblick begegnen zu müssen, konnte Anja ihn in aller Ruhe begutachten.
Er besaß einen beneidenswerten Körper. Im hellen Licht der Sonne zeigten sich die schön ausgeprägten Rückenmuskeln noch deutlicher und arbeiteten weich im Einklang mit seinen Bewegungen. Weiter unten verjüngten sie sich in schwungvoller Linie zu einem knackigen, halb aus dem Wasser ragenden Gesäß.
Anja biss sich auf die Lippen. Seit einiger Zeit ging ihr die Frage nicht mehr aus dem Kopf, wie es wohl sein musste, ihn in sich zu spüren, all das mit ihm zu
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