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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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verkehrt. Er wollte mit ihr schlafen. Unbedingt.
    Jede Minute, jede zufällige Berührung machte es ihm schwerer, seine Zurückhaltung zu wahren. Sollte Anja ihm je signalisieren, dass sie an einer Fortsetzung des Kusses interessiert war, würde er sich schneller auf sie stürzen als ein Leopard auf eine Gazelle.
    Dennoch ging es um mehr als rein körperliches Begehren. Es war Anja selbst, die ihn anzog.
    Er wollte wissen, woher sie kam, was ihr einnehmendes Wesen ausmachte, was ihr im Leben wirklich wichtig war.
    Über diese Erkenntnis erschrocken, zuckte er zusammen. Was war nur mit ihm los, dass er plötzlich über solche Dinge nachgrübelte? Vielleicht tickte er ja nach den Strapazen im Fluss einfach nicht mehr richtig.
     
    *
     
    Anja beendete das erfrischende Bad. Bis zum Kinn im Wasser prüfte sie, ob Ramon in Sichtweite umherpirschte. Als sie ihn nirgends entdecken konnte, stieg sie aus dem Bach und streifte mit den Händen die Wassertropfen von ihrem Körper. Was hätte sie darum gegeben, sich auch die Haare waschen zu können, aber sie konnte schlecht bis zum abendlichen Lagerfeuer mit nassem Kopf durch die Gegend laufen.
    Sie griff nach Ramons Flanellhemd und gewahrte dabei eine merkwürdige Bewegung im hohen Gras. Irritiert sah sie genauer hin.
    Keine drei Meter von ihr entfernt wand sich eine schwarzbraun gefleckte Schlange auf dem sonnigen Strandabschnitt. Anjas Finger krallten sich in das Hemd. Sie hasste Reptilien. Ganz besonders Schlangen.
    Das Tier stoppte und nahm züngelnd Witterung auf – exakt in ihre Richtung. Ihre Muskeln blockierten. Eigentlich war ihr klar, dass sie schnellstens rückwärtsgehen musste, aber sie konnte sich vor Schreck keinen Millimeter rühren.
    Die Schlange ließ ein bösartiges Zischen hören, fixierte sie aus leblosen Knopfaugen und schlängelte sich näher. Näher und näher … in Reichweite ihrer Füße!
    Anjas Puls versagte endgültig. Ihre Haut begann zu prickeln. Lauf weg! Lauf endlich weg!
    Ihr Gehirn sandte den Befehl zur Flucht, doch ihr Körper wollte nicht gehorchen. Die Anweisung hämmerte wiederholt durch ihre Gedanken. Vergeblich. Sie stand regungslos da, benahm sich angesichts der Bedrohung, als hätte jemand ihre Füße in Beton gegossen.
    Ramon … Anja schluckte. Nein. Er war viel zu weit entfernt, um ihr auch nur ansatzweise helfen zu können. Das nächste Zischen erklang. Dieses Mal genau vor ihr.
    O Gott! Nach Luft schnappend gelang es Anja endlich, einen winzigen Schritt zurückzuweichen. Das Reptil quittierte ihren Fluchtversuch mit aggressiv geöffnetem Maul. Beim Anblick der spitzen Fangzähne schloss Anja mit dem Leben ab. Sie wankte einige Zentimeter rückwärts. Zu viele für die Schlange. Ohne Vorwarnung griff sie an.
    Ihr Kopf schnellte waagerecht auf ihre Beine zu – und zerplatzte plötzlich in tausend Fetzen. Anjas Schrei ging in einem ohrenbetäubenden Knall unter, der quer durch das Tal peitschte. Entsetzt machte sie einen hilflosen Satz, sprang weg von dem sich windenden Tierkadaver. Dann stand sie da, atemlos die Hände gegen den Bauch gedrückt. Ihre Augen hafteten wie festgeschweißt auf dem garstigen Schauspiel zu ihren Füßen, während ihr Verstand noch nicht verarbeiten konnte, was gerade geschehen war. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis es ihr mit weichen Knien gelang, sich in die Richtung zu drehen, aus der der Knall gekommen war.
    Ramon stand etwa hundert Meter entfernt auf einem erhöht liegenden Felsen am Rand des Tals und senkte langsam den Gewehrlauf.
    Entgeistert blickte Anja abwechselnd ihn und die tote Schlange an, konnte nicht begreifen, wie er es geschafft hatte, über solch eine Distanz hinweg ausgerechnet den Kopf des Tieres zu treffen. Ihr wurde hundeelend, als nach dem ausgestandenen Schock sämtliches Blut in ihren Magen rauschte. Ihre Beine begannen zu schlottern, wohingegen ihre Sinne sich irgendwie in Watte zu packen schienen. O nein …
     
    *
     
    Ramon versuchte, seine angespannten Muskeln wieder zu lockern. Der Anblick der Schlange, wie sie todbringend auf Anja zugekrochen war, hatte ihm das Herz stocken lassen. Das Tier war ihm erst aufgefallen, nachdem Anjas statisches Verhalten ihn aus seinen Gedanken gerissen hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben war er wirklich froh, dass er so gut mit einem Gewehr umgehen konnte. Nur ein Wimpernschlag später … Es war verdammt knapp gewesen.
    Aufmerksam sah er zu ihr hinunter.
    Anja stand immer noch unbewegt da. Im einen Moment sah sie zu ihm hinauf, im

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