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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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liebkoste sie seine reglose Hand. Sie vermisste seine Stimme, sein Lächeln, seine energiegeladene Präsenz an ihrer Seite. Bilder der letzten Tage tauchten vor ihren Augen auf. Die erste Begegnung im Store, der Fluss, Ramons Gesichtsausdruck, bevor er sie das erste Mal geküsst hatte, das Bad in der Senke und die Höhle. Immer wieder die Höhle.
    Mit geschlossenen Lidern ließ sie die unglaubliche Erfahrung dieser Nacht noch einmal aufleben. Selbst, wenn sie hundert Jahre alt wurde, diese Stunden gehörten zu jenen, die sie nie vergessen würde.
    Erst mit Ramon hatte sie erlebt, zu welcher Sinnlichkeit und Leidenschaft sie fähig war. Er hatte sie aus der Starre erweckt, sie mit seiner Berührung zum Erblühen gebracht. Er war der Mann ihres Lebens. Sie liebte ihn bis in die allerletzte Zelle ihres Herzens.
    Ramons Hand zuckte kurz gegen ihre Finger, riss sie aus ihrem Tagtraum. Sofort beugte sich Anja über ihn. Nichts. Er schlief unverändert weiter.
    Schweigend lehnte sie sich gegen die Holzwand am Kopfende des Bettes und beobachtete, wie die untergehende Sonne die Spitze des Waldes in leuchtendes Orangerot tauchte.
    Als sich die Nacht herabsenkte, hauchte sie einen Kuss auf Ramons unbewegte Lippen, dann legte sie sich erschöpft auf ihr Lager am Boden. Wenig später träumte sie von einem Bach in der Farbe seiner Augen.
     
    Es war noch mitten in der Nacht, als Anja wieder aufwachte. Sie schreckte hoch und blickte schon im selben Moment zu Ramon.
    Er hatte sich die Decke vom Körper geworfen und seine schweißnasse Haut glänzte wie Kupfer im schwachen Licht des Feuers. Unruhig warf er sich hin und her.
    Sie stützte sich auf die Bettkante und fasste auf seine Stirn, wusste aber schon vor der Berührung, dass sie sich kochend heiß anfühlen würde.
    Leider behielt sie recht. Das befürchtete Fieber war eingetreten. Sie sprang auf die Füße, holte die beiden Petroleumlampen aus dem Regal, entzündete sie und stellte sie auf einen Hocker neben das Bett. Sie brauchte jedes verfügbare Licht, um die Wunde überprüfen zu können. Ramons Messer in der Hand, setzte sie sich auf die Bettkante. Sie holte tief Luft und wappnete sich innerlich für das, was jetzt kam.
    Anja löste den Verband, penibel darauf bedacht, die Wunde nicht aufzureißen. Minutiös besah sie sich die Verletzung. Die Wundränder waren gerötet und heiß, womit sich das Fieber erklärte. Ramons Körper hatte keine andere Wahl, die Infektion zu bekämpfen. Die Hitze würde helfen, Erreger abzutöten, auch wenn ihm das noch mehr Kraft raubte.
    Die Naht hatte die Blutung gestoppt, sodass sie den Verband eine Zeit lang weglassen konnte, damit Luft an die Verletzung kam. Anja nahm einen frischen Lappen, goss Wasser aus der Trinkflasche darüber und rieb ihm sanft übers Gesicht.
    Ramon wand sich ruhelos. Seine Lippen bewegten sich, brachten aber keinen Laut hervor. Sie murmelte leise Koseworte und wusch ihm ruhig die Brust, unternahm alles, um seinem gepeinigten Körper etwas Linderung zu verschaffen.
    Es half nichts. Ramon schien überhaupt nicht darauf zu reagieren. Plötzlich krümmte er sich wie unter einem Schlag. Im nächsten Moment packte er ihren Arm derart kraftvoll, dass ihr die Luft wegblieb. Unvermittelt öffnete er die Augen. Sie glühten fiebrig und neongrün, aber Ramon sah sie nicht. Er war nicht bei Bewusstsein. Trotzdem begann er zu flüstern . Spanische Worte sprudelten wie unter Zwang aus ihm heraus, formten sich zu Sätzen, die er endlos wiederholte. Anja verstand zwar deren Inhalt nicht, konnte aber die schreckliche Panik dahinter körperlich spüren. Vollkommen gebannt blickte sie ihn an.
    Er ließ sie wieder los. » ¡No, madre. No, no! « Von einer Sekunde zur nächsten begann er wild um sich zu schlagen . Anja duckte sich unter seinen Armen hindurch und schnappte sich seine Handgelenke. Obwohl sie keine Ahnung hatte, wie sie ihn besänftigen sollte, musste sie verhindern, dass er sich weiterhin derart heftig bewegte. Andernfalls würde die Wunde binnen Minuten aufreißen. Das durfte nicht geschehen. Auf keinen Fall!
    Er stöhnte gequält und bockte, machtlos dem ausgeliefert, was das Fieber aus seinem Unterbewusstsein an die Oberfläche trieb.
    »Ramon, nicht!« Mit aller Kraft versuchte sie, seine Arme auf der Brust zu fixieren, ihn irgendwie ruhigzustellen, doch bald wurde ihr klar, dass es eine unlösbare Aufgabe war, gegen seine Kraft ankämpfen zu wollen. Ramon bestand ohnehin nur aus sehnigen Muskeln und entwickelte

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