Wo immer Du bist, Darling
entzog sie ihm ihr Gesicht. »Vergiss es, du bekommst deine Krücke nicht zurück.«
Ramon schüttelte grinsend den Kopf. »Darum ging es mir gar nicht, ehrlich. Ich wollte dir danken, dass du das alles mit mir durchstehst. Ich kann mir keine bessere Begleiterin hier draußen vorstellen.«
»Danke.« Anja freute sich ungemein über dieses Lob. Zielstrebig legte sie beide Arme um seinen Hals. Ramons Lider senkten sich erwartungsvoll, als sie sich wieder zu ihm neigte.
Sobald sich ihre Lippen erneut begegneten, tauchten seine Finger unter den Kragen ihrer Jacke. Da es sich dabei um sein Kleidungsstück handelte, erreichte er in dem weiten Futter ungehindert ihren Busen. Anja verging fast vor Sehnsucht. Trotzdem sah sie ein, dass es weder der Ort noch die Zeit für intimere Zärtlichkeiten war. Ihre Nerven beeindruckte diese Erkenntnis wenig. Selbst nachdem Ramon sie längst wieder losgelassen hatte, wollte das Prickeln nicht aufhören. Um nicht rückfällig zu werden, wandte sie sich dem Rucksack zu und suchte ein Päckchen Cracker zur Suppe heraus.
Als sie so weit fertig waren, dass sie sich schlafen legen konnten, bettete sie Ramons Kopf in ihren Schoß. »Ich werde heute Nacht Wache halten … Nein!« Sie legte resolut eine Hand über seinen Mund. »Keine Widerrede, du brauchst den Schlaf dringender als ich.«
Nachdem sie die Waffe in Griffweite neben sich gezerrt hatte, lehnte sie sich gegen die Wand. Sanft strichen ihre Finger über Ramons Haare und es dauerte nicht lange, bis ihm die Augen zufielen.
Sie betrachtete ihn voller Liebe. Bewusst nahm sie jedes Detail seiner Nähe in sich auf. Seine entspannte Hand auf ihrem Oberschenkel, die Wärme seines Körpers, die glänzenden schwarzen Strähnen zwischen ihren Fingern. Nicht mehr lange und sie würden wieder in einem sauberen, weichen Bett schlafen – jedoch nicht mehr zusammen. Sie blinzelte die Tränen zurück. Wie sollte sie auch nur eine Nacht ohne Ramon durchstehen?
Für sie stand außer Frage, dass sie noch einmal versuchen würde, ihn von seinem Vorhaben, sich den Behörden zu stellen, abzubringen. Es wäre ein Leichtes für ihn, spurlos zu verschwinden, nachdem er sie vor dem Polizeigebäude abgesetzt hatte. Schließlich war es den Gesetzeshütern jahrelang nicht gelungen, ihn zu schnappen. Er könnte einfach … Anja brach den Gedankengang ab. Sie machte sich etwas vor.
Mittlerweile kannte sie Ramon gut genug, um sich nicht solchen Illusionen hinzugeben . Er hatte eine Entscheidung getroffen und die würde er umsetzen. Unerbittlich.
Auch wenn sie wusste, es auch verstand, dass er richtig handelte, war das ihren Gefühlen herzlich egal. Sie wollte sich nicht von ihm trennen müssen, allein der Gedanke daran war schrecklich.
In getrübter Stimmung wartete sie, bis der Morgen dämmerte. Sie schloss keine Sekunde lang die Augen. Selbst wenn sie nicht Wache gehalten hätte, wäre sie zum Schlafen viel zu aufgekratzt gewesen.
Vorsichtig rutschte sie unter Ramons Körper hervor und bereitete das Frühstück zu, dann erst weckte sie ihn.
Die Arme rechts und links von seinem Kopf gestützt, konnte sie nicht widerstehen und verteilte sanfte Küsse auf seinem Gesicht. Ohne die Augen zu öffnen, fasste Ramon nach ihren Hüften und zog so lange, bis sie der Länge nach auf ihm lag.
»Guten Morgen, querida«, murmelte er heiser, hob den Kopf und küsste ihre Lippen. Ruckzuck fanden seine Finger den am Vortag erkundeten Weg in ihre Jacke und streichelten ihren Busen.
Heißes Verlangen schäumte durch ihre Adern und zentrierte sich einen Herzschlag später in ihrer Mitte, weil Ramon seine Härte gegen ihr Becken drückte. Plötzlich spielte alles andere keine Rolle mehr. Es war völlig egal, dass sie in der Kälte auf dem Waldboden lagen, dass sie eigentlich hätten weitergehen sollen. Sehnsüchtig drängte sie sich an ihn. Als er ihre bereitwillige Reaktion spürte, stöhnte Ramon und zerrte ungeduldig an ihrer Kleidung. Anja half ihm. Sie konnte kaum erwarten, seine Haut zu spüren.
Einige Meter entfernt drang plötzlich lautes Rascheln aus dem Gebüsch. Erschreckt fuhr sie in die Höhe und starrte zur Quelle des Lärms.
Ramon blickte ebenfalls dorthin.
Ein weiteres Rascheln war zu hören, dann schossen zwei Streifenhörnchen aus dem dichten Blätterwall und jagten sich schimpfend in die Baumkronen hinauf.
Anja drehte gleichzeitig mit Ramon den Kopf und blickte ihn wieder an.
»Kein Bär.« Er lächelte, und ließ, die Lippen zu einem »u«
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