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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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als er sie wieder öffnete, war der Ausdruck darin so trostlos und leer, dass es ihr das Herz brach.
    Näheres brauchte er nicht mehr zu sagen. Auch sie wusste, dass Ramon, sobald er sich in Gewahrsam begeben hatte, wahrscheinlich jahrelang im Gefängnis verschwinden würde. Es sah nicht gut für sie beide aus.
    Anja schluckte gegen die Tränen an. Sie blickte in Ramons Gesicht, in das Gesicht des Mannes, der ihr gesamtes Herz besaß. »Ich werde auf dich warten«, versprach sie, ohne die geringste Spur eines Zweifels. »Egal, wie lange es dauert, ich werde auf dich warten.«
     
    *
     
    Noch nie war es Ramon schwerergefallen, eine Antwort zu geben. Sein Innerstes verkrampfte sich, aber er musste die Worte aussprechen. »Das kann ich nicht verlangen, das wäre nicht fair.« Obwohl seine Seele geradezu danach schrie, ihr Versprechen anzunehmen, konnte er es nicht. Er liebte Anja zu sehr, um sie dieser Tortur auszusetzen. Jahrelang, vielleicht jahrzehntelang. Niemand konnte abschätzen, wie die Sache mit den Behörden letztlich ausging.
    Er küsste ihren Scheitel, als sie sich weinend an ihn klammerte, konnte aber nichts sagen, was ihren oder seinen Schmerz in irgendeiner Weise verringert hätte. Die Dinge lagen nicht weiter in seinen Händen.
    Trotz allem hoffte er, dass sie verstand, warum er sich für diese Lösung entschieden hatte. Er konnte nicht so weitermachen wie bisher. Sich zu stellen, war der einzige Ausweg.
    Ramon hielt sie umschlungen, bis die Dämmerung hereinbrach.

15.
    Der lange Weg zurück
     
     
     
    Kalifornien, Sierra Nevada, 02.10.2007, 08:50 Uhr
     
    A nja presste ihre Hand fester gegen Ramons Seite. Sie kamen nur sehr langsam voran, weil er Mühe hatte, auf dem schlüpfrigen Boden Halt für die Krücke zu finden.
    Eigentlich hätte sie sich über jede Verzögerung ihrer Rückkehr nach Mariposa freuen sollen. Leider konnte sie das nicht. Ramon hatte mit seiner Vermutung das Wetter betreffend recht behalten. Es schneite in unregelmäßigen Abständen und die Flocken wurden jedes Mal größer und dichter. Gott sei Dank blieb der Schnee bisher nur auf felsigem Untergrund liegen.
    Sie rasteten gegen Mittag. Mit der Vertrautheit der letzten Tage teilte sich Anja mit Ramon die Aufgaben. Sie blickte zu ihm, als er die letzten Trockenfrüchte aus dem Rucksack kramte, und war sich sicher, dass es nur wenige Paare gab, die perfekter aufeinander eingespielt waren als er und sie.
    Nach einer halben Stunde Pause setzten sie ihren Weg fort. Unentwegt dachte sie daran, was sie erwartete, wenn sie die Stadt erreichten, und sie sah Ramons Miene an, dass es ihm ebenso erging. Da er beide Hände für die Krücke benötigte, trug sie das Gewehr. Sie hielt sich dicht an seiner Seite. Zum einen, damit sie ihm helfen konnte, falls er Probleme bekam, vor allem aber, um ihm nahe zu sein.
    Als der Abend durch den Wald hereinkroch, packte Ramon sie abrupt am Arm und blieb stehen.
    Ihr Körper erstarrte in einer einzigen Sekunde. Ramons Geste konnte nur eines bedeuten. Gefahr.
    Hastig blickte sie sich um, entdeckte aber nichts. Trotzdem krümmte sie, zu allem entschlossen, ihre Finger um das Gewehr. Wenn sie auch nur den Schatten einer Bärenpfote zu sehen bekam, würde sie auf der Stelle schießen.
    Wie immer konnte Ramon ihre Gedanken lesen, denn er schüttelte leicht den Kopf und tippte den Gewehrlauf abwärts, den sie mangels eines konkreten Ziels abwechselnd von links nach rechts schwenkte. »Es ist nur eine Wildkatze«, sagte er leise und streckte behutsam die Hand nach der Waffe aus.
    Sie reichte sie ihm nur zu gern. Sie war nicht so naiv, zu glauben, dass sie den Umgang mit der Waffe sicher genug beherrschte.
    Die Krücke unter die Achsel gestützt, nahm Ramon das Gewehr ruhig in Anschlag, zielte, drückte aber nicht ab.
    Ihr Blick folgte der Richtung des Gewehrlaufs, bis sie eine hellbraune Katze entdeckte. Nahezu regungslos stand sie circa dreißig Meter von ihnen entfernt auf einem Felsen und beobachtete sie aus gelben, feindseligen Augen. Als die Katze bemerkte, dass nun auch Anja zu ihr hinübersah, zuckte sie nervös mit den Ohren, setzte mit einem eleganten Sprung vom Felsen und verschwand.
    Erleichtert ließ Anja die Schultern fallen. In den nächsten hundert Jahren würde keine Macht der Welt sie dazu bringen, einen Zoo zu besuchen. Sie hatte von Tieren im Allgemeinen und Wildtieren im Besonderen erst mal gehörig die Nase voll.
    »Glaubst du, sie kommt zurück?«, fragte sie, blickte aber vorsichtshalber

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