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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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drehte sie sich zu ihm um, ihre Hand schob sich über seinen Bauch, dann schlug sie die Augen auf. Ramon hielt inne und musterte sie lächelnd. Sie sah unglaublich weiblich und weich aus.
    Als sie sich langsam aufsetzte, legte er die Figur beiseite und liebkoste ihre Wange. »Habe ich dich geweckt, mi alma ? Das wollte ich nicht.«
     
    *
     
    »Kannst du nicht schlafen?« Anja blinzelte und rutschte näher an Ramon, ertastete dabei krümelige Schnipsel auf der Decke.
    Irritiert zog sie die Hand zurück und begutachtete die winzigen Holzstückchen auf seiner Seite des Bettes. Ihr Blick glitt zum Messer in seiner Hand, dann über das bearbeitete Stück Holz, das vergessen neben seinen Beinen lag. Neugierig griff sie danach. »Also daher kommen die ganzen Späne. Ich habe mich schon gefragt, ob wir vielleicht einen Biber als Untermieter haben.«
    Er lächelte. »Zum Glück nicht.«
    Anja drehte die Figur vor ihren Augen. Staunend bewunderte sie die filigranen Linien des Opossums, das sein Messer erschaffen hatte.
    »Das ist wunderschön«, hauchte sie und sah ihn verblüfft an. »Woher kannst du so etwas? Unglaublich.«
    Ramon zuckte mit den Schultern. »Das mache ich schon ewig. Schon als Junge habe in an allem rumgeschnitzt, was sich mit einem Messer bearbeiten ließ.«
    »Du musst eine extrem ruhige Hand haben, um so detailliert arbeiten zu können«, bemerkte sie, wobei ihr zwangsläufig seine ungewöhnliche Treffsicherheit mit dem Gewehr einfiel. Kein Wunder, dass er so gut schoss. Ehrfürchtig strich sie über die glatten Konturen.
    »Willst du sie behalten?«, fragte er leise.
    Anja sah auf, spürte die tiefe Bedeutung hinter seiner schlichten Frage. Sie schluckte bewegt. »Wenn ich darf?«
    Ramon neigte sich vor, legte seine Hände über ihre und schloss zärtlich ihre Finger um die Schnitzerei.
    Sie verfolgte stumm die symbolische Geste. Seine gebräunten Hände umschlossen ihre vollständig, beschützten die Figur darin, so, wie er es stets mit ihrem Leben getan hatte.
    Schmerzvolle Tränen kratzten in ihrer Kehle. Vielleicht war diese Figur das Einzige, was ihr von ihm bleiben würde. Sie hob den Kopf und sah ihm in die Augen.
     
    *
     
    Ramon hielt gequält ihren Blick. »Ich liebe dich, Anja. Immer, wenn du …«, er musste schlucken, »immer, wenn du diese Figur ansiehst, wird sie dich daran erinnern.«
    Seine Daumen rieben über ihre Handgelenke, dann küsste er sie, schmeckte die Tränen auf ihren Lippen und hätte am liebsten Gott verflucht. Was gäbe er dafür, seine Vergangenheit ungeschehen machen zu können! Alles. Absolut alles.
    Besitzergreifend fasste er unter ihre Hüften und hob Anja auf seinen Schoß. Noch war sie sein, noch war sie bei ihm.
    Ohne die Figur loszulassen, legte sie die Arme um seinen Nacken und vergrub das Gesicht an seinem Hals. »Was wird aus uns werden, wenn wir die Zivilisation erreichen?«
    Ihre erstickten Worte sprachen aus, was Ramon die ganze Zeit durch den Kopf spukte. Er löste sich von ihr und hob ihr Kinn an. Es hatte keinen Sinn, sich weiterhin vor der bitteren Wahrheit zu verstecken, das machte sie nicht weniger real.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er ehrlich. »Aber ich werde dich in Sicherheit bringen und mich den Behörden stellen.«
    Sie schüttelte bestürzt den Kopf. »Sie werden dich einsperren, wenn du das tust. Das will ich nicht, das wäre furchtbar!«
    Ihr leidvoller Gesichtsausdruck zerfetzte Ramons Herz nachhaltiger, als es eine Gewehrkugel je vermocht hätte. Verzweifelt holte er sie am Kinn zu sich und küsste sie mit einer Inbrunst, die fast an Besessenheit grenzte.
    Es dauerte eine Weile, bis er wieder sprechen konnte. »Ich kann nicht ewig vor dem, was ich getan habe, davonlaufen, querida .«
     
    *
     
    »Das ist mir egal.« Anja bebte innerlich. Die Angst, von Ramon getrennt zu werden, nichts dagegen tun zu können, wenn die Behörden ihn unweigerlich wegschlossen, gefror jede Zelle ihres Körpers. »Ich will nicht ohne dich sein.« Ihre Stimme brach zu einem Flüstern. »Ich will bei dir bleiben.«
    Er antwortete zunächst nicht, nur seine Finger kneteten rastlos ihre Handgelenke. Sie spürte, wie tief ihn ihre Worte berührten, erkannte es an den Gefühlen, die seine Miene widerspiegelte.
    »Bei Gott, das möchte ich auch. Mehr als du dir vorstellen kannst …« Seine Wangenmuskeln arbeiteten. »Aber das wird nicht funktionieren. Nicht, solange ich vor den Behörden auf der Flucht bin.«
    Er schloss einen Moment lang die Augen, und

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