Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
Vom Netzwerk:
Boden fallen, bevor der übereifrige Ranger noch auf die Idee kam, ihn abzuknallen. Er hob die Hände, als der Mann mit der Pistole in Richtung des Jeeps winkte und stieg gelassen auf die Rückbank.
    Anja drehte sich sofort zu ihm um. Beruhigend lächelte er sie an.
     
    *
     
    Anja hätte viel dafür gegeben, hinten neben Ramon sitzen zu können, aber das hätte der nervöse Ranger an ihrer Seite sicher nicht zugelassen. In verkrampfter Haltung steuerte der junge Mann den Jeep über den Waldweg. Irgendwann ging der Pfad in eine geteerte Straße über.
    Viel zu schnell erreichten sie Mariposa und hielten vor einem großen, ehrwürdigen Steingebäude, bei dem es sich nur um das Polizeirevier handeln konnte. Unwillig stieg sie aus.
    Als sie vor dem Ranger die Stufen zum Eingang hinaufgingen, fasste Anja wortlos nach Ramons Hand. Er verflocht seine Finger mit ihren und drückte sie leicht. Diese vertraute, für ihn so typische Geste, schnitt wie eine Glasscherbe in ihr Herz. Mit Tränen in den Augen kämpfte sie gegen den Drang an, einfach wegzurennen und Ramon hinter sich herzuschleifen. Doch was hätte das gebracht? Es hätte das Unvermeidliche bestenfalls hinausgezögert.
     
    Die Blicke sämtlicher Anwesenden blieben an ihnen hängen, als sie das Revier betraten und dem Ranger schweigend durch den engen Gang zwischen den Bürowaben folgten.
    Der Mann steuerte eine Glastür an, die, der Beschriftung zufolge, zum Büro des Sheriffs Edward Shepard führte, und öffnete sie.
    Als Anja neben Ramon den kleinen Raum betrat, blickte der Sheriff von seinen Unterlagen auf. Sein Blick streifte sie, dann Ramon und schwenkte ruckartig zu ihr zurück.
    »Du heiliger Strohsack!« Shepards Kinn sackte hinunter, dann stand er für einen korpulenten Mann erstaunlich schnell aus seinem Bürostuhl auf. Sprachlos starrte er sie an. Sekundenlang.
    »Anja Zimmermann?«, fragte er schließlich, obwohl er die Antwort vermutlich längst kannte.
    Anja nickte. Sofort kam Bewegung in den ergrauten Ordnungshüter. Mit kurzem Blick auf Ramon brüllte er nach zwei Officers . Seine Stimme war kaum verhallt, da stürmten die Herbeizitierten in das enge Büro, als gälte es, einen gefährlichen Terroristen zu stellen.
    Wortlos griffen sie nach Ramon und drückten ihm die Arme auf dem Rücken zusammen, was er widerstandslos geschehen ließ. Ohne eine einzige Frage an ihn zu richten, legten die Männer ihm Handschellen an.
    Anja begann still zu weinen, als sie sah, wie grob mit Ramon umgesprungen wurde.
    Shepard deutete ihre Tränen offenbar völlig falsch, denn er umrundete seinen Schreibtisch und tätschelte ihr begütigend die Schulter. »Keine Sorge Kindchen, wir haben ihn. Jetzt kann er Ihnen nichts mehr tun.«
    Sie biss sich auf die Lippen. Das war falsch! Das alles war komplett falsch! Sie rang nach Luft, wollte um sich schlagen, wollte nur noch mit Ramon aus diesem Raum heraus. Voller Verzweiflung irrte ihr Blick zu ihm. Er schien zu spüren, welcher Kampf in ihr tobte, denn er schüttelte kaum merklich den Kopf, eine Liebe in den Augen, die wie ein beruhigender Energiestrom zu ihr floss. Sie schluckte, hielt eisern den Blickkontakt.
    Ramon sah erst weg, als Shepard ihn ansprach. Mit unbewegter Miene beantwortete er alle barschen Fragen, die ihm gestellt wurden, und bekannte sich, ohne zu zögern, zu seiner Beteiligung an der Geiselnahme.
    Anja hörte ihm wie versteinert zu. Sie konnte nichts tun. Gar nichts. Nicht einmal an dem Tag, an dem Ramon schwer verletzt vor ihr gelegen hatte, hatte sie sich so hilflos gefühlt wie in diesem Moment. Damals war wenigstens noch ein kleiner Lichtstreif geblieben, eine Hoffnung, dass sie irgendetwas bewirken konnte. So etwas existierte hier nicht. Man würde sie auseinanderreißen, und es gab nichts auf der Welt, was das jetzt noch verhindern würde.
     
    *
     
    Ramon teilte Shepard alle Einzelheiten mit, die er über die Entführung wissen wollte. Beantwortete die Fragen auch ein zweites Mal, wenn der Ordnungshüter ihm nicht abkaufte, dass er die Wahrheit sprach. Als er nach dem kurzen Verhör von den beiden Officers flankiert zur Tür geschoben wurde, sah er ein letztes Mal zu Anja. Sie blickte zurück und in diesem nonverbalen Austausch lagen all ihre Gefühle für ihn.
    Er spürte ihre Absicht schon, bevor sie aufsprang und auf ihn zustürzte. Mit einem Ruck befreite er sich aus dem Griff der Officers und drehte sich ihr entgegen. Mehr konnte er mit auf dem Rücken gefesselten Händen nicht

Weitere Kostenlose Bücher