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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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geformt, die Luft entweichen.
    Sie atmete ebenfalls auf. »Ich glaube, ich entwickle langsam eine Aversion gegen diese Tiere.«
    »Geht mir genauso.«
    Verblüfft bemerkte sie, dass er das Gewehr wieder neben ihrer Wade ablegte. Wann hatte er danach gegriffen?
    Wieder einmal wurde ihr bewusst, dass Ramon stets wachsam, stets zum Handeln bereit blieb – egal, wie abgelenkt er war. Kein Wunder, dass sie sich bei ihm so sicher fühlte. Wann immer sie in Gefahr geriet, wann immer sie ihn brauchte, er war zur Stelle. Zumindest im Moment noch.
    Sie schluckte und verdrängte die peinigenden Gedanken an die bevorstehenden Tage. Noch waren sie zusammen, noch war er bei ihr. Wie um sich dessen zu vergewissern, beugte sie sich zu ihm und gab ihm einen innigen Kuss.
    Als sie sich wieder aufrichtete, strich Ramon ihr die Locken aus dem Gesicht. »Wir sollten aufbrechen, bevor es erneut zu schneien anfängt.«
    Anja nickte ergeben und rutschte von ihm hinunter. Ramon angelte mit dem Fuß nach der Krücke, dann kämpfte er sich mit ihrer Hilfe auf die Beine.
    Das Frühstück nahmen sie im Stehen ein und machten sich danach unverzüglich auf den Weg.
    Dieses Mal veranlasste sie, taub für jegliche Einwände, dass sich Ramon genug Pausen gönnte. Gegen Abend begann es abermals leicht zu schneien und als Anja am folgenden Morgen aus ihrem provisorischen Unterstand kroch, lag eine dünne Schneedecke. Glücklicherweise ließ sich mittags die Sonne zwischen den Wolken blicken und machte der weißen Pracht den Garaus. Sie gingen stetig bergab, wobei die Temperatur merklich wieder anzusteigen begann.
    Nach mehreren Tagen trafen sie auf einen Waldweg. Ohne das hinderliche Unterholz und die störenden Felsen kamen sie erheblich schneller voran.
    Anja glaubte erst an Einbildung, als sie nach einer Wegbiegung unvermittelt ein Motorgeräusch auszumachen schien. Sie hatte sich nicht getäuscht. Ramon hörte das Dröhnen anscheinend ebenfalls, denn er blieb stehen.
    Wenig später kam ein grüner Wagen der Parkranger in Sicht. Der Jeep stoppte direkt neben ihnen.
    Als sie den entsetzten Gesichtsausdruck des Fahrzeuginsassen bemerkte, konnte sie sich ungefähr vorstellen, was für ein abgerissenes Bild Ramon und sie nach der Wanderung durch die Wildnis abgaben.
    »Mein Gott, was ist denn mit euch passiert?«, wollte der schmächtige junge Mann wissen und sprang aus dem Wagen. »Habt ihr euch verlaufen?«
    Neugierig sah er von einem zum anderen.
    Ramon antwortete zuerst. »Können Sie uns nach Mariposa aufs Polizeirevier mitnehmen?«, fragte er ruhig. »Die junge Lady hier ist Anja Zimmermann. Sie wurde vor über einem Monat gekidnappt … von mir.«
    Anja schloss die Augen. Jegliche Hoffnung, die sie sich noch gemacht hatte, zerplatzte, als sie Ramons Worte hörte. Sie wollte protestierend den Mund öffnen, kam aber nicht dazu, etwas zu erklären.
    »Was sagen Sie da? Ich glaube … Moment mal.« Der Gesichtsausdruck des Rangers verwandelte sich von Besorgnis in Fassungslosigkeit, während er sie genauer musterte. Wahrscheinlich kannte er ihr Bild, hatte womöglich sogar das Erpresserfoto gesehen. Mit der rechten Hand auf der Dienstwaffe wandte er sich Ramon zu. »Sie müssen mit mir kommen, Sir«, befahl er ernst. Sein Adamsapfel hüpfte nervös, als fürchtete er, Ramon könnte ihn plötzlich angreifen.
    »Darum hatte ich gerade gebeten«, antwortete Ramon mit legendärer Ruhe.
    Hektisch sah der Ranger zu seinem Wagen, griff nach Anjas Arm und zog sie energisch von Ramon weg. Ehe sie sich wehren konnte, drückte er sie auf den Beifahrersitz.
     
    *
     
    Ramon verfolgte, wie der Mann Anja in den Wagen bugsierte. Falls das Milchgesicht sie nur ein einziges Mal unhöflich behandelte oder schief ansah, würde er ihm unverzüglich das Genick brechen.
    Es gefiel ihm überhaupt nicht, wie Anja plötzlich von ihm ferngehalten wurde. Sie war in den letzten Wochen ständig bei ihm gewesen. Sie gehörte zu ihm.
    Auch wenn diese Zugehörigkeit bald nur noch in seinen Gedanken existieren würde, gab es daran für ihn keinen Zweifel. Er schloss für einen Moment die Augen.
    Die Szene hier war nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was sie beide in der Stadt erwartete. Die Geschichte nahm ihren Lauf. Genauso, wie er es beabsichtigt hatte. Es gab keinen anderen Weg, selbst wenn er Anja am liebsten über die Schulter geworfen und wieder in den Wald zurückgetragen hätte.
    Schicksalsergeben ließ er den Gewehrgurt von seiner Schulter rutschen und die Waffe zu

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