Wo mein Herz zu Hause ist
verbraucht. Doch als der Abschied nahte und sie daran dachten, dass er in zwei Tagen wieder aufs Festland zurückkehren musste, hatten sie sich nicht zurückhalten können. Und bei diesem vierten Mal – dem letzten – war sie schwanger geworden.
Mit Tränen in den Augen drehte sich Addie in Skips riesigem Bett auf die Seite. Ihr kleines, verlorenes Baby. Das Kind, um das sie sich ständig Sorgen machte, nach dem sie sich so sehnte …
Es verging kein Tag, an dem sie nicht an diese Tochter dachte, die sie aufgegeben hatte. Wo war sie? Ging es ihr gut?
Wie immer setzten Schuld und Reue ihr so sehr zu, dass ihr ganz schlecht wurde. Schließlich setzte sie sich stöhnend auf, schlug die Decke zurück und rannte ins Bad, wo sie sich übergab.
Als sie sich gerade den Mund ausgespült hatte, erschien Skip in der Tür. Er trug ein weißes T-Shirt und graue Jogginghosen.
„Geht’s dir nicht gut?“ Er war sofort an ihrer Seite und legte den Arm um sie. „Was ist passiert?“
„Nichts. Ich habe nur schlecht geträumt.“
Prüfend musterte er sie.
„Du siehst elend aus.“
„Mir geht’s aber gut.“
Er führte sie zurück zum Bett, deckte sie zu wie ein Kind, schaltete die Nachttischlampe an und die Deckenbeleuchtung aus. Dann setzte er sich auf die Bettkante und nahm ihre Hand mit dem verbundenen Daumen vorsichtig in seine.
„Mach dir doch nicht solche Sorgen. Ich helfe dir mit deinem Haus.“
Wenn die Situation nicht so verrückt gewesen wäre, hätte Addie gelacht. Er glaubte, dass ihr vor Sorge um den Sturmschaden schlecht war, während sie nur an ihr verlorenes Kind dachte …
„Es ist nicht das Haus“, brachte sie hervor.
„Was ist es dann?“
„Das Baby.“
„Welches Baby?“
Sein Gesicht lag halb im Schatten, und einen Moment lang glaubte sie den Jungen zu sehen, in dessen Armen sie vor dreizehn Jahren gelegen hatte.
„Unser Kind.“
Sie spürte, wie er erstarrte.
„Denkst du manchmal an unser Kind?“, fragte sie mit zitternder Stimme.
„Addie.“
„Denkst du an sie?“
Er wandte den Kopf ab, seufzte, sah sie wieder an und schluckte mehrmals schwer. „Ich bin froh, dass du fragst“, sagte er schließlich. „Unendlich froh.“ Doch er sprach nicht weiter, sondern drehte ihre Hand um, sodass die Handfläche oben lag, und strich mit dem Zeigefinger sacht über ihre Herzlinie. „Ich muss dir nämlich etwas sagen“, fuhr er schließlich fort.
Wie elektrisiert setzte sie sich auf. „Weißt du etwas? Weißt du, wo sie ist? Geht es ihr gut?“
Vielleicht hatte er sein Geld und seine Beziehungen genutzt, um etwas in Erfahrung zu bringen …
„Addie … lieber Himmel, wie soll ich das nur sagen … sie ist hier, hier in …“
„Hier?“ Sie entzog ihm ihre Hand und umklammerte seinen Arm. „Was soll das heißen, hier? In Burnt Bend?“
Sie krallte sich an seinem T-Shirt fest. „Wo ist sie?“
„Es ist Becky.“
Becky? Jetzt verstand Addie gar nichts mehr. Was redete er da? Becky war seine Tochter, die er mit seiner Frau gezeugt hatte.
Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich meine unser Kind. Die Tochter, die ich … wir …“
Unverwandt sah er sie an. Wie sie seine honigbraunen Augen geliebt hatte, als sie fünfzehn, sechzehn, siebzehn war …
Bis er sie verlassen hatte. „ Ich kann das nicht …“, waren seine Worte gewesen.
Langsam ließ sie die Hände sinken. „Soll das heißen, dass Becky nicht das Kind von dir und deiner Frau ist?“
„Ich habe nie geheiratet.“
Natürlich nicht. Schließlich legte er sich ungern fest.
„Aber … wie …?“
Ungläubig blickte sie zur Tür. Am Ende des Flurs schliefen zwei Kinder. Und jetzt erzählte Skip ihr, dass beides ihre Kinder waren.
Das konnte nicht sein. So gnädig war das Schicksal nicht. Und gleichzeitig so grausam.
Auf einmal begann ihr Herz heftig zu schlagen, und sie bekam nicht genügend Luft. Panik stieg in ihr auf, und sie zwang sich, Skip anzusehen.
„Ich wollte es dir gleich sagen, nachdem ich es selbst erfahren habe“, erklärte er. „Aber da warst du noch verheiratet. Und du hattest ein zweites Kind.“
Wie konnte jemand nur so denken? Sie sprang auf und ging zum Fenster. „Dachtest du etwa, dass es mir deshalb egal wäre? Dass ich sie vergessen hätte?“
Jeder Atemzug schmerzte, und kleine Pünktchen tanzten vor ihren Augen.
„Nein, aber ich hatte Geschichten über deinen Mann gehört.“ Skip stand auf und kam auf sie zu.
„Was denn für Geschichten?“
„Dass eure
Weitere Kostenlose Bücher